Kapitel 08 ❀ changé

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LOUIS - ANTOINE

Die Nachricht, dass Aliénor unauffindbar sei, hatte unsere Gesellschaft schnell erreicht. Ihre Mutter hatte sich verängstigt die Hand vor den Mund geschlagen, und ihre ältere Schwester, mit der mich so gut wie gar nichts mehr verband, hätte wahrscheinlich am liebsten die Augen verdreht. Ich wusste ganz genau, was sie von ihrer jüngeren Schwester hielt.

Zwar konnte ich einige ihrer Ansichten nachvollziehen, denn ja: Aliénor war dickköpfig, sie war manchmal naiv. Vor allem aber war sie einfühlsam, hilfsbereit, intelligent und strebsam.

Ich hingegen zeigte augenblicklich dieselbe Reaktion wie die ehemalige Herzogin von Savoyen-Piemont. Seit dem Anschlag auf mich und Aliénor, hatte ich die Sicherheitsmaßnahmen für uns beide verstärkt, doch die persönliche Leibgarde hatte sie verloren.

„Ihre Majestät ist einfach losgerannt, kaum, dass sie den Raum verlassen", hatte mir der Soldat Álvarez mitgeteilt, woraufhin meine Mutter amüsiert aufgelacht hatte: „Und wieso sind Sie Ihr nicht augenblicklich hinterher geeilt? Wie konnte das passieren? Los, findet die Kaiserin!"

Jedoch hatte ich sofort eine Ahnung gehabt, wo sie sich befinden musste. Seitdem ich sie heute das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte, erschien sie mir bedrückter als sonst. Ihr ging es sichtlich nicht gut. Und wenn sie sich nicht gut fühlte, da ihr etwas auf dem Herzen lag, gab es nur einen Ort, an dem sie sein konnte.

„Aliénor!", rief ich über die Blumenwiese, die an einen kleinen Wald anknüpfte. „Aliénor!"

„Schwärmen Sie aus!", befahl ich den Soldaten, die ich mit mir geführt hatte. „Und geben Sie einen Schuss ab, wenn Sie sie gefunden haben. Außer, wenn sie verängstigt ist... dann rufen Sie so laut Sie können!"

Die Soldaten traten wie befohlen in verschiedene Richtungen ab, während ich das kleine Wäldchen erkundete. Das Gras unter meinen Füßen war noch feucht vom Regen der letzten Nacht, wodurch ich den Boden nach Fußabdrücken absuchen konnte. Schließlich entdeckte ich leicht eingedrücktes Gras ein paar Meter weiter südlich und rief erneut ihren Namen.

Ich verstummte, als ich ein leises Wimmern vernahm. Instinktiv drehte ich meinen Kopf nach rechts und schnappte nach Luft. Augenblicklich stolperte ich daraufhin über einige Wurzeln und durch Büsche hin zu dem blonden Mädchen, welches zusammengekauert auf dem kalten Waldboden lag.

„Oh Gott, Aliénor", hauchte ich und fiel hinunter auf die Knie, um ihr Gesicht in meine Hand zu nehmen. Ihre Augenlider flatterten leicht auf und sie wimmerte erneut: „Antoine..."

Ich bemerkte, dass ihre Wangen feucht waren und ihre Augen leer. „Liebste..." Schon lange hatte ich sie nicht mehr so müde erlebt. Sie muss sofort zurück ins Schloss, kam mir in den Sinn. Vorsichtig hob ich sie hoch und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Alles wird gut, ich hab' dich."

Nach einigen Schritten trat ich aus dem Wald und wurde sofort von zwei Soldaten entdeckt, die auf mich zugelaufen kamen.

„Sie ist sehr schwach, geben Sie den anderen und Ihren Majestäten im Schloss Bescheid", sagte ich an eine Wache gewandt. „Und teilen Sie den Ministern mit, dass die Besprechung auf 14 Uhr verschoben wird."
Zwei weitere Soldaten verbeugten sich und traten ab, ehe ich Aliénor schnellstens, ohne sie jedoch zu sehr zu beunruhigen, in Richtung der Terrassen brachte.

„Dein Herz klopft ja ganz stark", stellte sie auf halbem Wege fest, als wir einen kleinen Tempel passierten. Ich blickte zu ihr hinunter. Mit einem Ohr lauschte sie an meiner Brust, ehe sie mit einem traurigen Blick zu mir hochblickte. Eigentlich hatte ich vor zu lächeln, ihr lustloser, nahezu deprimierender Ausdruck schockierte mich jedoch zu sehr.



ALIÉNOR

„Lasst uns alleine", hörte ich Louis-Antoines Stimme zu meinen Dienerinnen sagen, als er mich langsam auf meinem Bett niederlegte.
Die Tür wurde geschlossen und ich sah durch den Spalt meiner Augen, wie sich mein Gemahl neben mich auf die Bettkante setzte. Kurze Zeit später spürte ich seiner Hand auf meiner Wange und ich schaute ihn mit meinen hellblauen Augen an.

„Danke", flüsterte ich leise, während es mir nahezu wie eine Folter vorkam, ihn anzusehen. „Verzeih mir, dass ich dir Sorgen bereitet und dich vor deinen Soldaten bloßgestellt habe."

„Das spielt alles keine Rolle. Du bist meine Kaiserin, meine Gemahlin und Partnerin. Da kann ich eine Besprechung über Finanzen auch 'mal verschieben", entgegnete er schmunzelnd und strich durch mein Haar.

Doch als ich wieder die Augen schloss, wurde seine Stimme ernst: „Was ist geschehen? Waren es wirklich Magenkrämpfe? Was macht dein Herz so schwer? Ist etwas am gestrigen Abend geschehen? Ich hörte, dass du sehr viel getrunken hast..."

„Du hast recht. Das mit den Krämpfen war eine Lüge", gab ich erschöpft zu, und fühlte mich schuldig. Er wusste natürlich schon sofort darüber Bescheid, wie schamlos ich mich auf dem Maskenball verhalten hatte.
„Ich muss mich entschuldigen für das, was ich gestern tat... ich weiß bloß nicht mehr weiter. Ich habe so viel zu tun, dann kommt Rafael zurück und zwischen uns..."

„Was ist zwischen uns?", wollte er geduldig wissen und beugte sich über mich, ehe er meinen Kopf drehte, sodass ich in seine erwartenden, aber keineswegs böse dreinblickenden Augen sehen konnte.

„Wir zwei sind uns so fremd geworden", meinte ich ehrlich und meine Augenlider flatterten erneut auf. „Ich weiß selbstverständlich, dass du viel zu tun hast, und ich nur nebenbei laufen kann, a-aber es ist nicht mehr so wie damals..."

„Und weshalb?", fragte er nach. „Wieso hast du das Gefühl, dass wir uns verändert haben?"
Ich öffnete meine Augen und blickte in die grau-blauen, besorgten Louis-Antoines. Ich kann es ihm nicht sagen...

„W-Wir teilen noch nicht mal das Ehebett regelmäßig zusammen", erwiderte ich schließlich und zwang mich dazu, ihn anzusehen, ehe ich zitternd meine Hand hob, um über seine Wange zu streichen.
„Das ist wahr", stimmte er mir ruhig zu. „Aber das hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun. Wenn ich das Problem mit den Spaniern gelöst habe, werde ich mehr Zeit mit dir verbringen, das verspreche ich dir."

Schüchtern erwiderte ich sein Lächeln und konnte für einen kurzen Moment das Problem mit dem mysteriösen Mann vergessen.

„Vielleicht kann ich dir schonmal einen Vorgeschmack für das, was dich erwartet, geben."
Er beugte sich zu mir hinunter und schenkte mir einen federleichten Kuss auf die Lippen. Vorsichtig löste ich mich von ihm und seufzte leise auf. Daraufhin drückte er erneut seine weichen Lippen auf die Meinen und strich mit seiner Hand über meine Taille. Ich verstärkte den Druck auf unseren Lippen etwas und zog ihn näher an mich heran.

Wenn ich nicht so verzweifelt gewesen wäre, diesen Beweis der Liebe als Begleichung meines Fehlers zu sehen, hätte dieser Augenblick neben meiner Hochzeit mit Louis-Antoine und meiner Kindheit einer der schönsten Momente meines Lebens verkörpert.

Ich wusste, dass dieser Weg gefährlich und verlogen war, doch wenn ich ein Kind erwarten würde, würde es niemand in Frage stellen, dass Antoine der Vater war.
Und das war erstmal das wichtigste. Wem ich das Herz brach, eine andere Geschichte.






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erst fande ich „Reign" ja bescheuert, da es historisch stark dramatisiert und romantisiert ist, aber jetzt wo ich es weiterschaue ist es schon cool xD


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Übersetzungen

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( TITEL ) Verändert

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PRINCESS OF DAISIES  ᵗᵉⁱˡ ᵈʳᵉⁱWo Geschichten leben. Entdecke jetzt