ALIÉNORMeine Hofdamen erschienen wie immer pünktlich um Sechs in der Früh in meinem Ankleidezimmer um mich, während meine Zofen mich einkleideten, zu unterhalten.
Morgen Abend schon würde ich im Spiegelsaal stehen, um meine Mutter und meine Schwester Brienne zu empfangen, da jene uns für einige Tage besuchen wollten. Ich war etwas zu aufgeregt, da die ehemalige Verlobte meines Gatten in meiner Gegenwart nach wie vor ziemlich angespannt war. Wir hatten uns im letztem Jahr an Weihnachten das letzte mal gesehen hatten.
Ich wusste ebenso nicht recht, wie ich mich verhalten sollte, da sie kaum noch nicht mir sprach, geschweige denn mir ein Lächeln schenkte.Ähnlich fühlte ich mich bei dem täglichen Klatsch und Tratsch mit meinen Freundinnen an dem heutigen Morgen. Sie schwärmten bereits von den drei Soldaten und tauschten sich wild über die neusten Neuigkeiten aus.
„Also ich muss sagen, dass dieser Álvarez definitiv mein Favorit ist", teilte uns Charlotte mit, während sie einige meiner Haarspangen sortierte. „Er wirkt sehr maskulin, findet ihr nicht?"
„Unterkühlt trifft es wohl eher", meinte Perenelle darauf und tunkte den Pinsel erneut in die Farbe für meine Lippen. Sie schminkte mich gerne, obwohl sie es eigentlich nicht machen musste. „Alexandre Chambrelain - der mit den Locken - kommt mir etwas sympathischer vor."
„Dass Ihr ihn gut-aussehender findet, war mir von Anfang an klar", entgegnete ich amüsiert.
Liliette, die am Fenster verweilte, war hingegen die ganze Zeit über still. Sie wusste im Gegensatz zu den anderen, dass mir einer der Soldaten keineswegs fremd war, und hatte mir einmal einen besorgten Blick zugeworfen, als Charlotte erneut begonnen hatte, über Rafael zu reden.
„Jetzt hört mal auf mit dem Geschnatter!", ermahnte sie Henriette, die mit mehreren Kleidern beladen aus meiner Ankleide zurückkam und neben uns halt machte.
„Diese Herren sind dafür da, dass Ihre Majestät rund um die Uhr geschützt wird, nicht, dass Ihr euren Spaß mit ihnen haben könnt!"„Man darf doch schwärmen", verteidigte sich Perenelle seufzend. Henriette jedoch überging ihre Aussage: „Welches von diesen Kleidern wünscht Ihr zu tragen?"
Ich entschied mich für ein hellgrünes Kleid mit Perlen, woraufhin die Engländerin einer meiner Zofen das besagte Kleid in die Hand drückte. Zuletzt wurde meine Frisur mit einigen Spangen hier und da befestigt und man ging sicher, dass mein Korsett auch an keiner Stelle zu locker war.
Als ich mich erhob, taten die Vier es mir gleich.
Schließlich sprach ich dann jedoch das aus, was mir schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hatte: „Álvarez und ich waren ein Liebespaar."Ihre Mienen ließen mich daraus schließen, dass sie glaubten, ich sei verrückt oder sie hätten sich gar verhört. „Ihr sprecht doch wohl nicht etwa dem Soldaten...", wollte Charlotte dumpf wissen.
„Natürlich meint die Kaiserin den Soldaten!", meckerte Perenelle und wandte sich zurück an mich. „Also ist es keine Ironie oder gar ein Scherz?"Seufzend schüttelte ich mit dem Kopf. Für einige Zeit herrschte vollkommene Stille, ehe schon ein Sturm von Fragen auf mich zukam.
„Wann war das, Majestät?" - „Wie lange wart Ihr mit ihm zusammen?" - „Weiß der Kaiser davon?" - „Wo traft Ihr ihn das erste Mal?"
„Bitte!", unterbrach Liliette den Fragenhagel. „Ich kann Euch später davon erzählen, wenn es Ihrer Majestät recht ist." Etwas verängstigt darüber, so ein Machtwort gesprochen zu haben, sah die Spanierin etwas hilfesuchend zu mir hinüber.
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PRINCESS OF DAISIES ᵗᵉⁱˡ ᵈʳᵉⁱ
Ficción histórica❀ 𝐅𝐑𝐀𝐍𝐊𝐑𝐄𝐈𝐂𝐇 ─ 1819 Das Leben hinter den Mauern von Versailles sollte sich als Herausforderung herausstellen. Aliénor ist unglücklich, fühlt sich allein, unter Druck gesetzt und in ihrer Rolle nicht gut aufgehoben. I...