Kapitel 21 ❀ adieu mon amour

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LOUIS - ANTOINE

Ich dachte, mein Herz würde aufhören zu schlagen, als ich sie erblickte. Nichtsahnend war ich in ihre Gemächer getreten, um mich von ihr zu verabschieden, sie ein letztes Mal in den Armen halten und mit ihr über unsere Zukunft sprechen zu können. Nun kreisten jedoch tausende von Gedanken nur um sie und ihn. Aliénor und dieser dreckige, spanische Soldat, der mir meine Gemahlin wegnahm.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, doch ich zwang mich, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Álvarez sprang, seine Panik durch seine Stimme klar erkennbar, für sie ein: „Majestät, ich versichere Euch, dass dies bloß ein Ausrutscher war und die Kaiserin nichts damit-"

„Ach, kommen Sie mir nicht auf diese Tour, Álvarez. Auf Knien sollten Sie vor mir winseln, dafür, dass Sie eine Kaiserin berührt gaben. Sie sollten froh sein, dass ich Sie damals nicht hinrichten ließ", unterbrach ich sein säuselndes Gerede kalt.

„Louis-Antoine, bitte... Rafael... er kann nichts dafür, ich-"
Die Augen meiner Frau, die bereits schon vorher wässrig gewesen waren, verließen nun dicke Tränen. Ihre Stimme verriet ihre Erschöpfung, ihre Angst.

Jedoch fiel ich auch ihr ins Wort. Keine dümmlichen Liebesszenen würde ich durchgehen lassen: „Ich möchte nichts mehr hören. Und Sie Álvarez..."
Während ich das sagte, sah ihn nicht an. Ich wollte, dass er nie wieder unter meine Augen trat. „Für Sie hat das letzte Stündlein geschlagen. Wachen!"

Die anderen zwei Mitglieder von Aliénors persönlicher Leibgarde stürmten keine zwei Sekunden später mit gezückten Degen in den Salon. Sofort verstanden sie, dass ihr Kollege ihr Ziel sein musste und packten ihn ohne Widerworte links und rechts an den Armen. „Lasst ihn einkerkern."

Ich verschränkte die Hände hinter dem Rücken und hob mein Kinn an, ohne dem Spektakel zuzusehen.

Aliénor schrie und ihr Geliebter wehrte sich unmittelbar, um sich zu befreien. Die ganze Szene schien an mir wie ein Vogel vorbeizufliegen.
Ich hatte viel zu viel durchgehen lassen, viel zu viel aufs Spiel gesetzt. Und wozu hatte das Ganze geführt? Dazu, dass dieser Spanier mir meine Gemahlin geraubt hatte und sie mir untreu wurde.

Die Tür fiel hinter ihnen zu. Auf dem Flur hörte man nach wie vor seine polternden Befreiungsversuche.

„Warum?", vernahm ich ihre krächzende Stimme neben mir, bevor sie das Gesicht in ihren Händen vergrub. Ich blieb stumm, als sie schließlich zu mir aufblickte. Ihre eisblauen, verweinten Augen starrten leer in die Meinen. „Er ist unschuldig. Es war ein Versehen, Louis-Antoine. Wenn du einen Schuldigen für die Angelegenheit suchst, bin ich diejenige, die es zu verurteilen gibt."

Plötzlich schien ich die Situation aus einer anderen Sicht zu sehen. Mein Herz meldete sich zu Wort und ich erkannte, wie niedergeschlagen ich eigentlich war. Obwohl dieser Ausdruck nur einen Bruchteil meiner Gefühle definierte.

„War dir die ganze Zeit über eigentlich auch nur eine Sekunde lang bewusst, wie sehr du mich damit verletzen könntest? Wie sehr du Frankreich, das Ansehen meines Hauses und unserer Familie in den Dreck ziehen könntest?"

„Du hattest stets so wenig Zeit...", hauchte sie schluchzend. „Ich habe mich so sehr nach Liebe gesehnt und... und..."

„Und dann kam er genau richtig, oder was wolltest du sagen?", wollte ich fauchen, merkte aber wie gebrochen ich klang.

„E-Es ist einfach so über uns beide gekommen..." Sie ging einen Schritt auf mich zu, doch ich reagierte nicht auf jegliche Arten ihrer Zärtlichkeiten.
„Bitte lass Gnade über ihn walten... in der Nacht des Maskenballs passierte es. Ich war nicht bei mir und merkte dadurch nicht, wie er mich verführte... später nach unserem Streit war er für mich da... er half mir, und wir kamen uns näher..."

PRINCESS OF DAISIES  ᵗᵉⁱˡ ᵈʳᵉⁱWo Geschichten leben. Entdecke jetzt