Kapitel 05 ❀ instructions

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ALIÉNOR

Etwas ratlos blickte ich in die Gesichter meiner Freundinnen. Henriette schüttelte beinahe vehement mit ihrer roten Mähne und machte große Augen, während Perenelle bloß mit den Schultern zuckte, Charlotte mir aufmunternd zunickte und Liliette mir bloß einen besorgten Blick zuwarf.

„Ähm... lassen Sie ihn hineinkommen", sagte ich schließlich, woraufhin der Diener verschwand und ich mich zu meinen Hofdamen umdrehte.

„Ich kann der Angelegenheit nicht ewig aus dem Weg gehen", erklärte ich flüsternd, als Henriette und Liliette sich einen vielsagenden Blick zuwarfen. „Und ihm schon gar nicht."

Anschließend drehte ich mich erneut zum Eingang. Gerade in dem Augenblick trat Rafael ein. Er stellte sich aufrecht hin und verbeugte sich. Mit einer Handbewegung ließ ich ihn aufrichten, und hoffte, dass meine Hand nicht allzu sehr zitterte. „Ich bitte Euch und Sie Raum zu verlassen, Mädchen, um mich mit Álvarez alleine zu lassen", sprach ich schließlich mit fester Stimme in die Stille.

Während erst meine Freundinnen und anschließend meine Zofen hintereinander mein Gemach verließen, hörte ich nicht auf, Rafael anzusehen. Jetzt musste ich ruhig und vor allem vernünftig bleiben. Alles war halb so wild - es war ja nur meine erste große Liebe, die ich nie vollständig hatte vergessen können, die nun vor mir stand.

Die Tür wurde geschlossen und so standen wir uns nach über einem Jahr wieder gegenüber.
Langsam hob ich meine linke Hand an, den Blick in sein Gesicht gerichtet. Er verbeugte sich erneut und deutete einen Handkuss an, bevor er sich wieder aufrichtete. „So sehen wir uns also wieder. Hat sich Vieles seit unserem letzten Treffen verändert, n'est-ce pas?"

Seine Stimme klang ruhig und gelassen, keineswegs verletzt oder resigniert. Tausend überschwängliche Sätze, die ich sagen könnte, strömten in meinen Kopf, doch ich versuchte, sie alle auszublenden.
Meine Mundwinkel zuckten leicht in die Höhe, und ich versuchte meine Gefühle zu ignorieren. „Was du nicht sagst."

Leicht hob ich mein Kleid an, um zu beginnen, um ihn herumzuschlendern. „Wieso bist du zurückgekehrt?"

Dieses Mal war ich mir sicher, locker und beruhigt zu wirken. Es war eigenartig, dass ich mir bei Rafael so viele Gedanken um meinen Eindruck machte. Bei dem Mann, bei dem ich mir nie hatte Sorgen machen müssen, wie ich mich verhielt und dabei wirkte. Erneut zeigte mir mein neues Leben, wie anders es nun um mich stand.

„Wieso nicht?", stellte er mir als Gegenfrage, ohne sich davon stören zu lassen, dass ich ihn musterte.
„Im Moment herrscht ziemliche Anspannung zwischen Frankreich und deiner Heimat. Weshalb bist du also jetzt hier?", bemerkte ich daraufhin kühl und verschränkte die Finger ineinander.

Er begann tatsächlich zu lachen. „Du denkst also, ich wäre ein Spion oder wäre arrangiert worden, dich umzubringen?"

Ich verzog keine Miene. Ehrlich gesagt war das genau das, was jeder hier über ihn dachte.
„Wieso würdest du dich sonst ausgerechnet für den Posten als meine persönliche Zusatzwache bewerben?", meinte ich und ignorierte das Kribbeln in meinem Bauch, als er lächelte.

Unbeeindruckt legte er den Kopf schief.
„Ich bin ausgebildeter Schutzpatron deines Mannes gewesen. Zudem habe ich mich schon lange als Franzosen gesehen. Ich spreche Französisch, habe über fünf Jahre meines Lebens hier verbracht und bin Teil der französischen Armee geworden. Kannst du dich an damals erinnern, als ich hinfort musste, um mit dem spanischen König zu verhandeln? Da waren meine angeblichen Nachbarn auch nicht sonderlich freundlich zu mir.
Ich habe das letzte Jahr in Spanien verbracht, um meiner Familie zu helfen... und um zu mir selbst zurückfinden zu können."

PRINCESS OF DAISIES  ᵗᵉⁱˡ ᵈʳᵉⁱWo Geschichten leben. Entdecke jetzt