ALIÉNORDie ersten Sonnenstrahlen waren gerade dabei, sich über das Parkett zu erstrecken, als ich nach meiner Nacht mit Simón erwachte.
Nachdem ich - ohne mir etwas anmerken zu lassen - meine Lateinstunde hinter mich gebracht hatte, hatte ich mich, kaum dass mir meine Lehrerin Gute Nacht gewünscht hatte, zu ihm begeben und es konnte weitergehen. Und somit lagen wir zwei nun hier.
In meinem Schlafgemach.
Vor einem Jahr waren wir im Streit und mit gebrochenen Herzen auseinander-gegangen, um nun, auch wenn ich mich erst geweigert hatte, eine Art - naja was war es? - Versöhnungssex hinter uns haben.Ich wusste nicht, was mich dazu getrieben hatte, so zu handeln. Natürlich war er attraktiv und uns verband immer noch eine starke Anziehungskraft. Aber sehnte ich mich wirklich so sehr nach sexueller Befriedigung und konnte Antoine und nebenbei ganz Frankreich betrügen, dass ich mich erneut, obwohl die Gefahr bestand, dass wir unsere Köpfe verloren, mit Rafael einließ?
Wie es aussah: Ja. Solange ich nicht schwanger werden würde, wäre das Problem bezüglich meiner Aufgabe als Kaiserin erst einmal geklärt.
Denn auch wenn Rafael es letzte Nacht nicht in mir getan hatte, hatten wir schon vor einer Woche miteinander geschlafen. Ich betete erneut, dass wenn es ein Kind erwarten sollte, Louis-Antoine der Vater war.Seufzend strich ich über die Wange Rafaels, über die sich eine tiefe Narbe erstreckte. Da ich mich nicht mehr an sie erinnern konnte, musste er die sich die letzten Monate zugelegt haben. Zudem war sie klar zu erkennen, da an dessen Stelle keine Barthaare mehr wuchsen.
Ich merkte, wie es um mein Herz ganz warm wurde, als seine Augenlider begannen zu flattern und seine Lippen meinen Namen formten.
„Guten Morgen", sagte ich lächelnd und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Seit gestern Abend hatten wir uns geeignet, uns wie damals mit unserem Vornamen anzusprechen. Selbstverständlich aber nur dann, wenn wir alleine waren.
„Oh", bemerkte er schmunzelnd und schloss müde seine Augen, sodass ich bloß die Stirn kraus zog: „Was ist?"
„Du bist noch hier", stellte er fest und stützte seinen Kopf auf mit seiner rechten Hand auf, um mich zu mustern. „Weshalb sollte ich es nicht hier sein? Schließlich ist das mein Gemach", erwiderte ich gähnend und legte meinen Kopf schief.
„Erst glaubte ich, du würdest es heute morgen augenblicklich wieder bereuen", erklärte er. „Wegen des Kaisers."„Glaube nicht, dass ich kein schlichtes Gewissen hätte", gab ich zu und dachte an Louis-Antoine, der um diese Zeit wahrscheinlich schon in seinem Büro saß, da er so viel zu tun hatte. Ihm gegenüber war mein Verhalten nichts anderes als bösartig und unverzeihlich - selbst wenn ich über meine Gefühle der Verbitterung aufgrund unserer Distanz hinwegsah.
„Aber es ist einfach so über mich gekommen. Erst dachte ich, mir würde so etwas nicht passieren..."
„Ging mir genauso... eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dich zu vergessen... aber es ist wohl schwieriger, als gedacht", raunte er grinsend und strich durch meine zerzausten, blonden Haare, während er mich anblickte. Mit diesen Augen, die mich schon immer betrachtet hatten, als hätten sie nie etwas Schöneres gesehen.
~*~
LOUIS - ANTOINE
Ihr so weiches, helles Haar, das mich stets an Engelslocken erinnerte, rahmte ihr zartes Gesicht ein. Ihre Augen strahlen selbst auf dem Portrait, das ihre Schönheit nur amateurhaft widerspiegelte, eine immense Freundlichkeit und Wachsamkeit aus.
Zuletzt fiel mein Blick auf ihre fein geschwungenen Lippen mit dem leichten, geheimnisvollen Lächeln. Wie sehr ich mich an ihrer Liebe, nach unseren tiefgründigen Gesprächen, nach allem, was sie mir gab und was sis verkörperte, sehnte. Wenn ich doch mehr Zeit für sie hätte...
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PRINCESS OF DAISIES ᵗᵉⁱˡ ᵈʳᵉⁱ
Historická literatura❀ 𝐅𝐑𝐀𝐍𝐊𝐑𝐄𝐈𝐂𝐇 ─ 1819 Das Leben hinter den Mauern von Versailles sollte sich als Herausforderung herausstellen. Aliénor ist unglücklich, fühlt sich allein, unter Druck gesetzt und in ihrer Rolle nicht gut aufgehoben. I...