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,,Was willst du?", frage ich ihn genervt.
,,Ich will mit dir reden.", meint er und schließt die Tür hinter sich.
,,Ich will aber nicht mit dir reden. Hau ab." ich drehe mich wieder zum Fenster und schaue hinaus.
Aber Loki hört natürlich nicht auf mich und kurz darauf sitzt er mit direkt gegenüber. Ich ignoriere ihn soweit es geht, was jedoch wirklich schwierig ist, weil er mich die ganze Zeit über anschaut. Irgendwann wird es mir zu blöd und ich schaue zurück.
,,Sag, was du sagen willst und geh wieder. Aber fass dich kurz."
,,Okay, hör zu...was ich vorher getan habe war nicht ganz fair und es tut mir leid, aber es war notwendig. Du hättest es sonst nie geschafft, deinen Schutz auf mich zu übertragen, weil du in Stresssituationen handelst. Ich wollte es dir erklären, aber da warst du schon weg. Du kannst deine Kräfte nur einsetzen, wenn du gestresst bist und Angst hast. Ich wollte nur sichergehen und habe dir nicht gesagt, was ich vorhatte, weil ich dachte, du würdest es dann nicht ernst nehmen, weil es nur Illusionen waren. Es tut mir wirklich leid, dich so erschreckt zu haben und ich hoffe du verzeihst mir."
Ich habe überhaupt keine Gelegenheit dazu, irgendetwas zu erwidern. Er steht auf und verlässt mein Zimmer, genau so wie ich es zu ihm gesagt habe. Noch lange schaue ich auf die Tür und denke über seine Worte nach, dann fasse ich einen Entschluss.
Natürlich verzeihe ich ihm, er wollte ja nur wissen, wann ich meine Kräfte nutzen kann und das hätte anders eben nicht funktioniert.
Jetzt sei doch mal nicht immer so nachtragend, verdammt.
Ich stehe auf und verlasse mein Zimmer, um Loki zu suchen.
Das Mittagessen verpasse ich und bis am Abend habe ich ihn immer noch nicht gefunden.
So langsam verzweifle ich fast.
Wo steckt er bloß?
Erschöpft und hungrig gehe ich wieder zum Palast, um zu schlafen, da ich das Abendessen auch verpasst habe. Auf halbem Weg zu meinem Zimmer laufe ich unerwartet Sif über den Weg.
Sie merkt sofort, dass etwas nicht stimmt und schaut mich besorgt an.
,,Hey, Melina. Was ist los? Ist etwas schlimmes passiert?"
,,Naja, ich weiß nicht ob man das schlimm nennen kann...", in dem Moment knurrt mein Magen und Sif schmunzelt.
,,Ich werd dir etwas zu Essen besorgen. Geh schonmal in dein Zimmer, ich komme gleich nach und dann erzählst du mir, was los ist."
Ich nicke und lächle ihr kurz zu, dann setze ich meinen Weg fort.

Wir sitzen auf meinem Bett und ich trinke gerade den letzten Schluck Wasser, das Sif mir mit dem restlichen Essen gebracht hat.
Während ich am Essen war, habe ich ihr erzählt, was zwischen mir und Loki vorgefallen ist.
An der Stelle mit den Illusionen hat sich ihr Blick etwas verfinstert, was aber bei seiner Entschuldigung wieder ein wenig nachließ.
Jetzt sitzt sie vor mir und geht das ganze wahrscheinlich noch einmal durch.
,,Ich denke, du solltest ihm verzeihen. Anscheinend hat er es mit der Entschuldigung wirklich ernst gemeint und ich habe noch nie mitbekommen, dass er sich überhaupt bei irgendjemandem einmal entschuldigt hat."
Gequält schaue ich sie an.
,,Genau das ist mein Problem, Sif. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihm verzeihe und bin ihm nachgelaufen, aber ich konnte ihn nicht finden. Er war nicht im Palast, nicht in den Ställen und auch nicht im Wald oder irgendwo anders. Ich habe wirklich alles abgesucht und dafür zwei Mahlzeiten sausen lassen. Ich weiß nicht, wo er hin ist."
Ich klinge ein bisschen verzweifelt, als hätte ich gerade mein Kind im Supermarkt vergessen, aber irgendwie habe ich auch Angst, dass ihm etwas passiert sein könnte.
,,Ich denke, wir sollten erst mal abwarten. Er kommt bestimmt bald wieder und dann könnt ihr miteinander reden. Du darfst nicht vergessen, dass er Loki ist. So schnell kommt er nicht in Schwierigkeiten."
Ich nicke und entspanne mich etwas.
,,Danke, Sif."
,,Kein Problem. Wenn irgendetwas sein sollte, kannst du gerne zu mir kommen."
Zur Antwort drücke ich sie einmal kurz und dann geht sie.
Ich lege mich hin und schaue nich lange an die Zimmerdecke, bevor ich einschlafe.

Tatsächlich ist Loki an dem Tag nachdem ich mit Sif geredet habe wieder aufgetaucht. Es weiß niemand, wo er war, aber ich bin nur froh, dass es ihm gut geht.
Jedoch ist das jetzt auch schon vier Tage her und wir haben seitdem nicht ein Wort gewechselt.
Ich weiß nicht, ob er mir mit Absicht aus dem Weg geht, oder ob er denkt, dass ich Zeit brauche und in nächster Zeit nicht mit ihm reden möchte.
Immer wieder versuche ich näher an ihn ran zu kommen, um ein Gespräch anzufangen, aber immer kommt irgendetwas dazwischen.
Einmal ist er einfach an mir vorbeigelaufen und hat mich nicht mal angeschaut.
Ich seufze und lege das Buch weg, das ich in der Hand halte, da ich mich sowieso nicht darauf konzentrieren kann, und stehe auf.
Ich schlage den Weg zu den Ställen ein, um Rain mal wieder zu besuchen. In letzter Zeit habe ich sie wirklich vernachlässigt und das will ich wiedergutmachen. Also schnappe ich mir noch einen Apfel und gehe in ihre Box. Sie begrüßt mich freudig und ich streichle ihr überlegt den Hals.
,,Na du? Wie gehts dir, meine Kleine?"
Sie schnaubt und zieht mir den Apfel aus der Hand. Ich muss lachen und streichle sie nich einmal.
,,Was hältst du davon, wenn wir mal wieder ausreiten, Süße?"
Sie wiehert kurz auf und stampft mit dem Huf.
Also hole ich Sattel und Trense und lege ihr beides an.
Dann führe ich sie aus dem Stall, steige auf und schon galoppiert sie los. Ich muss mich festhalten um nicht herunterzufallen, aber genieße das Gefühl vom Wind in meinen Haaren. Ich liebe dieses Gefühl von Freiheit, das ich nur habe wenn ich reite. Unbewusst steuere ich Rain auf die Stelle zu, die Thor mir gezeigt. Die wunderschöne Blumenwiese mit der Klippe am Ende und nach einiger Zeit trabt Rain durch die Bäume auf die Lichtung.
Ich staune und habe das Gefühl als wäre sie nich viel schöner als beim letzten Mal. Ich schaue mich um und erschrecke, als ich eine Person im Gras liegen sehe. Vorsichtig reite ich auf sie zu und muss blinzeln, damit ich mir sicher werde, dass ich mich nicht irre. Aber er ist es wirklich.
Ich will schon wenden und wieder zurückreiten, als er seine Augen aufschlägt und mich direkt anschaut.
Ein kleines Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.
,,Beobachtet du immer andere Leute heimlich, wenn sie im Gras liegen?"
,,Nein, aber ich- ich dachte, dass...", stammel ich und könnte mich dafür schlagen.
Loki setzt sich auf und grinst jetzt noch breiter.
,,Wirst du etwa verlegen?"
Jetzt werde ich auch noch rot, verdammt! Was ist nur los mit mir?
Ich räuspere mich kurz und fange noch einmal an:,,Ich hätte dich nicht hier erwartet."
,,Ach, und wieso nicht? Hast du gehofft jemand anderes wäre hier?"
Ich schüttelt schnell den Kopf.
,,Ich habe gehofft, ich wäre alleine. Und außerdem dachte ich, den Ort kennt keiner außer Thor...."
,,Du denkst wirklich, nur Thor kennt solche schönen Orte? Ich bitte dich. Hat er dir das erzählt?"
,,Ich habe es so verstanden. Er hat mir diesen Ort gezeigt und meinte er sei von fast niemandem entdeckt worden."
,,Außer von uns beiden. Thor und ich haben hier früher viel Zeit miteinander verbracht. Unsere Mutter war immer krank vor Sorge, weil sie nicht wusste wo wir immer waren. Aber sie hat darauf vertraut, dass wir immer zurückkehren werden."
,,Wo ist sie jetzt?"
,,Sie ist tot.", meint er kurz angebunden und ich verstehe, dass er nicht darüber reden möchte. Aber aus dem traurigen Unterton kann ich entnehmen, dass er sie sehr geliebt haben muss.
Ich setze mich neben ihn und schaue dem Gras zu, wie es sich im Wind leicht hin und her bewegt.
Lange sagt keiner von uns etwas, dann fasse ich mir ein Herz.
,,Ich verzeihe dir.", sage ich und spüre seinen überraschten Blick auf mir.
,,Was?"
,,Ich verzeihe dir, Loki", wiederhole ich meinen Satz und schaue ihn an.
,,Das tust du jetzt aber nicht aus Mitleid oder so, oder?"
Ich schüttel meinen Kopf.
,,Nein, Loki. Ich verzeihe dir, weil ich gemerkt habe, dass du es wirklich ernst meintest und ich denke, dass es dir ziemlich schwer gefallen sein muss. Anscheinend hast du dich noch nicht so oft bei jemandem entschuldigt."
Er lacht kurz auf.
,,Aber ich glaube, ich sollte mich auch entschuldigen. Ich hätte nicht so überreagieren sollen. Weißt du, manchmal dreh ich einfach durch und im nächsten Moment weiß ich überhaupt nicht mehr, was denn so schlimm daran war. Ich meine jeder macht Fehler, aber du wolltest mir nur helfen und das habe ich nicht gesehen. Es tut mir leid."
Verblüfft schaut er mich an und blinzelt ein paar mal.
,,Das habe ich jetzt wirklich nicht erwartet, aber wenn du das so siehst...Ich verzeihe dir."
Ich lächel ihn an und nehme ihn in den Arm. Wie ich das vermisst habe. Dieser angenehme Geruch und dieses Gefühl von Geborgenheit. Zum ersten Mal nach vier Tagen fühle ich mich wieder richtig wohl und aufgehoben, als könnte mir niemand etwas antun.
Leider ist dieser Moment schon viel zu schnell wieder vorbei, da er sich wieder von mir löst.
Ich versuche meine leichte Verlegenheit zu verbergen und lege mich hin. Er tut es mir gleich und zusammen schauen wir in den Himmel. In dem Moment weiß ich, dass ich endlich jemanden gefunden habe, der mich nimmt wie ich bin und mich nicht verurteilt wegen etwas, was ich getan oder nicht getan habe. Und dafür bin ich ihm von Herzen dankbar.

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Ich wollte mich eigentlich nur bei allen denen bedanken, die bis hier hin gelesen haben und auch noch weiter lesen werden und auch dafür, dass wir die 100 Leser geknackt haben. Ich weiß, das sind nicht viele, aber ich hätte nie gedacht, dass diese Geschichte überhaupt so viele Leser bekommt und dafür noch einmal ein fettes dankeschön😊
Vielleicht könnt ihr mich ja in den Kommentaren wissen lassen, wie ihr die Geschichte bis jetzt findet, das würden mir mega helfen und eventuell hat ja auch jemand eine Idee wie es weitergehen könnte. Bitte alles in die Kommentare schreiben, falls euch etwas einfällt und eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben
Bis dann😊
Loki_love

In my mind~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt