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Lokis Pov:

Ich liege neben ihr im Gras und betrachte ihre langen kastanienbraunen Haare. Sie sind auf Der Wiese ausgebreitet und bewegen sich leicht im Wind. Mein Blick wandert weiter über ihr Gesicht, ihre geschlossenen Augen und bleibt schließlich an ihren leichten geöffneten Lippen hängen. Sie ist so wunderschön...
Ruckartig wende ich mich von ihr ab.
Ich weiß nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist oder was dieses Mädchen mit mir macht, aber ich muss mich auf andere Dinge konzentrieren. So leid es mir irgendwie auch tut, ich darf meine Aufgabe nicht vernachlässigen. Ich will das nicht tun, aber ich habe keine Wahl. Es tut mir im Herzen weh, sie zu verraten und am liebsten würde ich sie einfach wegbringen von hier. Wieder nach Midgard, wo sie ein neues Leben anfangen kann, aber ich kann nicht.
Ich balle meine Hände zu Fäusten und zwinge mich dazu mich zusammenzureißen. Ich werde doch wohl kein Mitleid mit dieser Sterblichen haben. Oder?
Plötzlich dreht sie sich und legt ihren Kopf auf meine Schulter.
Sofort erstarre ich und versuche mich so wenig wie möglich zu bewegen.
Sie drückt sich immer mehr an mich und als sie ihren Arm um mich legt wie um einen riesen Teddy bekomme ich Angst, meine Beherrschung zu verlieren. Ich rüttel sie sanft an der Schulter, woraufhin sie jedoch nur ihren Kopf in meiner Halsbeuge vergräbt.
Ich stehe ruckartig auf und sie fällt so von meiner Schulter, dass ihr Gesicht zuerst auf dem Boden aufkommt.
Wie von der Tarantel gestochen fährt sie hoch und schaut mich dann böse an.
,,Warum hast du das getan? Du hättest mich auch wecken könne wie ein normaler Mensch."
,,Hab ich versucht, aber du hast dich an mich ran gekuschelt wie an ein Kuscheltier. Außerdem bin ich kein normaler Mensch. Genau genommen bin ich überhaupt kein Mensch."
Sie wird rot und wendet sich verlegen ab. Ich muss noch mehr grinsen als sowieso schon.
,,Und warum hast du mich überhaupt geweckt?", fragt sie dann, den Kopf immer noch abgewandt.
,,Ich dachte, wir sollten uns auf den Weg machen. Es wird schon dunkel."
Sie schaut in den Himmel und fängt an zu strahlen.
Es ist tatsächlich ein schönes Bild. Der Himmel ist rot golden verfärbt und die Sonne hängt wie eine schwere Kugel kurz über dem Horizont.
Gerade fliegen ein paar Vögel direkt vor der Sonne vorbei und vor mir befindet sich die Shilouette eines überglücklichen sich drehenden Mädchens. Ich muss bei ihrem Anblick unbewusst lächeln und beobachte sie. Es ist schön sie glücklich zu sehen. Nur die Tatsache, dass ich es sein werde, der dieses Glück wieder zerstört lässt meine Laune wieder ein Stück tiefer sinken.
Ich drehe mich um und gehe zu meinem Pferd, das ich an einen Baum gebunden habe. Ich steige auf und betrachte sie noch einmal kurz, ehe ich rufe: ,,Kommst du dann oder willst du alleine nach Hause reiten?"
Ertappt dreht sie sich zu mir und rennt dann zu ihrer Stute.
Sie steigt auf und ehe ich reagieren kann galoppiert sie schon an mir vorbei. Kurz schaut sie noch über ihre Schulter zu mir und fordert mich stumm heraus. Natürlich nehme ich an und treibe meinen Hengst an. Sofort rennt er los und ich beuge mich nach vorne. Wir fliegen über einen Baumstamm und schon bald kann ich Melinas Rücken vor mir sehen. Als sie merkt, dass ich direkt hinter ihr bin beschleunigt sie nich ein wenig, aber gegen mich kommt sie nicht an. Gleich darauf bin ich mit ihr gleich auf und kurz vor dem Waldrand überhole ich sie ganz.
Ich ziehe an den Zügeln und wir bleiben stehen.
,,Hast du wirklich gedacht, du könntest mich schlagen? Mich, Loki von Asgard?"
,,Aber natürlich nicht. Nie hätte ich daran gedacht den mächtigen Gott des Schabernacks in einem Wettrennen zu besiegen."
Sie sagt das so ironisch, dass ich nicht anders kann als zu lachen.
Erstaunt schaut sie mich an und ich verstumme.
,,Was ist?", frage ich sie.
,,Nichts, ich- ich hätte nur nicht..."
Sie bricht ab und schaut verlegen zur Seite.
,,Sag schon. Ich werd dich schon nicht umbringen."
,,Naja, ich hätte nicht erwartet, dass du lachst."
,,Warum denn nicht? Hast du noch nie jemanden lachen sehen?"
,,Doch doch, aber nicht dich. Du hast immer dieses hochmütige, arrogante oder herablassende, manchmal auch spöttische Grinsen drauf, da hätte ich nicht erwartet, dass du- das hört sich echt blöd an- dass du richtig ehrlich lachen kannst."
Jetzt bin ich derjenige, der sie erstaunt anschaut. Hält sie wirklich so wenig von mir?
,,Ich wollte nicht...Das war nicht negativ gemeint. Ich mag dein Lachen, sogar sehr, nur-"
,,Schon in Ordnung.", meine ich nur und reite los. Irgendwie ist meine Laune von einer Sekunde zur anderen bis zum Boden gesunken und ich will nur noch schlafen.
Hinter mir höre ich ein gemurmeltes 'shit', was wohl ein Fluch aus Midgard sein soll, bevor sie hinter mir hertrabt.
Ihre Aussage traf mich tatsächlich schwerer als sie eigentlich dürfte und ich frage mich, ob sie die Einzige ist, die denkt, dass ich arrogant bin und kein Lachen besitze oder ob vielleicht mein Bruder das gleiche über mich denkt.

In my mind~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt