22. Kapitel

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Kiyomis Sicht:

Ich kam aus der Schule und zog meine Jacke und meine Schuhe aus. Mein Bruder kam gerade die Treppe runter und lächelte mich an. „Heute schon was vor?", fragte er fröhlich, worauf ich nur den Kopf schüttelte. „Gut, dann hast du jetzt etwas vor", meinte er bestimmend.

Fragend schaute ich ihn an. „Wieso?" „Du wirst mich heute Abend zu einem Rennen begleiten", erklärte er knapp. Ich nickte nur, denn, wenn ich etwas gesagt hätte, hätte ich ihn jetzt nur angemeckert. Der Grund war ganz einfach: Ich wollte nicht, dass er sich verletzte. Das ist doch total plausibel.

„Wann müssen wir los?", fragte ich nach einigen Augenblicken knapp. Eine noch knappere Antwort bekam ich auch von meinem Gegenüber zurück: „20 Uhr." „Bin dann kurz noch was einkaufen", murmelte ich dann etwas abwesend und zog meine Schuhe wieder an. Meine Schultasche stellte ich neben die Tür und verließ das Haus dann auch schon wieder.

Nachdenklich machte ich mich auf den Weg zum Supermarkt. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich die Person, die mir auf dem engen Gehweg entgegen kam erst, als ich in sie hineinlief. Ich blickte überrascht und etwas erschrocken auf.

Freundlich lächelte ich mein Gegenüber an. "Hi, Jace", begrüßte ich den blonden Typen. Er grinste mich schief an. "Hi, Weltschönheit." Ich verdrehte die Augen belustigt. "Hast du heute schon was vor?", fragte er grinsend. Worauf ich nickte. "Sorry, mein Bruder wollte, dass ich ihn zu einem Rennen begleite", erklärte ich.
Auf meine Antwort hin See so veränderte ich Jace' Gesichtsausdruck ein wenig. "Ah...okay...dann sieht man sich in der Schule." Mit diesen Worten ging er an mir vorbei und ließ mich verdattert zurück. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, setzte ich meinen Weg fort.

°°°°

Es war 19:50 Ich war gerade damit mich umzuziehen. Auch wenn es nur ein Rennen war, wollte ich nicht aussehen, wie der letzte Penner. Ich hatte über mein T-Shirt einen schwarzen, dünnen Kapuzenpulli gezogen und meine Jeans gegen eine dunkelblaue Leggings getauscht.

Ich band mir meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und ging dann hinunter in die Küche, um noch etwas zu trinken bevor wir losgehen wollten. Kaum hatte ich ausgetrunken, kam Jayden in die Küche. "Können wir dann los?", fragten mein Bruder und ich uns gegenseitig gleichzeitig. Wir mussten lachen. Ich nickte dann. Ich zog meine Schuhe. Jayden tat es mir gleich und schnappte sich sein Schlüsselbund von der Kommode, die neben der Tür stand.
Gemeinsam verließen wir das Haus. Jay lief geradewegs auf sein Motorrad zu für welches er sogar selbst gearbeitet hatte.
Er setzte sich seinen Helm auf und reichte mir meinen, welchen ich mir auch sofort aufsetzte. Mein Bruder setzte sich auf das Motorrad und ich nahm hinter ihm Platz. Meine Arme schlang ich um seinen Körper und hielt mich somit an ihm fest. Ich wusste, dass Jay manchmal etwas unvorsichtig fuhr. Logischerweise war ich nicht sonderlich scharf drauf, wegen den "Fahrkünsten" meines Bruders, mir sämtliche Knochen zu brechen.
Und als hätte ich es nicht schon längst geahnt, fuhr Jay mit einer ungeheuren Geschwindigkeit durch die Straßen, geradewegs in Richtung Stadtrand.
Als wir anhielten, sah ich mich um. "Das sieht nicht aus, als könnten hier Rennen stattfinden", murmelte ich nachdenklich und stieg vom Motorrad. Anscheinend heute Jayden meine Worte gehört, denn er lachte in sich hinein. "Ab hier können wir nicht weiterfahren und das Motorrad müssen wir schieben", erklärte mein Bruder mir belustigt. Verstehend nickte ich. Jedoch war mein Verständnis nur vorgetäuscht. Ich hatte kein Plan wieso wir ab hier laufen mussten. Aber ich beschloss auch nicht zu fragen.
Zusammen liefen wir das letzte Stück. Immer wieder ließ ich meinen Blick durch die dunkle Gegend gleiten. Irgendwie hatte ich Angst. Angst, dass etwas passieren könnte. Angst, dass ich die letzte Person aus meiner Familie verlor. Angst, dass mir irgendetwas passierte und Jayden dann allein war.
Aber ich wollte nicht mein Leben lang Angst haben. Ich wollte ich sein.
Nach wenigen Minuten sah ich einen großen Platz mit vielen Menschen. Die meisten sahen aus als wären sie schon erwachsen. Aber es schien auch einige zu geben, die etwa in unserem Alter waren.
Als wir näher kamen, fiel mir eine Gruppe Jugendlicher auf. Als sich einer von ihnen umdrehte und seinen Blick über alle schweifen ließ, erkannte ich, dass es Alex war. Irgendwie überraschte mich das.

Nach und nach erkannte ich auch Jace, Leon und die anderen Jungs der Gruppe- Alex sagte zu den Anderen kurz etwas und deren Blicke richteten sich auf mich. Unsicher schaute ich weg. „Alles okay?", fragte Jayden mich. Auf seine Frage nickte ich nur. Wenige Minuten später wurde durch ein Megafon gesagt, dass das nächste Rennen gleich losgehen würde.

Mein Bruder machte sich, von mir gefolgt, auf den Weg zur Startlinie. Ich blieb ein kleines Stückchen davon entfernt stehen. Plötzlich kamen Leon und seine Freunde ebenfalls dorthin.

„Ich mach dich fertig, Montgomery", sagte Leon feindselig und schaute Jayden leicht herablassend an. Mir schenkte er ein kurzes Lächeln, welches ich keineswegs erwidern konnte.

„Wollen wir wetten, dass ich gewinne?", fragte mein Begleiter und grinste siegessicher. Auch auf Leons Lippen bildete sich ein siegessicheres Lächeln. „Gut, wenn ich gewinne, wird dein liebes Schwesterherz einen Monat lang bei mir wohnen", forderte der blonde Junge noch immer grinsend. „Okay, aber, wenn ich gewinne, halten du und deine Freunde für immer von meiner Schwester fern", gab Jayden seine Forderung preis. Leon nickte einverstanden.

Perplex schaute ich zwischen den beiden Jungen hin und her. „Ihr könnt weder entscheiden wo ich wohne noch mit dem ich mich treffe!" meckerte ich die beiden voll. Verdutzt schaute mich die Jungs an. Ich ignorierte die Blicke und wandte mich von den Jungs ab. Mit zügigen Schritten entfernte ich mich von ihnen. Mitten auf dem Platz blieb ich dann stehen und ließ den Blick zum wiederholten Male über den großen Platz schweifen.

Dabei entdeckte ich, dass Alex und Cole geradewegs auf mich zu liefen. Sie unterhielten sich über irgendetwas. Ich drehte mich mit dem Rücken zu den beiden. Sie sollten ruhig merken, dass ich sauer war. „Jayden und Leon haben gerade ihr Rennen gestartet", meinte Cole, als die beiden Jungen bei mir ankamen. Ich zeigte keine Reaktion auf seine Worte.

Ich wollte weder, dass mein Bruder noch Leon gewannen. Und genau das sagte ich Cole und Alex auch. Verständnisvoll nickten die beiden. „Das haben wir uns schon gedacht", meinte Alex lächelnd. Cole erzählte weiter: „Wir werden dich, wenn du willst, von hier wegbringen und an einen Ort bringen, wo dich weder dein Bruder noch dein Loverboy finden werden." Zustimmend nickte ich und ignorierte die Aussage, dass Leon mein „Loverboy" sein sollte.

Die beiden Jungen gingen ohne ein weiteres Wort los und ich folgte ihnen einfach. Ich hoffte nur, dass sie wussten, was sie taten.

°°°°

Etwa eine Dreiviertelstunde später saß ich mit Cole und Alex in Coles Auto. Wir waren auf dem Weg zu dem Ferienstrandhaus von Alex' Großtante. Wir waren noch kurz bei mir zu Hause, wo ich schnell noch ein paar Klamotten und wichtiges Zeugs eingepackt hatte. Ich schloss meine Augen und hoffte, dass die Fahrt so schnell wie möglich vorbeigehen würde.

Ich schlief langsam ein und verpasste somit die ganze Fahrt.

I want to protect youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt