"Jetzt sag mir bitte nicht, dass du wusstest, dass er hier sein würde." Ich schaute genervt zu ihr. "Nein, ich wusste wirklich nichts davon." Genervt drehte ich mich wieder richtung Tür und sah in das Gesicht von Ryan. Sein Gesichtsausdruck war kalt, doch seine Augen sahen einfach nur müde und erschöpft aus. Das ist alles wegen mir. Langsam packten mich die Schuldgefühle.
Er betrat den großen Saal, doch kam nicht zu uns. Ich blickte zu Audrey und sah ihren traurigen Blick. "Verstehst du jetzt was ich meine?" Ich wusste genau was sie meinte, doch ich wollte es nicht zugeben. Ich wollte nicht zugeben, dass ich überreagiert habe. Ich wollte nicht zugeben, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich meine ich könnte ihm ja eine Chance geben. Ich kenne ihn ja kaum. Normalerweise bin ich kein Mensch, der andere Menschen schnell verurteilt, deswegen weiß ich auch nicht so recht was mit mir los war.
Ich schaute ihm nach und sah wie er sich an die Bar setzte und sich direkt einen Drink bestellte. Chris, Kyle, Louis und Liam bewegten sich hingegen direkt auf die Tanzfläche. Jetzt saß er da ganz alleine und das sehr verletzt. Meinetwegen. Meine Schuldgefühle wurden immer stärker, doch ich traute mich nicht zu ihm hinzugehen. Nicht nach den zwei Wochen Funkstille. Ich meine er hat mich komplett ignoriert. Ich weiß, dass ich selber Schuld habe, doch ich traute mich einfach nicht.
Ich ging mit Audrey zurück auf die Tanzfläche und wir tanzten weiter. Ab und zu schlich mein Blick zu Ryan und ich sah, wie er sich immer mehr Alkohol bestellte. Auch er schaute ab und zu rüber. Mit seinem kalten Blick, doch seinen traurigen Augen schaute er mich immer wieder an.
Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten ihn so zu sehen. "Audrey ich gehe zu ihm." Ihre Augen wurden größer und fingen an zu glitzern. "Wirklich?" Ich nickte ihr zu und sie umarmte mich. "Danke Ly, das bedeutet mir und vor allem ihm sehr sehr viel." Ich löste mich von ihr und ging auf die Bar zu. Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihm und er hob seinen Kopf.
"Hi Ryan." Er schaute mich verwundert an. "Hi Lyanna." Er war sichtlich verwirrt und überrascht. "Ich wollte dich fragen wie es dir so geht?" Er schaute auf den Drink in seiner Hand. "Gut." Sofort erkannte ich seine Lüge. Jeder Mensch oder Werwolf würde erkennen, dass es ihm nicht gut geht. "Ryan ich weiß, dass es dir nicht gut geht." Er schaute zurück in meine Richtung. "Vielleicht habe ich einfach nur zu viel getrunken." Er fing an zu kichern wie ein kleines Kind.
Na toll. Ein besoffener Werwolf.
"Wie viel hast du denn schon getrunken?"
"Weiß nicht, vielleicht sieben Shots, drei Cocktails, vier Mischen und ein paar Bier." Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. "Das ist zu viel. Auch für einen Werwolf" Er kicherte wieder los. "Ich weiß." Ich schaute auf meine Uhr und stellte mit Bewunderung fest, dass es schon halb zwei am Morgen war. Mist. "Komm Ryan, du solltest nach Hause gehen und deinen Rausch ausschlafen." Wie ein kleines Kind hält er mir seinen Zeigefinger vor die Lippen. "Nein, ich kann nicht fahren." Ich überlegte kurz was ich machen sollte. Ich bin ja mit Audrey hergekommen. Plötzlich hatte ich einen Einfall.
"Bist du mit dem Auto hier Ryan?" Er nickte. "Gut gib mir die Schlüssel. Ich fahre dich." Er schüttelte den Kopf. "Die Schlüssel musst du dir schon selber holen." Genervt rollte ich meine Augen. "Und wo ist dein Schlüssel?" Er kicherte. "In meiner Hosentasche."
Haha, echt witzig. Ich griff in seine Hosentasche und hatte glücklicherweise den Schlüssel beim ersten Versuch direkt in der Hand. "Du hast in meine Hose gefasst, hihi."
"Nein Ryan ich habe nicht in deine Hose gefasst, sondern in deine Hosentasche. Das ist ein großer Unterschied und jetzt komm." Ryan versuchte zu stehen, doch taumelte direkt und ich hielt ihn fest, damit er nicht umfällt.
Ist es nicht normalerweise so, dass der Junge das betrunkene Mädchen nach Hause bringt?
Ich stütze ihn und wir gingen zu seinem Wagen. Mit Anstrengung schaffte ich es, ihm beim Einsteigen zu helfen. Nun saß er hier auf dem Beifahrersitz und ich stieg auf den Fahrersitz. In Amerika durfte ich wenigstens schon alleine fahren. "Mir ist schlecht."
"Wehe du kotzt mir hier ins Auto. Ich habe keine Lust den Gestank zu ertragen." Ich schrieb Audrey noch schnell und fragte sie nach der Addresse. Sie schrieb mir schnell zurück und ich fuhr auch direkt los. Nach knapp 15 Minuten kamen wir am Haus an. Es war ein einfaches Haus und trotzdem schön.
Von einem Alpha hätte ich mir mehr vorgestellt als nur ein einfaches Haus. Natürlich keine Villa aber schon etwas protziger.
Wie heißt es so schön? Klein aber fein.
"Ryan komm wir sind da." Ich half ihm aus dem Auto. Ich schloss es noch schnell ab und dann gingen wir auch schon hinein. "Wo ist dein Zimmer?"
"Oben, dann die erste rechts." Ich nickte, obwohl er dies wahrscheinlich nicht mitbekam. Der bekommt eh die Hälfte nicht mit von daher nickte ich einfach. Es war echt eine Qual ihn die Treppen hochzubekommen, doch ich habe es geschafft und er ließ sich auf sein Bett fallen.
Ich werde ihn aber jetzt garantiert nicht ausziehen, so wie es die Jungs in den ganzen Geschichten immer tun. Er soll froh sein, dass ich ihn nach Hause gebracht habe.
"Lyanna?" Ich schaute zu ihm. "Ja."
"Danke." Ich lächelte ihn an. "Kein Problem, bis Montag." Als ich gehen wollte, umfasste eine Hand mein Handgelenk. "Bleib hier, bitte." Seine Augen waren geschlossen. Ich musste leicht lächeln. Er sah schon putzig aus, wie er da lag, doch bei ihm schlafen war nicht drinnen heute.
Ich befreite meine Hand und sein Arm hing nun vom Bett runter. "Schlaf gut."
Ich verließ erst sein Zimmer und dann das Haus, um mich auf den Weg nach Hause zu machen. Ich schrieb Audrey noch schnell damit sie weiß, dass sie jetzt losgehen kann.
Somit machte ich mich auf den Weg nach Hause. Um zwei Uhr nachts.
Wenn das mal nicht schiefläuft.

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Das Lied Der Wölfe
Loup-garouLyanna Kenner zieht mit ihrer Familie von London nach Kalifornien. Sie geht dort auf die Schule und ist die neue. Was sie nicht weiß ist, dass viele Schüler dort Werwölfe sind. Wen wird sie alles kennenlernen und welche Abenteuer wird sie dort wohl...