Loyalität

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Entspannt lehnte ich mich in den Sessel zurück und beobachtet, wie die zarte Blondine vor mir an ihrem Tee nippte. Sie glich ihrer Mutter aufs Haar. "Nun Mrs Malfoy, weshalb wollten Sie mich sprechen?", ich wusste bereits, dass es um den Befehl des Lords ging, der beschlossen hatte ihr Sohn solle Dumbledore töten. Der Auftrag war von vornherein zum Scheitern verurteilt, jeder wusste das. Voldemort rechnete fest mit dem Versagen des jüngsten Malfoys. Sein Unglück sollte die Sühne für das Fiasko sein, welches Lucius zu verantworten hatte.

Ihre Stimme klang fest, obwohl ich den Hauch von Skepsis darin vernahm, als sie antwortete: "Ihr wart die beste Freundin meiner Mutter, sie erzählte oft von Euch." Ich nickte und bedeutete ihr fortzufahren. "Der Lord, ist auch er Euer Freund?", die Offensive dieser Frage schockierte mich. Niemand würde sich trauen derart persöhnliche Fragen über das private Umfeld Lord Voldemorts zu stellen. Es sei denn er wäre mehr als verzweifelt und das war Narzissas wohl, ihr selbst fiel wohl keine Rettung für ihr Kind ein, was mich dazu bewog ehrlich zu antworten: "Oh nein, der dunkle Lord hat keine Freunde."

Ich erblickte die Sorge auf ihren Zügen und entschloss mich ihr offen zu antworten: "Sie denken, da ich mit ihm zur Schule ging und er mir eine gewisse Achtung entgegenbringt, wäre er mir durchaus wohlgesonnen. Dem ist nicht so. Ich vermag es ihm die Stirn zu bieten, ich bin stark genug ihm zu widerstehen und kann ebenso seine Macht mehren, wie er die Meine. Uns verbindet viel, aber es wäre töricht auf seine Milde zu hoffen. Jeder Moment der Schwäche ist gefährlich und könnte mein Ende sein." Ich versuchte sie zu warnen, soviel müsste ihr nun klar sein.

Narcissa biss sich nervös auf für Unterlippe, als sie meinem Blick nicht weiter standhalten konnte. Unter dem Tisch rang sie fahrig die Hände. "Sie müssen mich um nichts bitten.", bemühte ich mich ungewohnt fürsorglich der Tochter meiner Freundin etwas ihrer Sorgen zu nehmen: "Wem vertrauen Sie vorbehaltlos das Leben ihres Kindes an?" Tränen sammelten sich in ihren Augen, egal wie sehr sie versuchte sich an jedem Strohhalm zu klammern, um Dracos Schicksal zu ändern, so war ihr doch klar, dass sie kaum in der Lage wäre das Leben ihres Sohnes in fremde Hände zu legen. Dann hauchte sie kaum hörbar einen Namen: "Severus."

Obwohl meine Mimik keine Rückschlüsse auf meine Verwunderung zu lassen würde, fragte ich mich doch, was an diesem Mann so besonderes war, dass die Menschen es kaum abwarten konnten sich blind auf ihn zu verlassen. Das war doch lächerlich, ein Spion, dem eindeutig von jeder Seite zu viel Vertrauen entgegengebracht wurde. Ich würde mich näher mit ihm beschäftigen müssen, aber für heute würde ich Narcissas Antwort hinnehmen. Ich lächelte sie an: "Nun, ich werde sehen was sich machen lässt, doch ich verlange etwas dafür."
"Das würdet Ihr tun?", ungläubig starrte mich die eigentliche Hausherrin an: "Alles was Ihr wünscht!"

"Sie sind zu schnell mit Ihren Versprechungen.", tadelte ich. "Sie haben niemandem die Treue geschworen in diesem Krieg Mrs Malfoy."
"Meine Treue gilt meiner Familie. Mein Mann ist dem dunklen Lord ergeben und mein Sohn jetzt ebenfalls.", wiegelte sie ab. "Wie wahr. Ihre Loyalität hindert Sie nicht an einem Schwur...", und damit begann ich meinen Plan in die Tat umzusetzten: "... mir gegenüber."

Zitternd versuchte sie etwas zu sagen und musste schlucken: "Ich... ich wusste nicht... dass Ihr... also dass Ihr eine eigene Partei in diesem Konflikt sein wollt.", ängstlich befeuchtete sie ihre Lippen. Ich brauchte keine Legilimentik, um zu wissen, weshalb sie vor Angst fast verging, nachdem ich so offenkundig ihre Ergebenheit gefordert hatte, die durchaus im Konflikt mit der Loyalität ihrer Familie stehen könnte. "Sie missverstehen mich.", beruhigte ich: "Weder gedenke ich meine eigene Seite aufzustellen und den Lord damit zu verraten, noch mich ihm blind zu unterwerfen." So, ich hatte die Karten offen auf den Tisch gelegt: "Was ich Ihnen anbiete Narcissa, ist nicht mehr und nicht weniger, als Ihre bestehende Neutralität zu schützen." Auf ihre Antwort wartend beobachtete wie sie schluckte, man konnte die rasenden Gedanken in ihrem Kopf förmlich sehen. "Ja, ich werde euch folgen wie meine Mutter es tut." Ich lächelte und nahm ihre Hand beruhigend in meine. Sie gab mir einen Vertrauensvorschuss, weil sie wusste wie ihre Mutter zu mir stand.

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