III Ein Abend bei den Nachbarn

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Den folgenden Tag verbrachte ich damit, mich am Strand zu sonnen und die Wellen zu genießen. Leider hatte ich keine Luftmatratze dabei, sonst hätte man mich wahrscheinlich nicht mehr aus dem Meer holen können. Als meine Mutter rief joggte das hübsche Mädchen von Gestern an mir vorbei. Ihre meerblauen Augen strahlten während sie sich umsah. Sie lächelte als sie mir kurz zuwinkte. Ich winkte zurück und sah dabei aus wie ein Trottel, während sie weiterjoggte. Erst jetzt bemerkte ich meine Mutter, die an unserem Balkongeländer stand und nach mir rief. Nachdem ich meine Sachen genommen und reingegangen war erzählte sie mir, dass meine Eltern bei einem Strandspaziergang die Bewohner zwei Häuser weiter kennengelernt haben und sie zusammen im Café waren. Jetzt waren wir zum Dank zum Abendessen bei ihnen eingeladen, da meine Eltern ihren Kaffee bezahlt haben. Außerdem haben sie festgestellt dass ihr Ehemänner beide ungarische Vorfahren hatten. Ich ging also schnell duschen und zog mir etwas relativ schickes an.

"Solt" stand auf der Klingel zu einem weißen Strandhaus. Mein Vater klingelte und ein kleiner rundlicher Mann machte die Tür auf. Er stellte sich mir als Georg vor. Hinter ihm kam seine deutlich größere Frau zum Vorschein, mit blonden Haaren, die sie nach hinten zusammengesteckt hatte. Ihr Name war Elli. Sie führten uns zu ihrem schwarz gestrichenem Esstisch, der schon gedeckt war. Ich ließ meinen Blick durch die Wohnung schleifen, während sie die Erwachsenen unterhielten. Das Haus war ähnlich eingerichtet wie bei uns. Allerdings war hier die Hauptfarbe ein dunkles Rot. Ich setzte mich auf einen schwarzen Stuhl mit rotem Stoffpolster. Irgendwann stand Frau Solt auf und holte das Essen. Dann rief sie nach jemanden. Ich traute meinen Augen nicht, als die Joggerin den Raum betrat. Sie sagte einfach nur Hallo und strahlte so in den Raum hinein, dass es mich irgendwie ansteckte. Mein Vater schien sie eher mit seinen Blicken zu durchbohren, während sie sich als Sophie vorstellte. Sie setzte sich mir gegenüber hin und unsere Eltern nahmen neben uns Platz. Es gab typisch für Florida frittiertes Hühnchen und frittierte Shrimps, wobei ich mich von Letzterem distanzierte.

Nach dem Essen unterhielten sich die Älteren. Ich hörte halbherzig zu, dass die Solts jedes Jahr hier her kamen, als mich Sophie ansprach: "Hey Oliver, willst du was mit mir rausgehen?" Etwas überrascht antwortete ich mit Ja und wir gingen zusammen raus auf dem Balkon.
Draußen war es schon dunkel. Der Wind wehte eine angenehme kühle Brise in mein Gesicht und das Meer rauschte im Hintergrund. "Also Oliver, woher kommst du?", fing Sophie an. "Nenn mich Sil, meine Freunde nennen mich so und ich komme aus Bakersfield in Californien.", antwortete ich und schaute mir Sophie genauer an. Sie hatte im Gegensatz zu ihrer Mutter ihre lockigen Haare offen. Sommersprossen waren um ihre Nase. Ihr blaues Sommerkleid wehte im Wind und ihre mit einem Blauen Stein verziehte Silberkette schien bei jedem Windstoß kurz blau aufzuleuchten. "Schöne Kette", brach ich das Schweigen. "Danke, die hab ich von meiner Mutter". Sie schaute aufs Meer hinaus, als erwarte sie etwas davon. "Joggst du jeden Tag am Strand?", fragte ich. "Ja, irgendwie muss ich ja fit bleiben." "Trotz den Ferien?" "Klar, warum nicht?" Ich wusste keine Antwort darauf, also versuchte ich das Thema zu wechseln. "Ihr kommt also jedes Jahr hier her?" "Ja, meine Mutter ist hier aufgewachsen. Es sah hier zwar anders aus, aber sie kommt trotzdem gerne hier hin." "Warum guckst du dich beim joggen immer so um als wäre jemand hinter dir her?", platzte es aus mir raus. "Man kann nie vorsichtig genug sein", antwortete sie trotzig, doch ich sah ihr an, dass sie mir etwas nicht sagen wollte und ich wollte nicht nachhaken. "Woher kommt der Name Sil?" "Von Silver, meine Freunde nennen mich schon ewig so.", ich wusste nicht wieso, aber irgendwie kam mir das Gefühl als wäre alles in Ordnung, als würde mir nichts mehr passieren können. Ich sah nur ihr Lächeln und ihr Augen.
Doch dann öffnete sich die Balkontür und Mrs Solt stand an der Tür: "Sophie, deine Medizin" "Och Mom, echt jetzt?" "Ja, mein Schatz, du weißt doch wie wichtig sie ist. Und Oliver, deine Eltern wollen jetzt gehen." Sie ging wieder rein, aber ließ die Türe offen. "Na dann, war schön hier mit dir, Sil. Wenn es dir nicht zu anstrengend ist kannst du ja morgen mit mir joggen gehen", sie lachte kurz und lief dann ihrer Mutter hinterher. Ich wartete noch kurz und ging dann mit meinen Eltern nach Hause.

Die Legende von T15Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt