Kapitel 26- Ohnmächtig

21 9 9
                                    

Marwa Loud- Bad Boy

Als ich nach geschlagenen fünf Stunden immer noch nicht schlafen kann, richte ich mich auf. Leise verlasse ich mein Zimmer und setze mich behutsam in einen Sessel im Wohnzimmer, sodass ich meine Eltern nicht wecke. Ich weiß genau, dass sie mich mit Fragen löchern würden, wenn sie mich so aufgelöst sehen würden. Im Moment möchte ich mit niemandem darüber reden. Ich verkrafte diese Trennung von Damon einfach nicht. Ohne zu zögern hat er auf Aiden eingeschlagen. Der Schmerz macht mich vollkommen verrückt. Ich kann nicht schlafen, nicht essen oder trinken. Ich kann mich auf nichts richtig konzentrieren. Was soll ich denn machen? Ich habe keine Kraft mehr. Ich kann nicht mehr funktionieren und überall immer mein Bestes geben. Ich bin kein Roboter.

Das Gefühl, mich und mein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, zieht mich runter. Ich tue nur noch das, was andere Menschen von mir verlangen. Für das, was anfangs mein Traum war. Aber ist es überhaupt noch ein Traum für mich? Ist es wirklich das, was ich will? Bin ich diesem Druck gewachsen? Ich schaue in den strahlenden Nachthimmel und einen Moment kann ich wirklich alles vergessen. Die Sterne erinnern mich daran, dass es in der Dunkelheit immer auch etwas Helles gibt. Ich war schon immer fasziniert von den Sternen. Schon als Kleinkind. Wenn ich Sorgen hatte und mit niemandem darüber reden konnte oder wollte, dann habe ich mir die Sterne angeschaut. Doch meine heutigen Sorgen erscheinen mir so viel größer und auf ein Mal wirkt das Ganze so lächerlich und kindlich. Manchmal wünsche ich mir die Fantasie aus meiner Kindheit zurück. Die Leichtigkeit, die ich damals hatte. Wie schön es war zu leben und neues zu entdecken. Nach einer langen Zeit, in der ich zu den Sternen aufgeschaut habe, lege ich mich ins Bett und versuche doch noch ein wenig zu schlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, muss ich mich regelrecht zum Aufstehen zwingen. Da ich sowieso keinen Hunger habe, lasse ich das Frühstück einfach aus. Mein Vater drückt mir einen schnellen Kuss auf die Wange, als ich mit meiner Tasche durch die Tür gehe und mich auf den Weg zur Schule mache. Ich möchte gerade niemanden sehen. Als ich an dem Haus vorbeilaufe, indem Damon wohnt, ist es wie ein Stich ins Herz. Ich verspüre das Bedürfnis wieder zu weinen, aber ich halte die Tränen mit aller Kraft zurück. Wenn ich jetzt weine, dann habe ich Angst später nicht mehr damit aufhören zu können. Verheult in der Schule zu sein ist das Letzte, was ich gerade brauche. Ich unterdrücke meine Tränen und laufe mit aufrechtem Gang weiter. Bevor ich das Klassenzimmer erreiche, betrachte ich mich noch kurz im Spiegel auf der Mädchentoilette. Es ist offentsichtlich, dass etwas passiert ist. Ich sehe einfach nur unbeschreiblich fürchterlich aus. Meine Haare sind das reinste Chaos, ich habe mehr Pickel wie sonst und meine Klamotten sitzen nicht richtig. Ich hatte heute morgen einfach keine Kraft mich fertig zu machen.

Frustriert laufe ich aus der Mädchentoilette und biege in den Flur nach links ab, als ich in jemanden reinlaufe. Als ich auf dem Boden lande und mein Schädel sofort anfängt wie bekloppt zu dröhnen, merke ich, dass die Person mir aufhilft. Als ich diese Muskeln spüre, läuft mir ein warmer Schauer über den Rücken. Ich erkenne ihn blind. "Ist dir was passiert? Hast du dir weh getan?", fragt Damon mich, als ich auf meinen wackeligen Beinen wieder stehen kann. Ich schaue zu ihm auf und plötzlich kommt alles wieder hoch. Als ich nicht antworte, hat Damon einen schuldbewussten Ausdruck auf dem Gesicht. Im Gegensatz zu mir sieht er sogar vollkommen fertig noch gut aus.

Augenblicklich schießen mir wieder Tränen in die Augen und als er sie bemerkt, zieht er mich wortlos in eine feste Umarmung. Er heilt den Schmerz, den er verursacht hat. Ich drücke ihn fest, doch löse mich gleich wieder und laufe schwankend die Treppe zum Klassenzimmer hinauf. Mein ganzer Körper scheint jetzt plötzlich Tonnen zu wiegen und meine Sicht verschwimmt. Ich bleibe auf der Stufe stehen und versuche mich am Treppengelände festzuhalten, doch es hilft nicht mehr. Mir wird schwarz vor Augen und ich verliere die Kontrolle über meinen Körper.

The Glimmer Of Hope | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt