Kapitel 27-Schlagfertigkeit

43 8 14
                                    

Soy Luna- Tu Carcel

Als ich meine Augen öffne und bemerke, dass ich mich auf der Liege im Sanitätsraum der Schule befinde, bin ich überrascht. Was ist passiert? Warum bin ich hier? Müsste ich nicht längst im Unterricht sein? Wie viel Uhr haben wir es eigentlich? "Ariana, endlich bist du wach!", höre ich eine Stimme neben mir. Sie kommt mir bekannt vor, es ist Lilly. Ich möchte mich aufrichten, doch sie hält mich auf, indem sie "Bleib besser liegen. Ich hole die Sanitäter." sagt. Sie verlässt den Raum und ich bin mehr als verwirrt. Was ist hier los? Es dauert nicht lange, bis die Sanitäter den Raum betreten und meinen Zustand überprüfen. "Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist? Wie es dazu gekommen ist?", löchert sie mich mit Fragen, eine Schülerin, die nur etwas älter als ich ist und die es anscheinend darauf angelegt hat, mir den letzten Nerv zu rauben.

Ich kann mich noch an das Gespräch mit Damon erinnern, dass ich die Treppen hinaufgehen wollte, aber mir schwarz vor Augen geworden ist und ich die Kontrolle über alles verloren habe. Das ist der Moment, wo mir bewusst wird, was passiert ist. Ich bin ohnmächtig geworden. Bei der Erkenntnis schlucke ich hart. In der Schule. Ausgerechnet heute. Ich habe heute Mittag eigentlich noch eine Prüfung. Musste ich denn auch unbedingt das Bewusstsein verlieren, nur weil ich nicht richtig geschlafen, gegessen und getrunken habe? Das passt mir gerade gar nicht in den Plan.

"Kannst du dich jetzt erinnern oder nicht?", drängt mich das Mädchen mit den blonden, glatten Haaren und blauen Augen weiter. Nicht so ungeduldig, Blondie, denke ich mir, aber antworte so freundlich wie möglich: "Ich wollte die Treppe raufgehen, als mir auf ein Mal schwarz vor Augen wurde." Die Blondine fängt fast schon belustigt an zu grinsen, als sie "Manche haben dich vorher mit Damon gesehen" erwidert. Was findet sie daran so witzig? Ich würde gerne aufstehen und sie fertig machen, als sie mich weiterhin genau mustert und dann in lautes Gelächter ausbricht. "Hat er dir auch das Herz gebrochen? Du hast ja fast in seinen Armen geheult.", kontert sie. Wut keimt in mir auf. Ich überlege, ihr eine schlagfertige Antwort zu geben. Doch ich denke mir, dass mir ihre Meinung auch egal sein kann. Das zwischen ihm und mir passiert, geht sie nichts an. "Das würde ihm nur ähnlich sehen. Erst wickelt er die Mädchen um den Finger und dann lässt er sie abblitzen.", unterbricht sie meine Gedanken und ich blicke sie leicht schockiert an. Bildet sich dieses Mädchen wirklich ein Damon so gut zu kennen? Einbildung ist eben auch eine Bildung. "Da bist du sprachlos, was?", höhnt sie über mich und hält sich doch wirklich für etwas Besseres. Sie sucht doch nur einen Jungen, der ihr das Eine geben kann. Aber dabei an Damon zu denken? Es mag sein, dass er schon einige Erfahrungen vor mir gesammelt hat, aber so ein Mensch ist er noch lange nicht.

Solche Mädchen sind schuld an meinem mangelnden Selbstbewusstsein. Ich frage mich, nach welcher Anerkennung ich mich die ganze Zeit gesehnt habe. Viele Mädchen an unserer Schule helfen viel nach, was ihr Aussehen angeht. Kaufen sich teure Schminke und die teuersten Klamotten. Dabei finde ich mittlerweile, dass wahre Schönheit von innen kommt. Klar ist es in Ordnung Geld in sein Aussehen zu investieren, aber muss man es gleich so übertreiben? Hat man es wirklich nötig,um dem anderen Geschlecht zu gefallen? "Wesentlich bin ich kein One-Night-Stand wie du", schieße ich zurück und bin selbst erstaunt über die Schärfe meines Kommentars. Seit wann bin ich denn so schlagfertig? Ihr Lächeln verschwindet langsam, ihr Gesicht erscheint wie eingefroren."Das werden wir ja noch sehen. Wenn es jemand schaffen sollte ihn geil zu machen, dann ich. Schau zu und lerne", versucht sie mich wieder unsicher zu machen. Wann hört das endlich auf?

"Du sagst es. Ich will ihn nicht geil machen, sondern für ihn da sein, wenn er mich braucht. Ich habe es nicht nötig mit seinen Bettqualitäten anzugeben.", bin ich wieder schlagfertiger als gedacht. Die anderen Sanitäter im Raum hören schon die ganze Zeit still zu, in ihren Gesichtern lese ich Zustimmung für meine Worte. "Du brauchst Ruhe, um dich zu erholen. Am besten lässt du dich von jemandem abholen.", rät mir ein Mädchen, welches mir direkt sympathischer als die Blondine erscheint. "Aber ich habe später eine wichtige Prüfung.", wende ich ein, doch sie antwortet: "In diesem Zustand solltest du sicherlich keine Prüfung schreiben. Du musst dich ausruhen." Ich nicke, stehe langsam auf, packe meine Sachen und rufe anschließend meine Mutter an, damit sie mich abholen kommt. Während ich im Gebäude auf meine Mutter warte, denke ich an Damon. Hat er etwas von meinem Zusammenbruch mitbekommen? Wieso war er nicht da und hat nach mir geschaut? Ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass er da gewesen wäre. Es zeigt mir nur noch mehr, dass er sich von mir fernhalten will. Dass er Abstand braucht. Das ist es, was mich am meisten verletzt.

The Glimmer Of Hope | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt