31. Parents

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A L I A

Zwei Monate ist es her. Genau zwei Monate, auf den Tag genau.
Ich habe weder ihn gesehen oder sonst jemanden. Seit zwei Monaten verschanze ich mich in meinem alten Zimmer bei meinen Eltern und heule mir fast täglich die Augen aus.
Ich habe ihn geliebt. Ich liebe ihn immernoch, aber das was er getan hat, ist unverzeihlich.
Das er kaltblütig jemanden umgebracht hat, war etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Zu Anfang schon, als ich ihm das erste mal begegnet bin.
Aber nachdem er mir geschworen hat, dass er niemanden quält, obwohl er wusste das es dann vorbei wäre, hat meine Welt erschüttert und mich zusammen brechen lassen.
Er zieht das Morden vor mir, wie naiv ich doch war, bin.
Es tut weh, sehr sogar. Ich muss aber damit leben.

X A V E R

Zischend schlage ich immer wieder auf den Boxsack ein, bis er einen Riss bekommt und der Sand im inneren auf den Boden hinab kriselt. Keuchend höre ich mit meinen Schlägen auf und blicke auf meine blutigen Hände.
Ich spüre mittlerweile den Schmerz nicht mehr, nach dem Abend spüre ich nichts mehr. Alles hat keine Bedeutung mehr für mich.
Ich bin so feige, dass ich mich nicht unter ihre Augen getraut habe.
Ich habe sie einfach ziehen lassen, in Ruhe gelassen. So wie sie es verlangt hat und es zerstört mich.
Frisst sich tief in meinem inneren in meine Seele und laugt mich aus.
Jeder Tag ist der selbe, ich stehe auf und trainiere.
Nichts anderes habe ich ihm Kopf.
Ich brauche diese Anstrengungen, diesen brennenden Schmerz in meinen Muskeln, um ihr trauriges Gesicht aus dem Kopf zu bannen und ihr herzzerreißendes Schluchzen zu übertönen.

So einen Schmerz habe ich noch nie empfunden und ich bin am Ende mit meiner Geduld, diesen Schmerz noch länger zu ertragen.

A L I A

Mit geröteten Augen von der letzten Nacht wache ich am nächsten Morgen erschöpft auf. Selbst der Schlaf lindert meinen Schmerz nicht. Er verfolgt mich bis in den Schlaf.
Es ist zum verückt werden, ich versuche ihn aus meinem Kopf zu vertreiben, doch am Abend kommen all die schönen Erinnerungen zum Vorschein. Und genau diese bescheren mir eine schlaflose Nacht.

"Alia komm frühstücken" ruft meine Mutter wie jeden Morgen, seit zwei Monaten, seit dem Abend.
Ohne lange zu überlegen, bin ich an dem Abend direkt zu meinen Eltern gefahren, zum Glück wohnen sie in einem Vorort von NewYork, sodass ich sie relativ schnell erreicht habe.
Ohne ein Wort zu sagen, habe ich mich bei meiner Mutter ausgeheult und lebe nun wieder bei meinen Eltern.
Das ist nicht das was ich eigentlich will, aber für jetzt ist es das was ich brauche. Ich brauche diesen Halt und die Stütze, die mir meine Eltern bieten, ansonsten wäre ich schon längst zusammen gebrochen, wieder.

Mühevoll erhebe ich mich von meinem Bett, putze mir die Zähne und wasche mein Gesicht.
Lustlos, wie jeden Morgen, frühstücke ich mit meinen Eltern zusammen.
Die mich bemitleidet mustern.
"Schatz wie wäre es, wenn wir heute etwas unternehmen und dann zusammen essen gehen, in der Nähe hat ein neues Restaurant geöffnet." Macht meine Mutter den Vorschlag während sie mich anlächelt und meinem Vater auf die Schulter boxt, wohingegen dieser sofort gespielt begeistert nickt.
Alles in mir widerstrebt sich 'Ja' zu sagen, aber ich bringe es nicht übers Herz. Die vergangenen beiden Monate war ich gewiss nicht leicht, deshalb schulde ich ihnen einen ruhigen und schönen Familienabend.
"Okay" antworte ich deshalb zaghaft und zwinge mir ein kleines Lächeln auf.
"Sehr schön, dass wird lustig" sagt sie erfreut und grinst mich breit an.
Wie lustig es eigentlich werden sollte, erfuhr ich am Abend.

°
"Wie findest du das?"Fragt meine Mutter nun schon zum zehnten mal, meine Mutter ist der Ansicht, dass gegen Liebeskummer shoppen helfen soll. Noch spüre ich keine Wirkung.
"Ich habe genügend Sachen zum  anziehen Mom" lehne ich ab und laufe mit diesen Worten raus aus dem Geschäft. Direkt vor der kleinen Boutique steht mein Vater und lächelt mir entgegen.
"Nichts gefunden?"Fragt er mich, noch immer lächelnd.
Ich schüttel bloß mit dem Kopf und warte bis meine Mutter meinem Beispiel folgt.
"Wollen wir dann ins Kino?" Fragt meine Mutter und beendet somit, zum Glück, die Shopping Therapie.
"Ja" antworte ich sofort, bevor sie auf andere Ideen kommt und laufe schon mal los.
Zum Glück bietet dieser kleine Vorort, ein kleines Kino, sodass wie nicht wieder in die Stadt fahren müssen.
"Welchen Film?"fragen meine Eltern, eine halbe Stunde später als wir vor dem Kino zum stehen kommen.
"Wie wäre der hier?" Frage meine Mutter und deutet auf eine klassische Liebesschnulze, ohne es verhindern zu können, verdrehe ich meine Augen.
"Gehen wir lieber in den Schatz" erwidert mein Vater und deutet auf einen Action Film, der nichts mit Liebe zu tun hat.
Danke Dad.

Mafias BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt