Kapitel 19

62 3 0
                                    

Felicity:

Sobald ich in den Geist meines Freundes eindrang begann ich mich in seinem mir komplett offenen Gedanken umzusehen. Zunächst wurde ich nur mit Gedanken von ihm überflutet. So gut es ging versuchte ich alles zu ignorieren, aber manches konnte ich nicht ausblenden.

Als erstes erkannte ich die Gedanken, die ihn momentan am meisten Beschäftigten. Die Freude, wenn er mit mir zusammen war und die Sorge über den jetzigen Zauber. Also hatte er doch Angst! Die ganze Woche über hatte er alles also nur runtergespielt.

Außer dem momentanen Gedanken war noch etwas anderes erkennbar. Es war der Gedanke daran herauszufinden was genau mit seiner Mutter passiert war und die Trauer, dass er sie nie kennenlernen konnte. Ich war mir fast sicher, dass er alles nur im Unterbewusstsein fühlte, da ich ihn außer bei unserer ersten Begegnung nie über seine Mutter habe reden hören.

Dann schüttelte ich auch diesen Gedanken ab und versuchte weiter in den Kopf einzudringen. Schließlich hatte ich alle Gedanken hinter mir gelassen und war nun so tief in Richards Kopf wie es nur ging. Dort spürte ich eine Art Widerstand, aber ich konnte sie schnell durchbrechen. Im Kopf spürte ich, wie sich Richards Gedanken vor Schmerzen wanden, aber ich blendete dies aus, so schwer es mir auch fiel.

Direkt hinter dieser Barriere erhielt ich Zugriff auf sämtlich Fähigkeiten von Richard. Es war ein echt seltsames Gefühl jetzt durch die Augen von Richard zu sehen.

Schnell nahm ich den zurechtgelegten Stift zum Malen und fing an alles zu malen. Stundenlang saß ich auf dem Boden und malte alle möglichen Symbole. Teilweise musste ich mich erst einmal Sammeln, damit ich keine Fehler machte oder vorschnell etwas zu ungenau zeichnete. Damit zog ich natürlich den ganzen Prozess in die Länge, aber ich wollte verhindern, dass Richard das alles noch einmal durchmachen musste.

Nachdem der letzte Strich gesetzt war und ich mir sicher war, dass alles perfekt war zog ich mich aus Richards Gedanken zurück und kehrte in meinen Körper zurück.

Nach einigen Sekunden hatte ich mich gesammelt. Insgesamt fühlte ich mich extrem schwach. Anscheinend war es extrem anstrengend stundenlang den Körper eines anderen zu kontrollieren. Ich schloss die Augen und versuchte den aufkommenden Schwindel in den Griff zu bekommen. Innerlich stöhnend öffnete ich die Augen und sah, dass Richard regungslos vor mir auf dem Boden lag.

So schnell wie ich es mit dem Schwindel konnte kroch ich zu ihm um ihn wach zu rütteln. Es tat sich nichts. Danach legte ich zwei meiner Finger an die rechte Seite seines Halses um den Puls zu spüren. Ich fühlte nichts. Aufkommendes Adrenalin ließ mich mit einem Schlag hellwach werden.

Etwas hektisch zog ich Magie in mich hinein und begann seinen Körper zu kontrollieren. Was mich schockierte war, dass Richard nichts zu fehlen schien. Schon der Hysterie nah sandte ich ihm reine Magie, doch weiterhin rührte er sich nicht.

Ich zog mich zurück und weinte. Hatte ich wirklich Richard umgebracht? Ich wollte schon einen richtigen Arzt holen, als Richard plötzlich tief einatmete und die Augen aufschlug. Ich konnte mir einen kleinen Schluchzer der Freude nicht verkraften. Noch bevor er sich bewegen konnte hatte ich ihn meiner Umarmung gefangen genommen und weinte an seiner Schulter.

"Was ist passiert?" Fragte er mit einer krächzenden Stimme.
"Du warst Tod." Antwortete ich, wobei ich merkte, wie sich sein Körper anspannte.
"Tod? Wie konnte ich tod sein und jetzt hier sein?" Fragte er etwas besorgt.

"Ich habe keine Ahnung." Antwortete ich in seine Schulter.
Ich konnte mir quasi vorstellen, wie er die Augenbrauen hochzog. 
Als ich mich beruhigt hatte setzte ich mich hin und half ihm sich ebenfalls aufzusetzen.

Richard Sa: Ein funke MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt