Forgotten | MxM | BEENDET

18. Kapitel- In dem die Hoffnung stirbt

„The days are bright and filled with pain
Enclose me in your gentle rain
The time you ran was too insane
We'll meet again, we'll meet again"
(„The Crystal Ship", The Doors)

。。。
Deans POV
。。。

Mit einem Zischen öffnet sich die nächste Flasche mit billigem Schnaps. Ohne zu zögern, setze ich mit dem Mund an und trinke sie in einem Zug leer. Eine meiner leichtesten Übungen.
‚Davon wird er auch nicht zurückkommen.'
Dessen bin ich mir mehr als bewusst, aber ich will nicht darüber nachdenken. Ich will überhaupt nicht mehr nachdenken. Einfach nur meinen Verstand abschalten.
Trotzdem ist es anders, als damals. Damals, als ich von der Tankstelle losgefahren bin, mit dem Entschluss ihn nie wiederzusehen.

Nun ist nämlich er es, der gegangen ist, mit dem Entschluss mich nie wiederzusehen. Zumindest würde jeder Vollidiot zu diesem Befund kommen, wenn er denn eins und eins zusammenzählen kann. Cas war nicht mehr im Auto, als ich aufgewacht bin und ich habe den Rest des Tages damit verbracht, den Park nach ihm abzusuchen.
Erneut.
Nur mit dem Unterschied, dass ich diesmal bereits geahnt habe, ihn nicht mehr zu finden.
Und ich hatte recht.

Achtlos schmeiße ich weitere Gläser aus der Minibar, in der Hoffnung dahinter auf weitere alkoholische Vorräte zu stoßen. Tatsächlich werde ich fündig.
Eine weitere Flasche von irgendetwas Hochprozentigem fällt in meine Hände. In meinem Mund vermischen sich die Flüssigkeiten zu einem undefinierbaren, brennenden Cocktail, deshalb ist es vollkommen irrelevant, was ich da in mich reinschütte.

Ich hätte wissen müssen, dass es so enden wird. So, wie eigentlich alle meine sogenannten ‚Beziehungen' enden; einer besäuft sich, während der andere schon über alle Berge ist.
Nur, dass das sonst immer schon am Morgen danach passiert und ich immer der letzteren Partie angehöre.

Die leere Flasche zerspringt klirrend am Boden, als ich sie achtlos hinter mich werfe. Ich kann kaum noch geradeaus gucken, alles um mich herum dreht sich und schwankt. Trotzdem ist das Gefühl nicht ansatzweise mit dem zu vergleichen, dass ich im Impala gespürt habe.
Ich bin aufgewacht, habe die Augen aufgeschlagen und wusste sofort, dass ich ihn nie wieder sehen würde.

Seitdem spüre ich eine Leere in mir, die sich langsam in mein Herz frisst.
Das Dröhnen in meinen Ohren beginnt allmählich abzuklingen. Egal, wieviel Alkohol ich mir hinter kippe, irgendwann überrollt es mich: das große, gähnende Loch der Stille, die er in diesen Mauern hinterlassen hat. Nicht einmal das leiseste Echo seines Lachens will mehr nachhallen. Stattdessen zerdrückt mich die Luft, lässt mich vergessen zu atmen.
Es ist zu still. Verdammt nochmal viel zu still.

Ziellos stolpere ich im Bunker umher, bis ich schließlich im Badezimmer ankomme. Mein Blick fällt auf den Spiegel über dem Waschbecken, aus dem mir ein junger Mann entgegen starrt, der nur noch eine erbärmliche Hülle ist. Mit dunklen Augenringen und zerzausten, fettigen Haaren. Die Haut krankhaft blass und die Augen matt, glanzlos. Etwas an dem Blick des Mannes lässt unbändige Wut in mir aufbrodeln:
Er wirkt schwach.
Hilflos.

Tot.

„Du gottverdammter Idiot", brülle ich und schlage mit der Faust gegen das Glas. Der Spiegel splittert und kleine Scherben bohren sich in meinen Handrücken. Dieser Schmerz ist mehr als willkommen, weshalb ich wieder und wieder gegen den Spiegel schlage, bis von dem Mann nichts mehr übrig ist.
Blut tropft in das Waschbecken, färbt weiß zu rot, doch ich nehme es gar nicht mehr wahr.
Schwerfällig drehe ich mich um und wanke in den Flur hinaus.

In der Küche angekommen, steige ich über den Berg aus zerbrochenem Geschirr. Keramik sticht durch die Sohlen meiner Schuhe, durchdringt den Stoff meiner Socken, hinein in meine Füße.
Sämtliche Schränke sind aufgerissen, aus dem halboffenen Kühlschrank tropfen undefinierbare Flüssigkeiten. Die Überreste von seinen Einkäufen.