Forgotten | MxM | BEENDET

39. Kapitel- In dem ein Engel Vergebung findet

„As it was before shall it ever ever be
Hear it on the crying wind
Heart it weeping on the sea
Through the winder valley wild and through the darkest night
Here comes the evil news of the coming fight
So love bring your birds bring your feathers of peace
All through the storm let the tides release
Love bring your birds bring your feathers of peace
All through the storm let the tides release"
(„Lost Angel", Heart)

。。。
Castiels POV
。。。

Qualvolle Schreie umgeben mich.

Unbarmherzig kämpfe ich weiter, hole immer wieder mit der Klinge aus und strecke den nächsten Gegner zu Boden. Erschöpfung, Schmerz; Solche Empfindungen existieren für mich nicht. Nicht mehr.
Dort, wo ich einst verwundbar gewesen bin, ist es nun kalt, jede Faser meiner Selbst betäubt.
Eine massive Schutzschicht aus Eis, die mich, ähnlich einer Panzerung, umgibt.
Unverwundbar.
Unzerstörbar.
Unsterblich.

Der neue Castiel.

Ohne zu zögern, ramme ich das silberne Metall in einen weiteren Körper. Nichts, als wertlose Lumpen aus Knochen und Blut. Jedes mal wiederholt sich derselbe Vorgang; die silberne Spitze, welche die Haut durchdring. Zunächst zäh, doch ist das zarte Fleisch erst erreicht, geht es ganz einfach. Knochen bersten und brechen. Stückchen um Stückchen. Diese bedürfen stärkerer Anstrengung, doch ich bin geübt, sodass es keine Herausforderung mehr darstellt. Ich muss den menschlichen Körper nur anschauen und erkenne sofort die wunden Punkte; Die Stellen, wo sich die wenigsten Knochen befinden, messe allein mit den Augen die genauen Abstände zwischen den Rippen und bereite währenddessen bereits den Angriff vor. All das geschieht binnen eines Wimpernschlages.
Ein gezielter Stoß und sie fallen.
Jeder Einzelne von ihnen.

Gleichgültig blicke ich der Frau in die Augen, während der letzte Schimmer Leben in ihr aufglüht, nur um auf ewig zu erlöschen. Sie sackt vor mir auf die Knie, längst nicht mehr fähig zu wimmern oder zu flehen. Blut rinnt aus ihrem Mundwinkel und der Stichwunde in ihrer Brust. Noch krallen sich ihre Hände in das schwarze T-shirt. Mehr ein finaler Reflex des Körpers, als eine bewusst gesteuerte Handlung.
Schließlich gehe ich einen Schritt zurück und sie kippt zeitgleich vornüber.
Nun liegt sie mir zu Füßen.
Nur eine von den unzähligen Leichen, die um mich herum am Boden verteilt sind. Längst kann ich die Wiese darunter nicht mehr erkennen. Oder war es doch Asphalt?
Ich erinnere mich nicht mehr, aber es spielt sowieso keine Rolle. Das Einzige, was zählt ist der Sieg.

Sein Sieg.

„Du bist wirklich ein ausgezeichneter Soldat, Castiel."
Die melodische Stimme des Silberhaarigen scheint von überall um mich herum zu kommen. Trotzdem weiß ich, dass er genau ein Schrittmaß hinter mir steht.
„Wieviele sind es noch?", frage ich tonlos, ohne auf sein Kompliment einzugehen.
Ich kann seinen Atem an meinem Nacken spüren, der einen angenehm kalten Schauer auf meiner Haut verursacht, als er antwortet: „In diesem Augenblick sind es noch 290 533 120 von ihnen. 290 533 120 Menschen, die es auszulöschen gilt. Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet."
Seine Anerkennung prallt erneut an mir ab, so sehr er sich auch mit seiner honigsüßen Stimme bemüht.
„Du hast eine Armee von Engeln an deiner Seite. Ich habe nur einige Menschen getötet und es ist noch längst nicht zu Ende."
Isaac umschließt mit seiner Hand die meine, welche weiterhin die heilige Waffe umklammert. Er schenkt, dem Blut, das seinen weißen Handschuh allmählich rot färbt, keine weitere Beachtung. Stattdessen entgegnet er, mit seinen Lippen an meiner Wange: „Nein, Castiel. Du bist nicht nur irgendein Soldat meiner Armee. Kein anderer Engel tötet so schnell, so effizient und so kaltblütig, wie du. Dir bei deiner Arbeit zuzusehen, verschafft mir mehr Genugtuung, als es Berührungen je könnten. Du allein, lässt mich erschaudern."
Anstatt sich genauer zu erklären, bewegen sich seine Lippen weich und behutsam meine Wange entlang, zu meinem Mund. Ich lasse es geschehen, bleibe dabei vollkommen gleichgültig. Eine Weile liebkost er meine Lippen, doch alles woran ich dabei denken kann, ist die Zahl 290 533 120.
Ein loderndes Faktum, das selbst seine Kälte nicht betäuben kann.