Das Haus am Meer

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Leichtfüßig wie eine Katze landete Astoria auf den Füßen und hielt Draco somit davon ab, zu stürzen.
Weicher Sand unter ihren Stiefeln. Ein kalter Wind fuhr unter ihre Kleidung und trug den salzigen Geruch nach Meer mit sich. Spitze Dünengräser stachen ihr durch die Jeans in die Beine, doch sie blieb einfach stehen. Möwen kreischten über ihnen. Das Geräusch von Wellen erfüllte die Luft.
Genüsslich zog Astoria die Meerluft tief in die Lungen und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken.
„Wo zur Hölle sind wir?" Dracos knurrige Stimme riss sie aus dem Moment und sie schlug die Augen auf. „Am Meer!" war ihre simple Antwort, dann ließ sie seine Hand los und zog sich herumhüpfend die Stiefel von den Füßen. Strahlend ließ sie ihre Schuhe einfach liegen und rannte barfuß durch die Dünen runter zum Strand. Außer den beiden Zauberern war niemand sonst in Sicht, sie waren nur zu zweit.
Astoria machte sich nicht die Mühe, ihre Hosenbeine hoch zu krempeln, sie rannte einfach in die Brandung und genoss das Gefühl der kalten Wellen, die über ihre Füße schwappten und ihre Jeans durchnässten.
Draco sah sich das eine Weile an, bevor er ihr vorsichtig folgte, jedoch außerhalb der Reichweite des Wassers blieb. Nach ein paar weiteren Minuten kam Astoria zitternd aus dem Wasser. „Fuck ist das kalt!" quietschte sie vergnügt und schwang ihren Zauberstab. Ihre Stiefel tänzelten durch den Sand auf sie zu und sie fing sie ein. „Na dann komm!" sagte sie zähneklappernd. Sie wandte sich nach rechts. Draco folgte ihrem Blick. Dort war nichts außer Wasser und Sand und Dünen.
"Ist es weit weg?" grummelte er und sie grinste ihn an. „Nur ein paar Minuten, als hör auf dich zu beschweren." Sie schnappte sich seinen Arm und rannte los. Draco musste ebenfalls rennen, um von ihr nicht durch den Sand gezogen zu werden. Astoria schlug einen Haken und zusammen kämpften sie sich durch den weichen Sand die Dünen hoch.
„Da!" rief sie und streckte die Hand aus. Draco folgte ihrem zeigenden Finger und musste mehrfach blinzen, um zu erkennen, worauf sie zeigte. „Was ist das denn?" keuchte er fast schon angewidert.
„Das ist ein Tangdachhaus, du verwöhnter Bengel."
Er warf ihr einen finsteren Blick zu, doch Astoria schlitterte bereits die Düne hinunter, immer noch barfuß.
Draco biss die Zähne zusammen und folgte ihr. Er hatte ja gar keine andere Wahl. Er hatte keine Ahnung wo er war noch wie er hier wieder weg kam. Sein einziger Anhaltspunkt war Astoria. Auch wenn es ihm überhaupt nicht gefiel, so war er doch von ihr abhängig.
Genau wie sie versprochen hatte, erreichten sie die Hütte nach wenigen Minuten und Draco rümpfte die Nase.
Das Haus war an der Rückseite komplett zu gewachsen und verschwand in einem Grashügel dahinter. Ein Schornstein ragte aus dem Dach. Blumenkästen hingen unter den runden Fenstern, vor denen im Innern Vorhänge hingen und Dünengras wuchs überall. Nur ein schmaler, mit wenigen Steinen gepflasterter Weg, der kaum zu erkennen war, führte zu der großen, runden Tür, an der anstelle einer Klinke ein großer Türklopfer angebracht war. Das Haus war von außen aus massiven, grauen Steinen gemauert, die an vielen Stellen überwuchert waren. An der Seite gab es noch einen Schuppen genauso überwuchert wie das Haus.
Im Großen und Ganzen wirkte das Häuschen, als wäre es gerade einem Märchen entsprungen. Es fehlten nur noch irgendwelche Feen und Elfen, die darum herumschwirrten und vielleicht ein Fuchs, der aus seinem Bau lugte. Das gab es zwar nicht, aber dafür eine große, steingraue Katze, die sich vor der Tür auf dem Boden räkelte und empört fauchte, als Draco ihr beinahe auf den Schwanz getreten wäre.
Mit einem Seufzer packte Astoria das riesige Biest unterm Bauch und hob sie hoch auf den Arm. „Kleine Zicke!" meinte sie nur und tippte mit der freien Hand den Zauberstab haltend gegen den Türklopfer. Lautlos schwang die kreisrunde Tür auf und offenbarte die dahinter liegende Dunkelheit. Ohne zu zögern und immer noch mit der grauen Katze auf dem Arm trat Astoria über die Schwelle und tauchte in die Schwärze ein. „Worauf wartest du?" Sie drehte sich zu Draco um, der immer noch im Vorgarten stand. „Komm rein!" Dann verschwand sie.
Draco zögerte. Sah über die Schulter zurück. Dann biss er die Zähne zusammen. Seine Eltern hatten keinen Feigling erzogen. Er knirschte mit den Zähnen und folgte Astoria in das Haus, wobei er sich ducken musste, um sich den Kopf nicht am Türrahmen anzuschlagen.
Kaum trat er ein, fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und Lampen gingen an. Astoria stand mitten im Raum und graulte die Katze hinter den Ohren. Sie schnurrte genüsslich.
Mit großen Augen sah Draco sich um. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Das Haus war groß, viel größer als es von Außen ausgesehen hatte und geräumig. Der Boden war aus dunklem Holz, die Wände aus hellem Holz und an der Decke verliefen Querbalken. Es gab keine Bilder oder sonst irgendwelchen Schnickschnack. Die Möbel waren alle aus dunklem Holz und jedes einzelne wirkte wie eine Antiquität. Alt und elegant gezimmert. Einige wiesen sogar kunstvolle Schnitzereien auf. In einem einfachen Regal neben der Tür standen drei Paar Schuhe plus die Stiefel, die Astoria jetzt dazustellte. An ein paar Haken hingen Jacken und Mäntel.
„Schuhe ausziehen", sagte sie noch, bevor sie durch einen Durchgang in einem weiteren Zimmer verschwand. Draco tat zögerlich, was sie sagte und folgte ihr dann. Dieser Raum war noch größer, als der Flur. Eine große Küche mit Kücheninsel und Barhockern drum herum. Gleich im Anschluss kam das Wohnzimmer. Eine gemütliche, schwarze Couch und ein dazupassender Sessel. Auf einer Kommode stand ein Fernseher und durch die Glastüren konnte man die Rückseiten vieler DVDs erkennen. Auf dem Couchtisch befand sich ein zusammen geklappter Laptop und die Regale waren voller Bücher, die sich wild übereinander stapelten und aneinander reihten. Die Bücher lagen auf der Couch, dem Sessel, um den Laptop herum und sogar überall auf der Kücheninsel. Die graue Katze hatte es sich bereits auf dem Sessel bequem gemacht.
„Was ist das alles?" Draco hob die Fernbedienung hoch und drehte sie zwischen den Fingern.
„Mugglesachen!" grinste Astoria und öffnete den Kühlschrank. Draco konnte sie nur anstarrten.
„Mal sehen...", murmelte sie in das Kühlfach hinein. „Was brauchen wir denn..."
Draco sah ihr vorsichtig über die Schulter. Plötzlich hatte sie ein Stück Kreide in der Hand und schlug die Tür zum Kühlschrank wieder zu. Auf der Tür war ein Stück Tafelpapier angebracht und Astoria krakelte eilig mit der Kreide Lebensmittelnamen auf die Tafel.
Nudeln,
Käse,
Eier,
Tomaten,
Milch,
Salami,
Pilze,
Müsli,
Toast,
Brot,
Marmelade,
Nutella,
Butter,
...
Nachdenklich tippte sie mit der Kreide gegen die Tafel. „Fällt dir noch etwas ein?" Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu. Als Draco nur die Augenbrauen hochzog, winkte sie ab. „Ach, ich vergas, du bist ein kleiner, verwöhnter Mistkerl." Sie konnte spüren, wie er sie mit seinen finstern Blicken aufspießte und Astoria kicherte leise. „Wo sind die Hauselfen?"
Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Ich bin doch nicht lebensmüde und hol mir einen Hauselfen ins Haus, wenn meine eigene Schwester Gründerin dieses komischen Belfer-Clubs ist." Sie schüttelte den Kopf und tippte sich gegen die Schläfe. „Außerdem bin ich so unabhängiger." Sie schwirrte durch die Küche, öffnete Schränke und Schubladen und checkte deren Inhalt. Draco konnte nur dastehen und ihr zusehen. Dann hielt sie inne. „Soll ich dir dein Zimmer zeigen?"
„Das wäre jetzt wohl das Beste", antwortete Draco matt und folgte Astoria in den Flur zurück. Die deutete auf eine geschlossene, runde Tür. „Das Gästezimmer, also deins", sie ging weiter den Flur entlang. „das Bad und das am Flurende ist mein Zimmer, falls du irgendwie Hilfe brauchst. In den Schlafzimmern gibt es jeweils eine Verbindungstür zum Bad." Sie öffnete die Tür zum Gästezimmer und Draco trat ein.
Gar nicht mal schlecht!
Ein ziemlich großes Bett, genau so eins, wie er es auch in Hogwarts hatte, nur noch ein bisschen größer. Auf dem Nachtisch stand eine bauchige Lampe, die ein wenig Licht spendete, sobald kein Tageslicht mehr durch das runde Dachfenster fiel. Ansonsten gab es noch eine Kommode, einen Sessel, einen Schreibtisch und die Verbindungstür zum Bad.
„Annehmbar!" konnte Draco sich nicht verkneifen und ihre Augenbrauen wölbten sich gefährlich. „Wie schön!" gurrte sie und dieses Gurren war gefährlicher, als jede Drohung. „Eine annehmbare Unterkunft für einen annehmbaren Mistkerl!"
Bevor Draco zum Gegenschlag ausholen konnte, knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Für ein paar weitere Sekunden starrte er weiter die geschlossene Holztür an. Dann in einem plötzlich Anfall von Zorn trat er dagegen und schmiss sich auf die Matratze. Wütend starrte er aus dem Dachfenster zum Himmel hoch. Der heftige Wind wehte Wolkenfetzen über das klare Blau. Langsam rieb er sich über den rechten Unterarm, der Arm auf dem das Dunkle Mal prangte und für immer da sein würde.
Draco rieb sich über das Gesicht.
Was für ein Schlamassel!

Times Malfoy & der Granger-ZwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt