Ninja vs. Basilisk

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Mit zunehmendem Grauen und hinter einer Säule versteckt, beobachtete Astoria, wie der Basilisk sich neu formte. Das Vieh war riesig. Die Zähne, die zuvor locker im Kiefer gehangen hatten, fielen aus und neue, schärfere, größere, giftiger schoben sich aus dem gewaltigen Maul. Das Gift tropfte von den gebogenen Zähnen und vermischte sich mit dem Wasser auf dem Boden. Mit leeren Augenhöhlen drehte das Reptil sich von einer Seite zur anderen und witterte. Hastig schlug Astoria beide Hände über den Mund, darum bemüht, jegliches Geräusch zu unterdrücken. Man konnte sie bei Schlangen nicht sehen, doch sie hatten sehr wohl Ohren und ihr Gehör war ausgezeichnet. Doch der gewaltige Kopf wandte sich nicht ihr zu, sondern Quirrell, der neben der Statue von Salasa Slytherin lag und langsam wieder auf die Beine kam. Der Zauber hatte ihn ziemlich hart erwischt, doch als er die Früchte seiner Arbeit sah, begann er zu strahlen. Mit großen, wirren Augen drehte er sich herum, auf den Knien rutschend und hob die Arme an, als wollte er zu Gott beten.
"Mein Meister! Ihr seid..."
Der Basilisk biss ihm den Kopf ab.
Astoria beobachtete das Schauspiel mit schief gelegtem Kopf und zuckte die Schultern. Sie hatte nicht wirklich was anderes erwartet. Das blutige Schauspiel beeinflusste sie nicht wirklich, sie blieb gelassen. Das spritzende Blut und wie der Basilisk Quirrell einfach auffraß, machten ihr nichts aus. Immerhin konnte sie nun sicher sein, dass der Bastard auch wirklich tot war. Er könnte bei der Jagd der Kopflosen mit machen. Allerdings hoffte Astoria eher auf eine ewige Verdammnis in der Hölle.
Mieser Dreckskerl!
Vor Schreck umklammerte Astoria den Zauberstab noch fester und ihre Augen weiten sich. Sie konnte dabei zusehen, wie sich die zerstörten Augen der Riesenschlange regenerieren. Hastig vergrub sie das Gesicht in den Händen und kniff die Augen fest zusammen.
Das sollte wohl ein Witz sein? Wo bekam man einen Hahn her, wenn man ihn brauchte?
Ihre Beine waren bewegungsunfähig, ihre Stimme fort und nun konnte sie auch nichts mehr sehen. Hastig kramte sie in ihrem überfüllten Gehirn nach einem Zauber, der ihre Beine kurzzeitig heilen würde.
Sie wurde fündig.
Hastig kauerte sie sich weiter hinter der Säule zusammen und deutete mit der Zauberstabspitze auf ihre gebrochenen Beine. Das mit der durchbohrten Kniekehle zuerst. Konzentriert formte sie den Zauber und beachtete das unheilvolle Plätschern des Wassers nicht, als der Basilisk sich bewegte.
Episkey!
Vor Schmerz biss Astoria die Zähne zusammen. Der Zauber war sehr nützlich bei Brüchen und kleineren Wunden, aber es tat verdammt weh. Ihr Knochen rückte sich zurecht und die Wunde schloss sich. Mühsam stieß sie die Luft zwischen zusammen gebissenen Zähnen aus und streckte ihr geheiltes Bein vorsichtig aus. Es funktionierte einwandfrei. Die Heilung des anderen Beins war nicht ganz so schmerzhaft, da der Knochen nur gebrochen war und nicht ihre Haut durchstochen hat. Der Rest musste warten.
Ein paar Sekunden saß Astoria im kalten Wasser und ließ mit geschlossenen Augen den Schmerz abklingen. So leise wie möglich zog sie sich an der Säule hoch und lugt mit halb geschlossenen Augen um den Stein herum. Das Biest warf den Kopf immer noch wild von einer Seite auf die andere und schien nach ihr zu suchen. An ihrer Lippe nagend zog sie sich wieder zurück und betrachtete den Zauberstab in ihrer Hand. Zauber kamen nicht durch die dicke Haut der Schlange, jedenfalls keine, die sie ohne ihre Stimme formen musste. Sie brauchte eine Waffe, eine Klinge. Hastig stellte sie sich ein Schwert vor. Eines, das sie benutzen konnte.
Im Gegensatz zu ihrer Schwester, war ihr Interessenbereich weit gefächert und als sie damals den Brief bekommen hatte, war sie sehr selbstständig geworden. Damals mit 13 schaffte sie es ihre Eltern zu überreden sie in den Sommerferien in ein Feriencamp zu schicken, aber sie wäre auch ohne ihre Erlaubnis hin gegangen. Ein Camp für diejenigen, die sich für die Japanische Schwertkunst interessierten. Dort hatte Astoria den Umgang mit einem Katana gelernt und da sie, ohne falsche Bescheidenheit, um einiges intelligenter als die anderen Teilnehmer war, nahm der Meister sie rasch unter seine Fittiche. Sie erlernte in dem Monat mehr als jeder andere Schüler. Zwar war sie seitdem noch nicht dazu gekommen, diese Kunst auch noch zu verfeinern, doch vergessen hatte sie sie nie.
Astoria hob den Zauberstab und begann mit leuchtenden Linien in die Luft zu zeichnen. Sie erinnerte sich an jedes Detail dieser eleganten Waffe, die so anders wie ein grobschlächtiges Schwert war.
Der lange Schwertgriff (Tsuka), von Leder umwickelt (Tsukamaki). Dann folgten die Griffzwinge (Fuchi), das Stichblatt (Tsuba), die Unterlagenscheiben (Seppa) und die Klingenzwinge (Habaki). Und zu letzt kam die gebogene Klinge mit Blutrinne (Bo-Hi) und Klingenspitze (Kissaki).
Kurz leuchteten die Umrisse hell auf und dann materialisierte sich die Waffe mitten vor Astoria in der Luft. Sie zögerte keine Sekunde sondern ergriff den weichen Griff, der sich zuerst fremd in ihrer Hand anfühlt. Doch dann schmiegte sich das gewickelte Leder in ihre Handfläche, als würde es dort hin gehören. Achtlos stopfte sie den Zauberstab in die Taschen von Dracos Quidditch-Hoodie, was immer noch das einzige war, neben den übergroßen, durchnässten Socken, das sie trug.
Es hatte fast schon etwas heiliges an sich, als Astoria beide Händen an den Griff legte und die Augen schloss. Ihre Sinne verschärften sich. Ihre Ohren begannen Dinge zu hören, wie es ihnen nur in absoluter Dunkelheit möglich wahr. Der Geruch nach Abwassern, Rauch, Kalk und Tod stieg ihr intensiv in die Nase. Überdeutlich nahm sie die Kälte des Wassers wahr, wie ihr die Socken immer weiter die Beine hinab rutschten und die Gänsehaut sich auf ihrem Körper ausbreitete.
Diese verdammte Schlange würde nicht gegen sie gewinnen! Astoria würde nicht verlieren!
Sie hatte noch mit ihrer Schwester ein Hühnchen zu rupfen, musste Ciel das Fairy-Tail-Zeichen ins Fell färben und sie wollte Draco... wieder sehen!
Verdammt!
Gegen ihren Willen formte sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen.
Dieser kleine Mistkerl hatte es doch tatsächlich geschafft. Sie war ihm mit Haut und Haaren verfallen. Es wäre wirklich frustrierend zu sterben ohne ihn damit ein wenig zu ärgern. Und sie würde definitiv einen Weg finden, um ihn mit dieser Erkenntnis bis auf sein gottverdammtes, ach so reines Blut zu reizen.
Astoria duckte sich tief über den Boden, die Augen weiterhin geschlossen und schlich im Dunkeln um die Säule herum. Vorsichtig wagte sie einen Blick und sah die Schlange wenige Meter entfernt zu den Füßen Salasa Slytherins, sich an Quirrells Leiche labend. Erneut schloss sie die Augen. Sie wollte kein Risiko eingehen. In aller Ruhe brachte sie ihre Füße in die Richtige Position, wie ihr Meister es ihr bei gebracht hatte und verlagerte das Gewicht. Im nächsten Moment stürmte sie los. Sie bewegte sich schnell, kontrolliert. Das Wasser spritzte unter ihren Füßen kaum hoch. Sie konnte regelrecht spüren, wie der Basilisk den Kopf herum warf, um sie mit den Augen zu erfassen. Astoria sprang. Ihre Füße rutschten über glatte Schuppen. Blitzschnell hob sie das Katana fest in beiden Händen. Es knirschte hässlich und dann erfüllte das Wutgeheul der Schlange die Halle.
Eigenartig, sie hatte eine Schlange noch nie brüllen gehört, höchstens zischen.
Während das Katana ihr Halt gab und durch Schuppen und Fleisch schnitt, machte Astoria sich daran, den gewundenen, glitschigen Körper der Schlange hoch zu rennen. Das nasse Gewebe der Socken gab ihr überraschenderweise Halt auf den Schuppen und bewahrte sie einige Male vor einem hässlichen Sturz. Sie spürte einen Luftzug und warf sich in letzter Sekunde zur Seite. Die giftigen Zähne des Wesens schnappten nur wenige Millimeter neben ihrem Arm zu. Astoria ließ sich nicht beirren. Ruckartig riss sie das Katana aus dem Schlangenkörper, vollführte eine fließende Drehung um die eigene Achse und rammte die Klinge in die ungefähre Richtung, in der sie die todbringenden Augen vermutete. Das fast mühelose Eindringen ihrer Kissaki bewies ihr, dass sie getroffen hatte. Die Riesenschlange riss den Kopf herum und rammte Astoria mit einer Kopfseite. Mit einem lautlosen Keuchen wurde sie herunter geschleudert und fiel. Überrascht von der Länge ihres Falls, war sie wirklich so weit hoch gelaufen?, öffnete sie die Augen und sah gerade noch das gewaltige Maul gespickt mit scharfen Zähnen auf sie zu kommen. Sie konnte die gespaltene Zunge vor schnellen sehen und in den roten Rachen des Bestie schauen.
Es würde sie gleich verschlingen und dann wäre alle vorbei, doch das wollte sie nicht. Sie musste etwas tun! Irgendetwas...
Ruckartig riss sie einen Arm hoch und bohrte der Verkörperung ihres verfrühten Tods die Katana von unten durch die Kiefer. Blut spritzte ihr über das Gesicht und brannte ihr in den Augen, aber sie würde nicht weg sehen. Die Klinge glitt durch das Fleisch und spaltete das Maul des Basilisken.
Zu Boden fallend, der Tod nur wenige Sekunden entfernt, wusste sie, dass sie nicht mehr tun konnte. Sie hatte verloren!
Ein schrilles Kreischen zerriss die Luft.
Astoria schlug auf dem nassen Boden auf, Wasser spritzte um sie herum hoch. Ihr Kopf knallte hart auf den Boden und für einige Sekunden sah sie schwarze Sterne vor ihren Augen tanzen. Trotzdem holte sie Schwung und sprang auf die Beine. Durch die dunkle Galaxie erkannte sie den gewaltigen Kopf des Basiliken mit den zerstörten Augen und dem wild umher schlackernden, gespaltenen Maul. Kreischend und brüllend krümmte das Reptil sich zusammen, wich hastig zurück und rollte sich zwischen den Beinen der Statue Salasa Slytherins zu einem festen Ball zusammen.
Erschöpft blinzelte Astoria ein paar Mal.
Wie eigenartig! Warum sah es so aus, als würde der Basilisk einen Todeskampf ausfechten?
Die Antwort kam etwas verspätet in ihrem vernebelten Gehirn an, das sich anfühlte, als würde es lose in ihrem Kopf herum schwappen.
Ihre Beine gaben nach und sie stürzte ins Wasser. Mit der Andeutung eines Lächelns blinzelte sie zur Decke hoch und streckte sich im kalten Wasser aus.
Pansys verweintes, aufgequollenes Gesicht tauchte über ihr auf.
Ein Hahn! Bei Merlin, sie hatten einen gottverdammten Hahn dabei und sie hatte versucht mit einem verfluchten Zahnstocher gegen das Mistvieh anzutreten. Mühsam öffnete sie die Lippen und versuchte die gewünschten Worte hervor zu quetschen. Nichts! Zu frustriert und erschöpft von all den Strapazen und dem Schmerz formte sie somit die Worte nur überdeutlich mit den Lippen. Überraschenderweise verstand Pansy. Mit einem erleichterten Lachen nahm sie Astorias reglose Hand in die ihre.
"Ich hab gar nicht geschummelt!"

Times Malfoy & der Granger-ZwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt