Leben & Lachen

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Astoria streckte ihre Nase in den Wind und genoss die Kälte auf ihren Wangen. Auf der Insel wehte immer ein kalter Wind und die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel. Zum Glück war es noch sehr früh, die Sonne war noch gar nicht aufgegangen.
Sie sprang vom Fischersteg auf die großen Felsen in der Brandung am Hafen und hüpfte von Stein zu Stein immer weiter weg vom Festland. Bevor sie hier her gekommen war, hatte sie schnell einen Abstecher zum Strand gemacht und dort ein Handtuch in den Dünen drapiert. Deshalb konnte sie jetzt in aller Ruhe ins Meer springen und in den Fluten untertauchen. Wie ein Fisch glitt sie durch das Wasser und betrachtete die grünliche Welt unter der Oberfläche. Während sie um die Landzunge herumschwamm, wurde es heller. Die ersten Sonnenstrahlen lugten über den Horizont und durchdrangen die Unterwasserwelt wie Speere. Es war wunderschön und Astoria genoss jeden Augenblick. Sie genoss ihn für sich selbst und all ihre gestorbenen Freunde, die dafür gekämpft hatten, dass sie diesen Anblick so unbeschwert genießen konnte.
Genau so musste sie denken! Sie durfte nicht in ihrem Schmerz ertrinken! Aber das war leichter gesagt, als getan.
Sie ließ sich von einer Welle tragen und wurde schließlich an den Strand gespült. Heftig keuchend rollte sie sich auf den Rücken und versuchte wieder zu Atem zu kommen, während die Wellen um sie herum auf dem Sand brachen. Das Wasser um sie herum glitzerte in dem Licht der Morgensonne wie tausend Sterne.
„Astoria!" Ein Schatten versperrte ihr den Blick auf die Sonne und sie sah in das besorgte Gesicht von Draco Malfoy. Verwundert blinzelte sie zu ihm hoch. Ein Hauch Rosa lag auf seinen blassen Wangen und er atmete heftig. War er gerannt?
Seine angenehm kühlen Finger wanderten über ihr Gesicht und packten sie unter den Schultern, um sie aufzurichten. „Was soll das? Willst du dich etwa ertränken?"
Verwirrt blinzelte sie zu ihm hoch und setzte sich auf. Er beugte sich noch ein wenig tiefer über sie, so nah, dass sie jede seiner Wimpern einzeln sehen konnte.
„Jag mir nicht so einen Schreck ein! Wenn du dich einfach davonmachst, steck ich hier fest." Er wischte ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und umfasste mit festem Griff ihre Wangen. Sie blinzelte zu ihm hoch. Die Sonne, die in seinem Rücken leuchtete, gab ihm einen Heiligenschein und ließ ihn wie einen Engel aussehen.
„Hast du mich gerade Astoria genannt?" fragte sie mit zusammengekniffenen Augen verwundert. Malfoy stockte. Ruckartig ließ er ihr Gesicht los, als hätte er sich verbannt. „Warum sollte ich ein Schlammblut beim Vornamen nennen?"
Astoria musste schmunzeln, bevor sie auf die Füße sprang und auf ihn hinabgrinste. Er kniete im nassen Sand, Wellen brachen an seinen Beinen und durchnässten seine Hosen. Grinsend deutete sie auf ihn. „Du hast mich Astoria genannt", lachte sie und klatschte in die Hände.
„Halt die Klappe!" knurrte er. Einfach nur um ihn zu ärgern, begann sie einen albernen Singsang. „Du hast mich Astoria genannt! Du hast mich Astoria genannt!" krähte sie fröhlich. Malfoy sprang auf die Beine und presste ihr eine Hand auf den Mund. Doch sie grinste dahinter nur breit und wippte ein wenig mit dem Kopf.
„Scheiße bist du nervig!"
Sie riss seine Hand von ihrem Mund und schmunzelte zu ihm hoch. „Von heute an werde ich dich Draco nennen."
„Untersteh dich!" knurrte er und wandte sich zum Gehen. Astoria lachte nur und hüpfte ihm hinterher.

„Was bei Merlins Bart tust du da?" Draco stand mit gerunzelter Stirn im Türrahmen zum Bad und beobachtete Astoria bei was auch immer sie gerade tat. Sie balancierte auf Zehenspitzen auf einer Stuhllehne und krallte sich an der obersten Kante des Schrankes fest. „Ich suche etwas, du Schlauberger!" gab sie zurück und musste niesen. Staub kitzelte sie in der Nase. Zögerlich trat Draco näher heran. „Und nach was suchst du?"
„Siehst du gleich", sagte sie dem Schrank und gab einen triumphierenden Laut von sich. In ihrer einen Hand hielt sie einen schwarzen Karton. „Hab's!" grinste sie und drehte sich zu ihm um. Da rutschte einer ihrer Füße von der Lehne und mit großen Augen sah sie dem schnell näher kommenden Boden entgegen. Allerdings erreichte sie den nie.
„Mach nicht solche gefährliche Sachen", seufzte Draco und sein Griff um ihre Taille löste sich, sodass sie wieder eigenständig auf den Beinen stand. Astoria grinste nur zu ihm hoch und stieg wieder auf den Stuhl, nachdem sie den einen Karton auf ihr Bett geschmissen hatte.
„Bei Salasa, komm sofort von diesem blöden Stuhl runter!"
„Nein! Ich hab nämlich was für dich", erklärte sie und stelle sich wieder vorsichtig auf die Lehne. Draco knurrte nur miesepetrig, dann stieg er hinter sie auf den Stuhl und hielt ihre Hüften fest. Astoria erstarrte. „Was tust du da?" Ihre Stimme klang rauer als gewöhnlich.
„Aufpassen, dass du nicht runter fällst."
Astoria biss sich auf die Lippen und fluchte lautlos. Dann holte sie eine weitere Schachtel vom Schrank und klopfte ihm leicht auf den Kopf. „Kannst mich wieder runter lassen", murmelte sie und zog schnell wieder die Hand zurück. Sein Haar war so weich wie... wie... wie Babykätzchen.
„Dann zeig mal, was du für mich hast." Er stellte sie wieder auf die Beine. Mit einem etwas verrutschten Lächeln reichte sie ihm den Karton und öffnete den anderen auf ihrem Bett. Zögerlich tat Draco es ihr gleich und starrte ungläubig auf eine schwarze Lederjacke hinab. „Was ist das?"
„Bist du etwa blind?" Sie sah nicht einmal auf.
„Wofür brauch ich denn so ein Ding?"
„Wir gehen heute Abend aus und ich lass mich nicht mit dir im Anzug blicken."
„Anzug? Ausgehen?"
„Yep, ausgehen!" Sie holte etwas aus schwarzem Stoff aus dem Karton.
„Und wohin?"
„Tanzen! Ich hoffe du kannst tanzen!"
„Ich soll mit einer Lederjacke tanzen?"
„Nein, verdammt! Du sollst mir ihr rein kommen und sie dann ausziehen."
„Ich bin verwirrt."
Astoria musste fast lachen. Mit einem unterdrückten Grinsen nahm sie die Lederjacke aus dem Karton und stopfte ihn regelrecht hinein. Dann richtete sie den Kragen und strich das Leder unnötigerweise glatt. „Scharf und sexy. Die perfekte Mischung, wenn du also heute Abend eine heiße Schnitte abbekommst, dann weißt du bei wem du dich bedanken musst."
„Du findest mich sexy?"
„Wenn das Wort eines Schlammbluts was zählt? Ja, du siehst mega sexy aus."
„Wenn ich sexy bin, brauche ich auch eine sexy Begleiterin."
„Mach dir darüber keine Gedanken." Sie wedelte mit dem schwarzen Fetzen in ihrer Hand.
„Ich bin vorbereitet." Sie grinste und Draco ahnte irgendwie übles.

„Müssen wir wieder reiten?" knurrte Draco, dem allein bei dem Gedanken an den letzten Ritt schlecht wurde.
„Ne!" Sie ergriff seinen Arm und im nächsten Moment apparierten sie und nahmen vor einem der Pubs am Hafen im Schatten einiger Tonnen wieder Gestalt an. Draco stolperte kurz und warf Astoria einen Blick zu, die mit einem spöttischen Grinsen in den Lichtschein einer Straßenlaterne trat. Draco blieb der Mund offen stehen.
Heißer als die Hölle!
Etwas passenderes fiel ihm nicht ein. Dieses verdammte Schlammblut war heißer als die Hölle!
Sie trug ein Paar abgewetzter Halbstiefel und eine kurz geschnittene Lederjacke. Darunter jedoch blitzte ein schwarzes Kleid hervor. Der Rock wallte bis knapp übers Knie und ließ ihre Beine noch länger erscheinen, als sie waren. Der obere Teil des Kleides, lag hauteng und war trägerlos. Vorne war es recht hochgeschlossen und gewährte keinen Blick auf ihr Dekolleté.
„Worauf wartest du?" Sie winkte ihn mit einem Finger zu sich, bevor sie die Tür zu dem Pub aufstieß und darin verschwand. Draco beeilte sich schnell und folgte ihr. Im Innern des Pubs war es laut und voll. Eigentlich war es mehr so etwas wie ein einheimischer Tanzclub. Die Decke war ziemlich hoch, denn der Raum bestand so gut wie nur aus Tischen und Bartresen, an denen sich die Menschen tummelten. An der Bar, die sich in einem großen Kreis an der Wand entlang zog, saßen die Muggle und tranken. Auf den Tischen in der Mitte des Raums wanden sich die Körper der Leute im dämmrigen Licht des Pubs zu fröhlicher Musik.  
„Holla, ist das etwa Toni?" johlten einige Seebären von der Bar links zu ihnen und winkten ihr zu. Astoria lachte und winkte lässig zurück. Sie zog ihre Lederjacke aus und hängte sie an einer der Haken am Eingang, während Draco beinahe der Mund aufklappte. Das Kleid war zwar vorne hoch geschlossen, aber hinten war es extrem weit ausgeschnitten. Der Schnitt lief beinahe bis zum Steißbein hinab, doch das war nicht das, was Dracos Mund so trocken werden ließ. Es war das Tattoo, das auf ihrem Rücken prangte. Ein Paar Flügel erstreckten sich von ihren Schulterblättern über ihren gesamten Rücken.
„Wen hast du denn da mitgebracht?"
„Das ist Duke."
Draco starrte sie entgeistert von der Seite an. Duke?      
„Er ist mein super, heißer Cousin."
„Verarschen kann ich mich selber, Toni!" lachte einer der Männer und sie hob nur mit einem gespielt unschuldigen Lächeln die Hände. „Wie kommst du denn darauf?"
„Er sieht dich an, als wolle er den Tresen mit dir polieren."
Sie drehte sich zu ihm um und ein kleines Grinsen zupfte an ihrem Mundwinkel. „Das kann er machen, nachdem er mit mir das Tanzbein geschwungen hat. Denn dafür bin ich hier!" Sie kam auf ihn zu und nutzte seine vorübergehende Sprachlosigkeit aus. Mit einem Ruck zog sie ihm die Lederjacke aus und packte ihn am Kragen seines schwarzen Shirts. Mit einem verschlagenen Grinsen, das Draco aus seiner Starre befreite und ihn dazu brachte sie finster anzustarren, zog sie ihn hinter sich her auf einen der Tanztische.
„Was soll der scheiß? Was machen wir hier?" Ihr grinsen wurde breiter und sie nahm seine Hand. „Lachen und Leben du Miesepeter!" Dann gab sie dem DJ einen Wink und in der nächsten Sekunde dröhnte die fröhliche Musik von Footloose aus den Boxen. Noch in derselben Sekunde begann Astoria zu tanzen. Sie warf beide Arme in die Luft, riss Dracos eine Hand mit sich und bewegte sich ausgelassen zu der Musik. Draco sah ihr ein paar Sekunden einfach nur zu, bis sie ihn mit der Hüfte schubste und er fast vom Tisch gefallen wäre. Er kniff leicht die Augen zusammen, knurrte und nahm die Herausforderung an.

Times Malfoy & der Granger-ZwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt