Der Löwe & die Schlange

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Astoria streckte ihre müden, schmerzenden Knochen bis sie knackten. Dabei ignorierte sie die Standpauke ihrer Schwester meisterhaft, die sie darüber ausschimpfte, den Krankenflügel einfach verlassen zu haben. Hermione schimpfte trotzdem weiter. Ron schüttelte neben ihr den Kopf und Harry mit Ginny neben sich unterdrückte sein Grinsen.
"Wie läuft das Quidditch-Training?" fragte Astoria die Weasley ohne Hermione zu beachten.
"Hey, hör mich gefälligst zu, du dämliche..."
Hermione wurde weiter ignoriert.
"Ganz gut, Harry hat eine neue Taktik entwickelt, mit der wir den Slytherin-Hunden eindeutig in den Arsch treten werden. Und was ist mit dir? Willst du nicht Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste werden?"
"Yep!" Astoria verschränkte lachend die Hände hinterm Rücken und sah nach oben. Ihre kleine Gruppe schlenderte über die Ländereien und genoss den kalten Wind, der einen noch kälteren Winter ankündigte. Es war bald soweit.
"Ich werde einige Jahre als Auror arbeiten, dass Kingsley endlich Ruhe gibt und dann kann ich euren Gören Nachsitzen aufbrummen."
Ginny lachte und winkte Luna zu, die gemeinsam mit Neville zu ihnen herüber kam. Astoria wurde von ihnen in die Mitte genommen.
"Wenn das so ist, dann werden unsere Kinder sich großartig verteidigen können." kicherte Ginny und warf Harry einen raschen Seitenblick zu, der ihn nicht bemerkte, da er sich mit Ron in ein Gespräch über Quidditch vertieft hatte. Hermione hatte es endlich aufgegeben ihre Schwester zu tadeln und beteiligte sich an dem Gespräch über die Zukunftspläne.
"Du solltest dich für den Posten als Zaubereiministerin bewerben." erklärte Astoria mit einem Lächeln, das eindeutig bewies, dass sie ihre Schwester liebte. Hermione runzelte nachdenklich die Stirn.
"Bist du sicher?"
"Du würdest hervorragende Arbeit leisten!" warf Ginny ein und Luna nickte bekräftigend. Hermione seufzte und zuckte ein klein wenig die Schultern.
"Du wirst rot!" kicherte Astoria ohne hin zu sehen. Hermione schlug ihr auf den Arm und sie versuchte das schmerzhafte Zusammenzucken zu verstecken.
"Astoria!"
Astoria biss leicht die Zähne zusammen, als sie Malfoys Stimme über die Ländereien schallen hörte.
Na super...!
"Wir gehen schon mal vor!" kicherte Ginny und zwinkter Astoria frech zu. Ron knurrte leise und zerrte Hermione hinter sich her, während Astoria stehen blieb und die Hände in den Hosentaschen vergrub. Verzweifelt suchte sie nach der betäubenden Kälte in ihrem Innern, die sie in dieser einen Nacht gespürt hatte, doch da ist nichts. Der Schmerz ist offen und bösartig, wie eine entzündete Wunde. Zum Glück kamen ihr nicht die Tränen und auch wenn sie diese Kälte nicht fand, konnte sie sie imitieren. Abwehrend zog sie die Schultern hoch und senkte ein wenig den Kopf, sodass ihr die Haare ins Gesicht fielen. Malfoy holte sie ein und sie drehte sich zu ihm um. Ihre Schutzmauern alle bis zum Anschlag hoch gefahren. Schwer atmend wischte er sich über das Kinn und sah sie böse an.
"Warum hast du mir nicht gesagt, dass du den Krankenflügel verlassen hast?" bellte er sie regelrecht an. Astoria musterte ihn ausdruckslos und blinzelte einige Male. bevor sie sich dazu herab ließ ihm zu antworten.
"Wieso sollte ich es dir erzählen?"
Malfoy richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
"Wovon sprichst du? Wir sind zusammen!"
Nur mühsam hielt Astoria sich selbst davon ab, ihm irgendetwas schweres an den Kopf zu werfen.
"Was meinst du?" Sie konnte ihm nicht einen Ziegelstein an den Kopf knallen, aber sie war eine Frau und Frauen waren wahre Meisterinnen darin, mit Worten zu verletzten. "Wir hatten Sex, das macht uns nicht gleich zu einem Liebespaar." Mit einem eisigen Lächeln legte sie den Kopf schief und wölbte eine Augenbraue.
Malfoy schwieg.
"Tut mir aufrichtig leid, falls ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe, Malfoy, aber..."
Mit einem großen Schritt war er bei ihr und packte sie ihm Nacken.
"Hör auf Blödsinn zu reden, Astoria! Ich weiß genau, was wir gefühlt haben!"
"Wann? Als du deinen Schwanz in mir hattest? Das war nur guter Sex!" Mit kalter Gelassenheit wedelte sie mit der Hand und versuchte somit die intime Verbundenheit, die sie beide empfunden hatten, herunter zu spielen. Im ersten Moment war Malfoys Gesicht von Zorn verzehrt, doch jetzt war es genauso kalt wie das ihre.
"Ah, nur Sex also..." Er umfasste ihre Taille. Ein Anflug von Panik stieg in Astoria auf. Hastig versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien.
"Dann werde ich dir wohl zeigen müssen was nur Sex ist."
Bei diesem dreckigen Angebot rollten sich fast ihre Zehen auf.
Oh Shit! Sie wurde feucht! Das durfte doch nicht wahr sein?! Dabei wollte sie ihm vor einigen Minuten noch einen Ziegelstein an den Kopf werfen.
"Keine Interesse. Ich esse nicht mit anderen vom selben Teller!" zischte sie und biss sich gleich darauf auf die Lippen.
Verdammt!
Da war sie wieder. Diese beschissene Eifersucht, die sie von Innen heraus zerfraß und sie in jemanden verwandelte, der sie nicht sein wollte. In ein bösartiges Miststück, dass andere grundlos ärgerte. Natürlich ärgerte sie andere auch so schon ohne jeglichen Grund und weil sie ein Miststück war, aber sie war nie bösartig. Sie machte es zum Spaß und kannte die Grenzen, die sie nicht überschreiten durfte, doch jetzt gerade... Sie wollte dieses Ravenclaw-Mädchen Stück für Stück auseinander nehmen, sie in der Luft zerreisen.
Und das machte ihr Angst.
Eifersucht, Besitzgier, all das... Sie hatte diese Gefühle bisher nie gehabt. Sie war durchs Leben gegangen ohne diese bestimmte Art von Liebe. Ja, sie liebte ihre Schwester und ihre Freunde, doch ihre Liebe für Malfoy unterschied sich davon.
"Was meinst du damit?" Malfoy unterbrach ihre Gedanken und sie hatte Mühe die kalte Maske bei zu behalten. Sie schaffte es nicht. Die Maske brach auseinander und sie war froh, dass der Zorn kam und nicht der Schmerz. Mit blitzenden Augen sah sie zu ihm hoch und packte ihn am Kragen seiner Jacke.
"Wenn der Rabe und die Schlange nicht die Finger von einander lassen können, warum sollte der Löwe dann bleiben?"
Malfoy blinzelte. Verwirrt sah er auf sie hinab.
"Redest du von der Nacht, als du aus dem Krankenflügel abgehauen bist?" Dann lachte er plötzlich. Astoria rammte ihm den Kopf von unten gegen den Kopf. Fluchend hielt er sich den schmerzenden Kiefer und sah nun wieder wütend auf sie hinab.
"Was sollte das?" fuhr er sie an. Mit einem höhnischen Schnauben verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah demonstrativ zur Seite. Er knurrte.
"Dann lag mein Gefühl also richtig. Du warst da!"
Sein Gefühl?
Er wusste, dass sie da war, weil sein Gefühl es ihm gesagt hatte?
Ein paar Minuten sagte keiner der beiden etwas. Schließlich lehnte Malfoy sich ein Stück vor und versuchte ihren Blick einzufangen.
"Willst du nicht fragen?"
"Ich hab den Teller abgegeben. Es hat nichts mehr mit mir zu tun!" war ihre sture Antwort. Malfoy seufzte tief und ließ den Kopf auf ihre Schulter fallen.
"Du bist so stur!" stöhnte er in ihren Mantel und zog sie näher an sich heran, bis ihre Arme zwischen ihren Körper gefangen waren.
"Die Ravenclaw ist Vertrauensschülerin. Peeves hat die Wasserhähne im Bad irgendwie kaputt gemacht, sodass das Wasser in alle Richtungen gespritzt ist. Wir haben das nur repariert und sind dabei eben nass geworden."
Warum glaubte sie ihm aufs Wort? Verdammt!
"Und? Was soll das ändern?" Sie sah ihn immer noch nicht an und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass er einfach fantastisch roch.
"Du hast keinen Grund mich zurück zuweisen, also werde ich es auch nicht akzeptieren."
Er beobachtete sie durch seine Haare hindurch und konnte genau erkennen, wie sie sauer wurde. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine entzückende Falte, ihre Nase zuckte leicht und sie presste sie Lippen zusammen.
Sie war so süß! Aber das würde er ihr nie sagen. Astoria würde ihm den Arsch aufreißen und nicht nur das...
"Wie zur Hölle stellst du dir das vor, Malfoy?" zischte sie ihn an, wie eine bösartige Schlange. Grinsend richtete er sich wieder auf und lehnte sich ein Stück vor, sodass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten.
"Zuerst fängt du wieder an mich Draco zu nennen und dann erklärst du mir, was dir Sorgen bereitet."
"Warum sollte ich Sorgen haben?" meinte sie im bissigen Ton und sah aus, als würde sie ihm in die Nase beißen wollen.
"Weil du davon redest mich zu verlassen und das ist Schwachsinn. Wir wissen beide, dass du mir mit Haut und Haaren verfallen bist."
Seine Aussage gefiel ihr gar nicht, das konnte er deutlich sehen und deshalb machte er sich auf den nächsten Angriff gefasst, doch der kam anders als er erwartete. Im Bruchteil einer Sekunde befreite sie ihre Arme, riss seine Kleider am Hals zur Seite und beugte sich vor.
Astoria biss ihn. In den Hals.
Fluchend grub er die Finger in ihre Taille und neigte sich zur Seite. Sie folgte seiner Bewegung, nicht gewillt ihn frei zu geben.
"Du kleine..." Mit einer schnellen Bewegung hob er sie hoch und stürmte zurück zum Schloss.
Wenn Astoria ihm nicht so dringend eins rein würgen wollte, würde sie protestieren. Doch dafür würde sie los lassen müssen und das wollte sie um keinen Preis. Ihr Biss nahm an Kraft zu.
"Kein Rennen im Schloss!" ertönte eine Stimme, doch keiner der beiden beachtete sie. Malfoy nahm die Stufen der Marmortreppe und sprintete hinauf.
Wo brachte er sie hin?
Erst als er die Tür zum Bad der Vertrauensschüler aufstieß, begann sie wild in seinem Griff zu zappeln. Ohne sie los zu lassen, drehte er die Wasserhähne auf und sofort donnerte Wasser in das große Becken. Wasserdampf stieg auf und verwandelte das Bad in eine Nebellandschaft. Mit ihren Zähnen immer noch in seinem Hals begann er sie auszuziehen. Als ihr Mantel zu Boden segelte und ihre Stiefel durch das Bad flogen, wurde sie lebhaft. Mit einer aalglatten Bewegung entwand sie sich seinem Griff und landete auf den Füßen. Allerdings war der Boden bereits nass, von dem Wasser, dass aus dem Becken spritzte. Astoria verlor das Gleichgewicht und da sie immer noch sauer war, sah sie nicht ein, warum sie alleine fallen sollte. Also packte sie Malfoy am Kragen und riss ihn mit sich. Anstatt schmerzhaft auf den Fließen aufzuschlagen, fielen sie beide in das halb volle Becken. Prustend und hustend tauchten sie aus dem Schlammassel wieder auf. Astoria hatte ihn los gelassen und wischte sich jetzt gereizt über den Mund.
"Was zur Hölle bist du? Ein Hund? Du hast mich blutig gebissen." murrte Malfoy und wischte sich über die Wunde. Sie trat ihm gegen das Bein und er jaulte auf.
"Wofür war das?" Zischend rieb er sich die schmerzende Stelle. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, stand Astoria auf, wischte sich sein Blut von den Lippen und watete zum Beckenrand. Sie kam knapp vier Schritte weit. Malfoy erwischte sie am Kragen ihres Pullovers. Der nasse Stoff würgte sie und sie fiel auf den Hintern.
"Was zum..." Wütend drehte sie sich zu ihm um und riss überrascht die Augen auf. Wasser spritzte in alle Richtungen, als Malfoy sie rücklings ins Wasser drückte. Bevor sie ihn anfauchen konnte, verschluckten seine Lippen jedes weitere Wort. Sofort schmolz ihr Widerstand dahin. Ihr Körper erinnerte sich an die Lust, die er ihr bereitet hatte und sprach augenblicklich darauf an. In Gedanken sich selbst verfluchend, griff sie nach seinem Mantel. Kurz darauf schwamm der Großteil ihrer Kleidungsstücke auf dem Wasser um sie herum. Malfoy griff nach ihrem Top und Astoria wich hastig zurück.
Sie musste... sie musste...
"Also, warum rennst du vor mir davon?"
Die Frage brachte sie vollkommen aus dem Konzept. Hastig krabbelte sie rückwärts durchs Wasser weiter von ihm weg, bis sie gegen den Rand stieß. Malfoy beobachtete sie wie ein Raubtier.
"Du läufst ja wirklich vor mir davon." Er grinste hämisch und Astoria hielt inne.
Was sollte sie tun? Wenn sie weg rannte, würde er sie jagen, bis er sie fing und wenn sie blieb...
Ein paar Sekunden starrten sie einander an, wie zwei Raubtiere.
Wie die Schlange und der Löwe!
Astoria wirbelte herum und ergriff die Flucht.


Times Malfoy & der Granger-ZwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt