Vor Gericht

330 11 0
                                    

Die Tage vergingen und Astoria ärgerte Draco auf jede nur erdenkliche Art und Weise. Er wiederum biss wie die giftige Schlange, die er auch war, zurück und ließ sich nichts von ihr gefallen. Gleichzeitig brachte sie ihm Unmengen an neuen Dingen bei. Es hatte sich herausgestellt, dass Draco unheimlich gerne Action-Filme anschaute, von denen Astoria zum Glück mehr als genügend im Haus hatte. Er verbrachte Stunden auf der Couch mit der Fernbedienung in der Hand und hielt sie danach mit stundenlanger Fragerei und Diskussionen wach.
Erschöpft rieb Astoria sich über das Gesicht und ließ den Kopf auf die Arbeitsfläche in der Küche fallen, während ihr Kaffee durchlief. Sie brauchte dringend Kaffee. Der Geruch danach, so gut er auch war, reichte nicht aus.
Ein Tocken an der Fensterscheibe brachte sie zum Aufschauen. Eine große Schleiereule saß draußen in ihren Blumenkästen mit einem Brief im Schnabel. Mit einem müden Seufzer zuckte sie mit dem Zauberstab und das Fenster öffnete sich. Die Eule schwebte herein und ließ sich auf der Arbeitsfläche nieder. Der Brief fiel vor ihr nieder. Sie schnalzte einmal mir der Zunge und seufzte tief, bevor sie den Brief in die Hände nahm und öffnete. Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten.
„Morgen!" gähnte Draco, als er barfuß in die Küche getapst kam. „Kaffee?"
Astoria deutete hinter sich. „Kaffee!" murmelte sie ohne den Blick von dem Brief zu wenden. „Setzen!" fügte sie noch hinzu und deutete auf den Barhocker neben sich.
„Warum?"
„Weil du zu der Anhörung der Familie Malfoy erscheinen musst", erklärte sie vollkommen ruhig und sofort war der Kaffee vergessen. Er riss ihr den Brief aus den Händen und überflog ihn selbst. „Das ist ja schon in zwei Tagen", zischte er und sie nahm ihm nickend die Kaffeetasse aus der Hand. „Ich bring dich eine Weile früher hin."
„In zwei Tagen?"
„Yep, irgendwann morgens, du musst dich also schnell fertig machen."
Stille.
Draco starrte sie schweigend an, während sie seinen Kaffee schlürfte. „Also gut!" Er schleuderte den Brief auf die Arbeitsfläche und stapfte aus der Küche, in der Tür hielt er dann doch noch einmal inne. „Glaubst du, wir kommen nach Askaban?" Seine Stimme klang etwas wackelig. Das war der einzige Hinweis auf seine Angst.
Langsam drehte Astoria den Kopf und sah ihn müde blinzelnd durch ihre Haarmähne hindurch an. Dann formte sich ein winziges Lächeln in ihrem einen Mundwinkel. „Nein! Das glaube ich nicht!" Dann stand sie auf und nahm die Schleiereule mit hinaus.
Draco sah ihr nach. Es war seltsam! Doch ihrer Aussage, dass sie nicht für schuldig erklärt werden würden, glaubte er. Er vertraute ihr! Und das überraschte ihn, machte ihm sogar ein klein wenig Angst.

Narzissa und Lucius Malfoy warteten im Ministerium. Von allen Seiten ernteten sie seltsame Blicke.
„Mr Malfoy, Mrs Malfoy", erklang die Stimme von Kingsley Shacklebolt, dem Zaubereiminister. Hinter ihm tauchten Hermione, Harry, Ron und der Rest der Weasley-Familie auf.
„Herr Minister!" Die beiden Malfoys nickten Kingsley zu, der mit einem freundlichen Lächeln neben ihnen stehen blieb, Harry neben sich. 
„Sie sollten gleich da sein!" meinte Arthur mit einem Blick auf seine Uhr. Hermione schnaubte. „Ich liebe meine Schwester, aber Pünktlichkeit zählt nicht zu ihren Stärken."
„Das habe ich gehört, Schwesterchen!"
Hermione wirbelte herum. Da standen Astoria und Draco, mitten in der Halle, durch die unzählige an Zauberern und Hexen eilten, hinter ihnen und hielten einander an den Händen. Astoria grinste spöttisch, Draco wirkte extrem angespannt und kalt.
„Ich bin beeindruckt, du bist sogar noch früher da."
„Wie gesagt, scheiß auf Pünktlichkeit."
Die drei Freunde kamen auf sie zu und schlossen sie alle in die Arme.
„Draco!" Beim Klang der Stimmen seiner Eltern, entzog Draco Astoria ruckartig seine Hand und entfernte sich von ihr. Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, reagierte jedoch sonst nicht weiter darauf. Das Familienwiedersehen war ein klein wenig unbeholfen.
„Wie sieht die Lage aus, Kingsley?"
Der Minister drehte sich zu Astoria um und grinste ein klein wenig. „Wie gerne hätte ich dich bei meinen Auroren gesehen", seufzte er fast schon wehmütig und sie verdrehte leicht die Augen. „Lage?"
„Ich kann dich echt nicht überreden?"
„Herrgott noch mal, Kingsley. Ich werde meinen Abschluss machen und dann hast du mich für ein paar Jahre."
„Aber du willst immer noch lieber Lehrerin werden."
„Ich muss doch sichergehen, dass denen ihre Kinder", sie deutete über die Schulter auf ihre Freunde. „ordentlich was lernen."
„Daran zweifelt keiner von uns. Wenn ihre Kinder dich als Lehrerin haben, können sie jedes Problem aus der Welt schaffen."
Harry und Ron lachten und stießen einander mit den Ellenbogen an.
„Also nochmal, Kingsely. Lage?"
„Einige können es gar nicht erwarten, die Malfoys in Askaban verrotten zu sehen."
„Dann müssen wir uns ordentlich ins Zeug legen, um das zu verhindern", meinte Harry und stützte sich mit dem Ellenbogen auf Astorias Schulter ab, während er gleichzeitig einen Arm um Ginnys Taille legte.
„Ihr wollt uns helfen?" Lucius war die Überraschung deutlich anzusehen. Die Versammelten sahen ihn an.
„Klar. Ohne euch hätten wir es nicht geschafft", meinte Hermione lächelnd.
„Ohne euch wäre ich tot", fügte Harry noch mit einem Blick zu Narzissa hinzu. Ein kleiner Zauberer eilte zu Kingsley und murmelte ihm eilig etwas ins Ohr. Der Minister nickte mit ernstem Gesicht. „Verstanden!" Er wandte sich an alle Versammelten. „Der Termin wurde vorverlegt. Wir müssen uns beeilen."
Astoria schubste mit einem Knurren Harrys Ellenbogen von ihrer Schulter. „Drecksschweine!" zischte sie und Hermione warf ihr einen überraschten Blick zu.
„Ooh, Astoria ist auf dem Kriegspfad!" spottete Ron, aber nur ganz leise. Astoria warf ihm trotzdem einen mürrischen Blick zu, dann grinste sie plötzlich, verschlagen wie ein Fuchs. „Ich werde mich ein klein wenig schlau machen." Sie winkte mit den Fingern und Hermione sah  ihr kopfschüttelnd nach. „Was auch immer in der letzten Woche passiert ist, Malfoy, aber du kannst dich verdammt glücklich schätzen. Astoria kann dich offenbar gut genug leiden, um dir zu helfen."
„Und wenn sie jemandem hilft, dann geht ihr Plan immer auf."
„Sie ist meine Schwester. Natürlich ist sie ein Genie."
Die anderen lachten.
„Ich bin gespannt, was sie jetzt wieder für finstere Geheimnisse ausgräbt", grinste Kingsley.  

Times Malfoy & der Granger-ZwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt