Kapitel 5

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„Das ist wirklich so passiert!", rief Marco empört, dass ihm keiner glaubte. Wir anderen lachten über sein Verhalten. „Kumpel, auch wenn ich dich ziemlich gut kenne, sowas traue nicht mal ich dir zu.", klopfte Max Marco auf die Schulter.

Ich schiebe gerade meine letzte Pommes in den Mund und schaute nach der Reihe meine neuen lachenden Freunde an. Bei Tim blieb mein Blick stehen. Immer wieder bin ich fasziniert wie wichtig er mir doch geworden ist. Ihm würde ich tatsächlich mein Leben anvertrauen.

„Wie wärs wenn wir noch in Club gehen?", Klara grinst uns alle schief an. Fast gleichzeitig stimmten wir alle zu und standen auch schon auf. „Echt ihr ignoriert mich einfach so?", Marco stand da, die Arme fassungslos von sich gestreckt. Die anderen stöhnten nun leicht genervt auf. Auch wenn alle total liebenswert sind, Marco hat eine Veranlagung dazu Dinge nicht schnell unter den Tisch fallen zu lassen. Er kann es einfach nicht lassen auf manchen Dingen Ewigkeiten lang herum zu reiten. Ich ging leicht lachend und kopfschüttelnd auf ihn zu, legte meinen Arm um seine Schulte, zog ihn leicht zu mir hinunter und sagte leise zu ihm, dass die anderen uns nicht unbedingt hören konnten: „Hör auf zu schmollen. Ich glaub dir dass du früher mal von einem Dach in ein Pool gesprungen bist. Schwer zu glauben ist jedoch dass du dich dabei wirklich nicht verletzt hast." Gerade wollte er wieder ansetzen was zu sagen, jedoch unterbrach ich ihn schnell: „Stopp stopp stopp, ich will nichts hören. Ich glaub dir, lass uns jetzt bitte gehen und Max' Geburtstag richtig feiern." Leicht schmollte ich ihn an, da ich weiß, dass ich damit jeden zum einknicken bringe.

Ich seufzte laut, schnappte sich endlich auch seine Jacke und wir verließen die Bar.

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Die Musik dröhnte laut aus den Boxen. Ich verstand kaum was die anderen sagten und es wurde nach und nach auch immer schwerer die eigenen Gedanken zu verstehen, was aber auch an dem Alkohol liegen könnte.

Die anderen sind auf der Tanzfläche und bewegen sich zusammen mit den anderen verschwitzten Leuten zur Musik. Ich lehnte an der Bar und beobachtete die sich bewegende Menge und trank nebenher mein Wasser. Ich bin vor Durst fast gestorben.

Ich exte das halbe Glas Wasser runter, stellte es dann wieder auf dem Tresen ab und machte mich auf den Weg zu meinen Freunden.

Hier und da drängte ich mich an tanzenden Leuten vorbei. Einen Ellenbogen hatte ich glaub ich auch in die Rippen bekommen. Ich erkannte endlich den hellen Blondschopf von Klara. Und mich durchflutete große Erleichterung. Die Panik vor großen Menschengruppen ist durch den Alkohol zwar gedämmt, aber sie ist immer noch da.

Klara verschwand aus meinem Blickfeld und ich knallte gegen jemanden.

Durch den Alkohol stolperte ich ein paar Schritte zurück. Ich blickte zu dem Typen hoch. Erkennen konnte ich durch die Dunkelheit in diesem Club allerdings nicht. Er war groß und hatte blaue Augen. Mir schien einer greller Scheinwerfer genau ins Gesicht und ich sah nun gar nichts mehr. Als meine Augen sich wieder erholt hatten, war der Typ auch schon weg.

Entschuldigen kann er sich dann wohl nicht. Vollidiot.

Meine Augen scannten wieder die Leute ab und ich entdeckte die fünf Chaoten zusammen tanzend.

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Wir waren noch lange in dem Club gewesen. Kurz vor 4 sind wir dann auch gegangen. Ich kann von Glück sprechen, dass ich heute nicht arbeiten muss, das hätte nämlich alles andere als funktioniert. Zu sechst standen wir vor dem Club und haben uns auf zwei Taxis aufgeteilt. Marco, Klara und Lina kommen circa aus derselben Richtung, während Max mehr in Tim und meiner Richtung wohnt.

Unterwegs stieg Max dann aus und so blieben Tim und ich in dem Taxi übrig.

Ich spürte etwas Schweres auf meiner Schulter und drehte mich in Tims Richtung, nur um zu sehen, dass sein Kopf auf meiner Schulter liegt. „Mir ist so schlecht Kate, ich glaub ich hab etwas übertrieben.", lallte Tim leise lachend. Aufgrund meines Alkoholpegels kicherte ich nur und antwortete ihm: „Willst du mit zu mir kommen, dann können wir auf uns gegenseitig aufpassen?" Nun schaute er mir großen Welpen Augen an. Bilde ich mir das ein oder glitzern sie tatsächlich? Nun nickte er wie ein kleiner Junge, den man gefragt hat ob er ein Eis will, was mich wieder zum kichern brachte. 

Bei meinem Haus angekommen stiegen wir beide aus und Tim bezahlte noch den Taxifahrer, während ich den Schlüssel aus meiner Tasche kramte. Die Treppen hoch zukommen immer wieder fingen wir beide an zu kichern, was bei Tim wirklich dämlich klang. Einer von uns beiden sagte dann immer „shhht", worauf hin wir nur noch mehr kichern mussten.

In meiner Wohnung dann angekommen, lief Tim auf direktem Weg zur Couch und hören tat man dann nichts mehr von ihm. Ich folge ihm, zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn zu. Mich selbst schminkte ich schnell ab und putzte mir grob die Zähne und fiel danach auch tot ins Bett. Schlafen konnte ich aber nicht. Der Tag heute hatte mich wieder an früher erinnert. An meine ganzen alten Freunde und an meinen Ex-Freund Niklas.

Natürlich vor der Zeit, wo er mich betrogen hatte.

Es war eine schöne Zeit. Mit 16 sich so stark zu verlieben ist ein Wunder und dass es dann auch noch so lange hält. Ich hätte mich glücklich schätzen können.

Und schon fing es an. Ich fing tatsächlich an dieses miese Arschloch zu vermissen. Ich hab zwar mit ihm abgeschlossen. Aber ich werde nie den Schmerz los, den er hinterlassen hat, den er und meine beste Freundin hinterlassen haben. Von beiden betrogen worden zu sein, tut einfach nur verdammt weh. Ich glaube den Schmerz werde ich niemals los. Er ist ein Teil von mir. Und ich sollte lernen damit leben zu können, ich sollte daran wachsen. Jedoch hat es mich nur kleiner gemacht, denn seither trage ich die Angst mit mir. Angst wieder von meiner Liebe betrogen zu werden. Ein zweites Mal könnte ich das wahrscheinlich nicht ertragen.

Lag es vielleicht an mir? Hab ich ihm ein Grund gegeben mich zu betrügen? War ich nicht gut genug?

Ich merkte wie mir Tränen über die Wangen liefen. Jetzt weinst du schon wieder wegen dem Arschloch. Mein Herz tat mir weh. Die Wunden sitzen einfach zu tief, als dass sie nicht weh tun könnten.

Ich sehnte mich nach Nähe, nach Wärme, nach der Liebe die Niklas mir anfangs gegeben hat. Ein erneutes Schluchzen entfuhr mir.

Nicht dran denken Kate, versuch zu schlafen. Ich atmete tief durch und versuchte zwanghaft einzuschlafen. 

Story of one yearWhere stories live. Discover now