Kapitel 6

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Ich war kurz davor einzuschlafen, als ich draußen im Flur Schritte vernahm. Mein erster Gedanke war selbstverständlich, dass es ein Einbrecher ist, da Tim komatös im Wohnzimmer schläft und erst in Stunden wieder zu sich kommen wird.

Ohne groß darüber nachzudenken sprang ich aus dem Bett und nahm den Baseballschläger von meinem Bruder, welchen er mir als Andenken mitgegeben hat, in die Hand und atmete noch einmal tief durch ehe ich meine Schlafzimmertür öffne. Ein schnelles Stoßgebet sprach ich ebenfalls, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Der Einbrecher, kann schließlich auch eine Waffe haben. Mum hat mich vor sowas auch noch gewarnt. Jetzt ist definitiv der falsche Zeitpunkt um Schiss zu bekommen.

Noch einmal tief durchatmen und Türe öffnen.

Eine dunkle Gestalt bewegte sich vom Bad wieder Richtung Wohnzimmer vor. Als sie an mir vorbei lief, holte ich aus und schlug mit voller Wucht auf den Kopf des Einbrechers.

Ich merkte, dass er auf dem Boden zusammensackte. Schnell schaltete ich das Licht an um dem Einbrecher ins Gesicht sehen zu können.

Jedoch saß vor mir kein Einbrecher, sondern ein vor Schmerzen stöhnender Tim. „Oh mein Gott, scheiße, Tim!". Ich ließ mich neben ihn auf die Knie fallen und umarmte ihn, während ich mich tausendmal entschuldige. Jedoch unterbrach er mich schnell, indem er sagte ich solle aufhören mich zu entschuldigen und lieber etwas zum Kühlen holen. Ich kam mir vor wie ein Trottel, dass ich nicht schon vorher dran gedacht habe, er muss schreckliche Schmerzen haben, weil sanft war ich nicht wirklich. Schnell sprang ich auf und eilte zum Kühlschrank.

Eis, Pommes, Pizza, Spinat, Erbsen. Die Erbsen werden wohl hinhalten müssen. Ich griff noch nach einem Geschirrtuch und eilte wieder zu Tim, der im Versuch war, sich vom Boden zu hieven, aber kläglich scheiterte. Vermutlich ist der Restalkohol wie auch die Kopfschmerzen dafür verantwortlich. Ich schlang mein Arm um seine Taille und beförderte ihn zu meinem Bett, wo ich ihn sanft gegen das Kopfende lehnte und ihm dann die Erbsen entgegen streckte. Leicht genervt schauend, aber mit dennoch einem Lächeln auf den Lippen, nahm er sie mir ab und legte sie sich auf den Kopf.

„Tut's arg weh?", fragte ich ihn leicht zögerlich. Tim sah mich mit diesem dein-scheiß-ernst-Blick an, welcher mich beschämt auf meine Hände schauen ließ. Jetzt hast du es wieder verkackt. Gut gemacht Kate. Eine Hand stieß mir in die Seite. Ich zuckte erschrocken zusammen und schaute zu Tim, der leicht leise lachte. „Ich bin dir nicht böse Kate, aber warum zum Henker bist du mit dem Baseballschläger auf mich losgegangen?" „Ich war noch wach und hab Geräusche gehört und da ich dachte du schläfst bis morgen durch, so dicht wie du warst, dachte ich es sei ein Einbrecher. Und dann hab ich Panik bekommen und naja, dann hab ich dich mit dem Baseballschläger niedergeschlagen." Beschämt spielte ich mit meinen Haaren. Als Tim schmerzhaft aufstöhnt, drang bei mir die Fürsorge wieder in den Vordergrund. Hektisch aber dennoch kontrolliert tastete ich seinen Kopf ab und schaute nach ob er blutete, was er zum Glück nicht tat. Auf die Frage ob ihm schlecht sei antwortete er mit einem ja, was sofort wieder Panik in mir auslöste. Sie versiegte allerdings ein wenig, als Tim meinte dass das auch vom Alkohol kommen könnte.

Wir saßen noch ein paar Minuten schweigend nebeneinander, als mir plötzlich einfiel, dass ich vorhin in der Eile, den Kühlschrank nicht zu gemacht hatte. Der stand bestimmt schon seit einer Viertelstunde offen. Leicht unkoordiniert und so tollpatschig wie ich nun mall bin, stand ich schnell auf und schlitterte mit den Wuschelsocken in die Küche. Dort angekommen schlug ich schon wieder im Umdrehen die Kühlschranktüre zu und wollte schon wieder ins Schlafzimmer laufen, als ich es laut klirren hörte. Ich fror in der Bewegung fest und kniff die Augen zusammen. Oh bitte nicht. Zögerlich drehte ich mich wieder um und öffnete vorsichtig erneut den Kühlschrank. Ich erblickte die Senf-Marmeladen-Essiggurken Masse, die sich auf meinem Käse und meiner Wurst verteilt hatte und seufzte genervt auf.

Story of one yearWhere stories live. Discover now