Kapitel 11

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Das Café war heute unnormal voll. Die ganze Zeit über, die ich schon hier herkomme war es noch nie so voll wie heute. Kaum ist ein Tisch leer, sitzen schon wieder neue Gäste dort.

Aber mich wundert es ehrlich gesagt nicht. Der Himmel war mit dicken grauen Wolken verhangen und es war leicht stürmisch. Ein Wetter genau wie ich es liebe. Ich weiß nicht wo mein Faible für Wind oder gar Stürme her kommt, aber die Art wie sie mir das Haar verwirbeln oder das Gefühl auf der Haut, es hat einfach etwas.
Von meinem Stammplatz am Fenster, konnte ich gut die Gasse draußen beobachten. Die Bäume wehten im Wind mit und die Menschen flüchteten nur so von einem Laden in den Nächsten, gefolgt von der Angst, dass der Himmel jeden Moment seine Tore öffnet und es anfängt wie aus Eimern zu regnen.

Alice rannte immer wieder gestresst an meinem Tisch vorbei. Auch Leo, einer von ihren Kollegen tigerte die ganze Zeit nur von einem Tisch zum anderen. Selbst ihre Chefin, half beim Bedienen, was eigentlich unüblich ist, da sie normalerweise nur in ihrem Büro sitzt. 
„Leo, Hilfe", Alice versuchte gerade zwei größere Tabletts mit Tassen und Tellern auf denen jeweils eins der leckeren Gebäckstücke lag zu balancieren, Leo jedoch war nicht in Reichweite um sie zu hören.
Normalerweise ist Alice sicher mit den Tabletts unterwegs und auch wenn diese so voll beladen sind wie jetzt, kommt alles immer heil am Tisch an, aber die Tatsache, dass es heute so voll ist und Stühle oder Sessel kreuz und quer manchmal in den ‚Gängen' stehen, erschwert ihr das sonst so sichere Auftreten.

Ohne lang zu zögern, schritt ich zu ihr hinüber und nahm ihr eins der Tabletts ab. Sie wollte gerade ansetzten zum Protestieren, aber ich unterbrach sie schnell wissend, dass sie nur diskutieren will.
„An welchen Tisch kommt das?", grinste ich sie fröhlich und auch leicht ärgernd an.
„Kate nein! Ich lass nicht zu dass unsere Kunden jetzt beim Bedienen helfen. Gib mir das Tablett setzt dich hin und sei einfach ein Gast."

„Alice, ich bin nicht nur Gast, sondern auch deine Freundin, also lass mich dir mit diesem einen Tablett helfen, die außerdem viel zu schwer sind. Danach verspreche ich dir, dass ich mich wieder voll und ganz dem Gast sein widme."
Sie schnaufte protestierend, gab sich aber dennoch geschlagen, lief an mir vorbei und bahnte sich ein Weg durch die vielen Gäste.

„Einmal den Karamell Cappuccino..." Alice nach eine Tasse vom Tablett und stellte sie einem vor die Nase.
Mein Blick ließ ich über die am Tisch Sitzenden schweifen, als mir zwei bekannte blaue Augen entgegen blicken. Ich musterte sein ganzes Erscheinungsbild. Die gestylten dunkelbraune Haare, der etwas zu große dunkelgrüne Hoodie und das strahlende Lächeln was einen Umhauen könnte.

Alice drehte sich nun leicht zu mir um, um auch mein Tablett zu entladen. Meine Konzentration lag somit darauf, dass das Tablett mir nicht aus den Händen fliegt. Trotzdem spürte ich die Blicke von Marlon weiterhin auf mir.
Mein Inneres begann unruhig zu werden. Wieso hat er immer noch so eine Wirkung auf mich?
Als der ganze Tisch bedient war, nahm Alice mir das leere Tablett aus der Hand, lächelte mir nochmal dankend zu und gleichzeitig begaben wir uns wieder auf unsere Plätze. Naja, wobei ich mich eher auf meinen Platz begab und Alice mit ihrer Arbeit weiter machte.

Das Bedürfnis Marlon ,hallo' zu sagen, war nicht wirklich vorhanden. Warum auch, es ist schließlich schon mehrere Wochen her als wir uns das letzte Mal gesehen haben und das ist nicht wirklich so verlaufen wie erhofft.
Ob die beiden ein Paar sind?
Genervt von mir selbst, dass ich schon wieder über ihn nachdachte, schüttelte ich den Kopf um wieder zu Sinnen zu kommen.

Schlimm genug dass er mir die letzten Wochen immer wieder im Kopf rumgeschwirrt ist, da brach ihn nicht jetzt auch noch. Es ist doch irgendwann mal gut.

Zielsicher nahm ich meinen Stift wieder in die Hand und begann weiter zu zeichnen.

Mit den letzten Perfektionierungen ca zwanzig Minuten später, merkte ich wie sich jemand in den Sessel mir gegenüber fallen ließ.
Ich hob meinen Blick und das Marlon sich wirklich zu mir gesetzt hat, konnte ich nicht wirklich glauben.
„Was machst du hier?", perplex schaute ich ihn an. „Ich bin mit ein paar Freunden hier, draußen wurde es nämlich langsam frisch."
Der will mich doch für dumm verkaufen.
„Nicht was du in dem Café machst. Was du hier an meinem Tisch machst." Es nervte mich dass er hier war. Es nervte mich das seine Anwesenheit und sein perfektes Aussehen mich nervös machen.
„Oh achso."
Es blieb einige Zeit still.
„Ok hör zu Kate," ich schaute ihn abwartend an, „ich würde dich gerne besser kennenlernen. Du hast etwas an dir, dass mich fasziniert und mich fesselt."
Wieso um alles in der Welt sagt er sowas? Vor ein paar Wochen war er doch noch mit dieser Blonden.
„Ich glaube nicht das wir das tun sollten, denn...", bevor ich meinen Satz beenden konnte, kam eine gestresste Alice zu mir an den Tisch und meinte eilig: „Kate, ich weiß es ist unhöflich aber ich brauche nochmal deine Hilfe. Leo und ich sind gerade alleine und ich hab schon wieder so eine große Bestellung."

„Ja klar.... Marlon, tut mir leid, aber du solltest jetzt wieder zu deinen Freunden zurück."

Als er sich erhob, folgte ich Alice zum Tresen und nahm erneut eines der Tabletts.

Story of one yearWhere stories live. Discover now