Kapitel 10

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„Marlon, was machen wir nachher noch?"

Als ich diese Stimme hörte, rollten sich meine Fingernägel hoch. Ihre Stimme war nicht sonderlich unangenehm, sie war eher kalt. Und obwohl ich dieses Mädchen nicht kannte, war sie mir unsympathisch.

Sie hatte einen von Marlons Armen umschlungen und drückte sich eng an ihn.

Sind die beiden ein Paar? Wieso will er dann bitte meine Nummer, wenn er doch eine Freundin hat?

Marlon wandte seine Blick von mir und blickte die kleine Blondine an. Ich merkte wie er ihr gerade antworten wollte, aber hörte es aufgrund von Tim nicht. „Los Klara! Schnapp ihn dir!"

Tim sprang begeistert auf, was mich von seiner Brust, an der ich lehnte, schmiss. Er blickte gespannt auf den Monitor und wippte wie ein kleines Kind aufgeregt auf und ab.

Auch die anderen beiden blicken jetzt gespannt auf den Monitor. Ich lehne mich ebenfalls ein wenig vor.

Klara jagte gerade dem letzten Spieler in roter Uniform hinterher.

Ein solcher Spielzug ist eher kindisch und impulsiv als gut durchdacht und strategisch vorteilhaft. Gerade von Klara erwartet man sowas nicht, also müssen die drei irgendeinen Plan haben.

Wir alle, also Tim und Ich, genau wie Miesepeter und Sleepy Guy, stehen mittlerweile vor dem Monitor, die Verfolgungsjagd dauert nun schon ein paar Minuten. Was tut ihr da Leute?

Und da erkannte ich die Gegend. Es ist das Gebäude mit den Verwinkelten Ecken, wo ich und Marlon ineinander gerannt sind.

Und dann wurde mir alles klar. Die anderen warten bestimmt hinter den Abzweigungen um dem Spiel ein Ende zusetzen, denn die Zeit läuft immer mehr ab und wir spielen nicht gerne unsauber fertig. Entweder das ganze gegnerische Team wird eliminiert oder wir haben nicht richtig gewonnen.

Klara hätte schon öfter die Möglichkeit gehabt zu schießen und beim Rennen ist die Wahrscheinlichkeit zu treffen nicht wirklich hoch.

Und dann sah man am Rand des Monitors, wie Lina hinter einer Deckung auftauchte, zielte und schoss. Und keine Sekunde später ertönte das Signal dass aus unserem Gegnerteam erneut ein Mitspieler ausgeschieden ist. Und damit war das Spiel beendet und wir die Sieger.

Tim und ich fielen uns jubelt und hüpfend in die Arme. Er hob mich hoch und drehte mich einmal im Kreis.

Dieses Erfolgsgefühl durchflutete meinen ganzen Körper erneut mit Adrenalin. Mit meinen Freunden an der Seite konnte ich einfach alles schaffen.

Ein erneuter Blick auf den Monitor zeigte, dass Lina, Klara und Marco sich auch in den Armen lagen und im Kreis hüpften.

„Glückwunsch!", Tim und ich drehten uns zeitgleich zu dem leicht lachenden Stimme um. Sleepy Guy stand da und lächelte uns beiden breit zu. Auch Miesepeter stand ein wenig hinter ihm und meinte leicht mürrisch aber dennoch ehrlich: „Gutes Spiel. Normalerweise gewinnen wir immer. Das ist das erste Mal seit wie oft das wir verloren haben?" „ Nach neun Siegen. Heute hätte der zehnte sein können." Wir alle drehten uns zu der großen Gestalt, die gerade in den Raum kam. Der tapfere letzte Spieler.

„Mit Freude haben wir euren Lauf durchbrochen." Marco kam von hinten und schlug ihm leicht auf die Schulter. Marco, Tim und ich lachten leicht.

„Kaaatee! Hast du gesehen wie ich ihn erwischt habe?!" Eine energiegeladene Lina kam in den Raum gestürmt und schmiss sich mir um den Hals. Ich fing nun doller an zu lachen und drückte meine Freundin ganz fest an mich. Klara, die kurz nach Lina in den Raum kam, schloss sich unserer Gruppenumarmung an.

Nachdem wir uns lösten schaute ich mich im Raum nach Marlon um.

Aber er war weit und breit nirgends zu sehen, genauso wenig wie die Blondine.

Leichter Missmut machte sich in mir breit. Ich finde ihn interessant und hätte ihn gerne näher kennengelernt. Aber nicht wenn er eine Freundin hat, denn ich kenne meine Absichten. Und einem Mädchen den Freund ausspannen gehört sich nicht. Gehört sich nie. Egal wie ernst man es meinen würde. Sowas geht gar nicht.

Wir alle machten uns gemeinsam auf den Weg nach draußen, aber auch hier war keine Spur von Marlon. Ich sollte ihn mir wirklich aus dem Kopf schlagen.

Wir verabschiedeten uns von den anderen drein und gingen Richtung Autos.

Im Weggehen hörte ich noch: „Boah, Junge ey. Marlon hat sich schon wieder einfach verpisst."

Story of one yearWhere stories live. Discover now