Eingesperrt zu sein ist normal

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Du wirst beobachtet, nicht in Ruhe gelassen, genauestens inspiziert. Sie versuchen nicht herauszufinden, wer du bist, ihre Meinung über dich haben sie sich schon längst gebildet, seit sie dich das erste Mal sahen. Sie starren dich an, weil sie dich dazu bewegen wollen, ihnen zu verraten, wieso du so bist. So anders. Nicht normal. Verrückt. Besonders. Sie wollen dich sezieren, als seiest du ein exotischer Vogel, der schön anzusehen, aber noch viel schöner zu erlegen ist, um ihn sich anschließend als Trophäe an die Wand zu nageln. Gerade weil er so anders ist. Nicht normal. Verrückt. Besonders. Gerade deswegen sperren sie dich ein. Weil sie Angst vor dir haben, dich nicht kennen, dich nicht verstehen, nicht wissen, wie sie mit dir umgehen sollen. Und du könntest dich befreien, aber du wüsstest nicht, was du ohne diesen Käfig machen solltest. Weil dir nie jemand beigebracht hat, wie es ist, außerhalb zu leben. In der normalen Welt mit den normalen Menschen in normalen Häusern ohne Gitter vor den Fenstern. Sie haben dich eingesperrt, weil du dich hast einsperren lassen, und zwar von niemand anderem als dir selbst. Weil du dein Denken eingeschränkt hast, dich nicht als normal gesehen hast, dich zu deiner Andersartigkeit bekannt hast, aber diese nicht gelebt, sondern in dir versteckt hast, konnten sie dich einsperren. Es ist nicht deine Schuld, keiner trägt Schuld. Nur ein kleines, einzelnes Wort. Normal.

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