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Langsam schlurfte Liz zum Bad. Es war jetzt 7:34. So lang hatte sie im Bett gelegen und einfach die Decke angestarrt. In der gleichen Position, wie sie Jenny gesehen hatte. Müde war Liz nicht, aber niedergeschlagen. Als sie an der Küche vorbei ging lächelte Jenny sie an. "Morgen Mom. Gehts dir besser?" Liz wollte sagen 'Nein mir gehts beschissen!', doch stattdessen lächelte sie leicht. "Morgen, Liebling, ja mir geht es wieder besser. Warum bist du schon so früh auf?" Jenny blickte verwirrt auf. "Hallo, jemand zuhaus? Heute ist Montag... ich muss zur Schule." Liz stolperte fast. "Heute ist was?" "Montag. Du bist gestern, am Sonntag, nach hause gekommen, nachdem du am Samstag nicht aufgetaucht bist. Ich dachte du warst bei Zyan..." Liz musste reagieren. "Ach klar. Bin etwas verplant. 'tschuldige..." entgeistert ging Liz ins Bad. Der Typ hatte sie über 24 Stunden betäubt? Was war alles in dieser Zeit geschehen? Sie begann den kläglichen Rest ihrer Schminke zu entfernen und ging dann unter die Dusche. In dem Moment, als sie den Wasserhahn öffnete, fiel ihr auf, dass sie ihr Handtuch in ihrem Schlafzimmer vergessen hatte. Und neue Klamotten ebenfalls. "Jenny? Kannst du mir ein Handtuch bringen?" Ein paar Sekunden später stand Jenny auch schon mit einem Handtuch im Bad. "Morgens bist du echt verplant..." lächelte sie, legte es auf den Toilettendeckel und ging wieder aus dem Badezimmer.

Frisch geduscht fühlte sich Liz etwas besser. Sie begutachtete ihre Arme und ihr Gesicht genauer. Die Schürfwunden schienen nicht allzu schlimm. Seufzend stützte sie sich auf den Waschebeckenrand. Was nun? Konnte sie das alles vergessen, nur ihrer Tochter zu Liebe? Das hier war größer, als alles, was sie je erlebt hatte. Eigentlich wäre es egoistisch, denn es ging hier um hunderte Leben mehr, als um das ihrer Tochter. Aber wer würde seine Tochter opfern? Die einzige Person, die einen nicht verabscheute, Zyan mal ausgenommen. Er konnte wahrscheinlich genetisch bedingt niemanden hassen. Lizs Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Was nun?

Liz schlürfte an ihrem Cappuccino. Letztendlich hatte sie sich dazu entschieden erstmal arbeiten zu gehen. Sie liebte Cappuccino mit Beyles. Eigentlich war Alkohol in der Redaktion nicht erlaubt, doch keiner sagte etwas, da die Chefin nichts sagte. Und Mrs. Holler sagte nichts, weil sie wusste, das Liz die besten Storys schrieb, was sie aber nicht tat, wenn man sie vergraulte. Liz war froh, dass Mrs. Holler sie trotz der Sache mit dem Bürgermeister nicht fallen ließ. "Liz in mein Büro." Sofort stand sie auf und ging zu Mrs. Hollers Büro. "Hallo, Liz." "Morgen Mrs. Holler." Mrs. Holler lächelte. Meistens ein gutes Zeichen. "Ich finde es toll, dass du sofort wieder zur Arbeit gekommen bist." "Naja..." Liz war etwas verlegen und noch immer sehr aufgewühlt. "War ein entspanntes Wochenende dazwischen." "Schön zu hören. Kannst du dich bitte an etwas dran hängen?" so war Mrs. Holler. Sie redete nicht lang um den heißen Brei herum. "Klar worum gehts?" Liz brauchte etwas Ablenkung. "Das ist etwas ganz Spezielles. Hier bitte sehr." Mrs. Holler übergab Liz die Mappe mit den Informationen und Liz ging zu ihrem Tisch. Sie öffnete die Mappe und wollte gerade einen Schluck Cappuccino nehmen, als sie die Überschrift las. Mit einem stumpfen Aufprall schlug die Tasse auf den Teppich der Redaktion auf. Verfolgte dieses Thema sie überall hin?

Nachdem sie schnell das nötigste vom Teppich entfernt hatte, setzte sie sich an ihren Platz und beugte sich über die Mappe. Es ging um ein vermisstes Mädchen. Das vermisste Mädchen. Liz erkannte sie sofort auf dem Bild. Sie hätte die perfekte Story in den Händen. Der Preis wäre ihre Tochter. Liz Hände zitterten, als sie die Mappe in ihre Tasche schob. Sie würde mit Zyan darüber reden. Ihm konnte sie vertrauen. Gerade als sie aufstehen wollte kam einer ihrer nicht so geschätzen Kollegen. "Na, Liz, auf der Suche nach neuem Ärger? Wem willst du dieses Mal eine Flasche über den Kopf ziehen? Der Frau des Bürgermeisters?" Liz rollte mit ihren Augen. "Vielleicht bist du der nächste, wenn du dich nicht gleich verpisst." "Oh, Liz, so schlecht gelaunt? Ich wollte dir bloß sagen, dass du bei deiner neuen Story aufpassen solltest. Vielleicht ist das etwas zu groß für dich. Meinst du nicht?" Liz Wut vervielfachte sich. Gehörte er zu denen? Sollte er prüfen, ob sie wirklich still hielt? Vielleicht war es gar kein Zufall, dass sie genau diese Story bekommen hatte. Sie zwang sich ruhig zu bleiben. "Mal sehen, ob ich sie übernehme. Vermisstenanzeigen sind meist unter meinem Niveau." Ihr Kollege lächelte. "Achso ist das. Die große Elizebeth gibt sich nicht mit Vermisstenanzeigen ab, da sie ja eh schon 2 Pulitzer hat." Liz war kurz davor ihm wirklich etwas über den Kopf zu ziehen. Sie hasste es mit ihrem vollen Namen angesprochen zu werden. "Verpiss. Dich. Sofort." zischte sie und schob ihn beiseite, um das Büro zu verlassen.

Liz hatte nicht erwartet, dass ihre Diskrepanz mit dem Bürgermeister so große Wellen schlagen würde, doch sie hatte sich getäuscht, als plötzlich fünf Reporter von verschiedenen Magazinen vor der Tür standen und sie mit fragen bombadierten. "Wieso haben sie den Bürgermeister angegriffen? Ist da etwas zwischen ihnen und dem Bürgermeister gewesen? Wie lautete das Gerichtsurteil? Warum hat der Bürgermeister das Gerichtsurteil verdecken lassen?" In Gedanken beantwortete Liz jede dieser Fragen. ' Weil der Bastard Wahlbetrug betrieben hat. Nein auf keinen Fall. Eine Fette Geldstrafe und 6 Monate Bewährung. Weil er Angst hat, das ich alles öffentlich mache und das als Druckmittel nutzt. Veröffentlicht er das Urteil, denkt jeder ich hätte den Richter bestochen.', doch zu den Reportern sagte sie nichts. Sie lief einfach an ihnen vorbei und stieg in ein Taxi. "Einmal zur 3. Ecke May. Danke." Der Taxifahrer fuhr los, ohne etwas zu sagen und Liz kramte die Mappe hervor, um noch etwas darin zu lesen. Bei einer Seite wurde sie stuzig. Es war ein Foto zu sehen, welches aber nicht das verschwundene Mädchen zeigte. Liz betrachtete es genauer und erkannte voller Schreck, dass das Mädchen auf dem Foto Jenny war. Als sie aufblicken merkte sie außerdem, dass sie überhaupt nicht in Richtung ihres Zieles fuhren. "Was wird das?" fragte sie entnervt den Taxifahrer, welcher ihr mit dem Lauf einer Pistole antwortete, welchen er auf ihr Gesicht richtete.

Geschafft. 1000 Wörter auch ohne Autorenkommentar xD

Schönen 5. Dezember und danke fürs lesen

fresh_tune

Wem kann man trauen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt