Kapitel 14: wahre Freundin

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-Sicht von Miri-

Morgens bin ich gegen acht Uhr aufgewacht. Immer wenn jemand bei mir im Zimmer schläft werde ich früher wach als sonst. Keine Ahnung warum. Lea schlief noch und ich wollte sie nicht wecken. Unten traf ich auf Sarah. Sie sah nicht wirklich gut aus.

,,Was ist los?'', fragte sie besorgt. ,,Ach nichts. Die Matratze war nach einer Stunde platt und Jana hat geschnarcht aber sonst... alles bestens!'' Ich musste lachen. Die arme. Aber sie hatte es sich selbst ausgesucht, dann durfte sie jetzt auch nicht meckern. ,,Oh das tut mir leid.'', sagte ich immer noch lachend. ,,Aber du siehst auch nicht so gut aus, Miri. Ist was passiert?'' Ich nickte nur und das reichte, um Sarah zu beunruhigen. ,,Schnapp dir einen Apfel oder so. Ich fahr dich.'' Sie konnte einfach auf jede Situation sofort reagieren. ,,Was? Wie? Wohin?'' ,,Frag nicht so blöd. Ins Krankenhaus natürlich. Es ist einfach zu gefährlich. Wir können nichts riskieren.''

Oookay. Wenn sie so ist, sollte ich besser das tun, was sie will, sonst nimmt es kein gutes Ende.

Dann waren wir auch schon unterwegs. Sarah hatte für die noch schlafenden Personen in unserer Wohnung einen Zettel auf den Tisch gelegt, damit sie sich keine Sorgen machen brauchten.

,,Was genau ist eigentlich passiert?'', fragte Sarah und ich erzählte ihr von den Kopfschmerzen und davon, dass ich mich übergeben musste. Sie nickte nur. Sarah hatte genauso wie auch ich, keine Ahnung was Krankheiten anging.

Wir kamen nach gut zehn Minuten am Krankenhaus an. Zuhause hatte ich noch eine kleine Tasche gepackt, da ich nun bis Freitag oder Samstag hier sein würde. Diese nahm ich nun aus dem Auto und Sarah und ich liefen direkt nach oben auf mein Zimmer. Dann klopfte es und Lissie kam rein.

,,Habe euch kommen sehen. Was ist passiert?'' Für mich war sie jetzt schon nicht nur eine Krankenschwester. Sie war so lieb und ich fühlte mich eher so, als wäre sie eine gute Freundin von mir. ,,Ja. Wieder Kopfschmerzen und so.'' Sie wusste sofort was ich meine. ,,Die Auswertungen müssten heute kommen. Wahrscheinlich gegen Nachmittag. Ich werde dich dann hier abholen.'', erklärte sie mir. Ich nickte nur.

Was wenn der Tumor bösartig war? Was wenn es doch Leukämie war?

Was wenn ich das alles nicht überlebe?

Was wenn...

Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf und ich hoffte, dass ich bald antworten bekommen würde.

,,Was mache ich denn jetzt?'' Lissie seufzte. ,,Das was alle Pazienten machen... fernsehen.'' Sie lachte und Sarah mit ihr. ,,Kann auf Dauer langweilig werden.'', fügte ich noch hinzu und lachte dann auch mit. ,,Brauchst du noch was oder möchtest du noch irgendwas wissen?'', fragte Lissie mich dann. Ich überlegte kurz und fragte dann: ,,Wann gibt's Frühstück?'' ,,Seid sieben Uhr. Du kannst runter gehen in die Cafeteria. Falls du dich mal nicht danach fühlen solltest, kannst du auch hier frühstücken.'' ,,Danke.'', sagte ich nur und sie verschwand aus meinem Zimmer.

,,Lass uns nach unten gehen.'', sagte Sarah dann und ich nickte. Es war einfach wundervoll von ihr, dass sie so für mich da war. Und nein. Es ist nicht selbstverstandlich.

Ich war froh über das Frühstück, weil ich echt richtig Hunger hatte. Wenn ich einmal wach bin, muss ich auch was essen. Und der Apfel hatte einfach nicht gereicht. Ich konnte die Menschen nicht verstehen, die morgens nie etwas aßen. Das ging doch nicht.

Nachher ging ich mit Sarah noch in den Garten des Krankenhauses. Da es Frühling war, fing alles an zu blühen und alle Blumen verstreuten einen süßen Duft. Der Garten war wunderschön. Jedenfalls für einen Krankenhausgarten. Es gab Bänke am Rand und in der Mitte war ein kleiner Brunnen. Um den drum wuchsen kleine weiße Rosen. Ich liebte Rosen. Einfach weil sie sich so prächtig präsentierten. Sie waren immer wunderschön und durch die Dornen wirkten sie so unverletzlich. Ich schweife ab.

Sonst waren in dem Garten noch Lavendelbüsche und ein Kirschbaum und viele andere Pflanzen, deren Namen ich nicht wusste. Ich liebte generell Blumen, aber mit Namen hatte ich es noch nie so.

Sarah und ich genossen dieses Frühlingstag auf einer Bank in vollen Zügen, bis dass ich eine Nachricht bekam. Sie war von Nick.

Hey :) Deine Nachricht hat mich mitten in der Nacht nochmal geweckt, aber das macht nichts. Ich würde mal sagen, dass es dir scheiße geht? Soll ich vorbeikommen? Wo bist du? :*

an Nick :*  :

Jep. Mir geht's echt nicht so gut, aber ich genieße gerade mit Sarah den Tag. Kannst du vielleicht erst heute Abend kommen? :) :*

Etwas später dann die Antwort.

Klar kein Problem. Viel Spaß noch Miri Mausi :*

Diese. verdammten. zwei. Wörter. machten. mich. wahnsinnig!

,,Miri alles klar?'' Sarah sah mich besorgt an. ,,Ja alles gut. Ich musste nur an Nick denken.'', sagte ich dann. ,,Miriam vielleicht solltest du dich eher von ihm fernhalten.'' Ich sah sie entgeistert an. ,,Warum das denn bitte?!'' Sarah schluckte. ,,Werweißdassduesüberlebst...'' Sie sagte es sehr schnell, aber ich verstand es trotzdem.

Warum glaubt sie nicht an das Positive? Sie ist doch sonst immer so optimistisch...

Sie hatte auch ein bisschen recht.

Dann nickte ich. Ich wusste, dass sie recht hatte. Ich würde Nick nur verletzen und wenn alles gut geht, kann ich mich immer noch bei ihm melden. Dann nahm ich mein Handy aus meiner Tasche und fing an zu tippen.

,,Was machst du?'', fragte sie. ,,Absagen.'', antwortete ich. ,,Miri so habe ich das nicht gemeint...'' , versuchte sie zu erklären. ,,Doch hast du und du hast doch recht. Es hat das alles schon einmal durchgemacht, das braucht er nicht nochmal. '' Dann sendete ich.

an Nick :*  :

Vielleicht ist es besser wenn du doch nicht kommst. Will dich nicht verletzen. Bis irgendwann mal...

Sarah sah mich an, als hätte ich das Schlimmste der Welt getan. ,,Was?'' ,,Du hast ihn gekorbt.'' ,,Hab ich nicht!'' Hatte ich das? Dann entstand ein langes Schweigen zwischen uns. ,,Ich weiß doch auch nicht mehr weiter.'' ,brach Sarah dann die Stille. ,,Ich habe Angst.'', sagte ich dann und sie nahm mich in den Arm. Das war eine wahre Freundin. Wir saßen noch bis zum Mittagessen draußen und kamen sogar auf andere Themen, als Jungs und Krankheiten. Darum war ich sehr dankbar.

hopeless lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt