Teil 6

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Laila folgt Elrond zu den Herrführern. „Orcs sind sehr wahrscheinlich im Anmarsch. Haben wir ausreichend Waffen?" Elrond organisiert eilig seine Truppen. Die Brände sind zum Glück größtenteils im Griff. Elrond gibt Laila eine Rüstung und sie darf sich ein Schwert aussuchen. Als sie vollständig eingekleidet ist geht sie wieder zum Besprechungssaal. Sie stellt sich hinter die Männer und ist froh dass sie so klein ist. Viele Dinge werden besprochen. Der Wiederaufbau, wo Hilfe erbeten werden kann wo die Notunterkünfte errichtet werden. In der Pause entdeckt Elrond sie. „Laila! Seit wann bist du hier?"  „Laila schaut ihn kaum an. Seit dem ihr den Wiederaufbau besprochen habt." „Ich würde dich gerne den Anwesenden vorstellen. Du bist unsere Rettung, der Held der Bruchtal vor der Katastrophe bewährt hat." Jetzt schaut Laila ihn an. Elrond schaut nicht in das strahlende Antlitz eines Helden sondern in das verzweifelte Gesicht eines verlorenen Kindes. „Bitte nicht." flüstert sie. Elrond versteht. Die Schwester die mindestens eben so tapfer gekämpft hat liegt sterbend in den Häusern der Heilung und die treuen Tiere mit denen die beiden eine so einzigartige Symbiose hatten liegen gefallen und verbrannt im Nirgendwo. Elrond geht einen Schritt auf den kleinen Kriger zu und legt ihm eine Hand auf die Schulter und schaut ihm ins Gesicht: „Was willst du? Warum bist du hier?" der kleine schaut ihn mit großen Augen an. „Ich glaube dass die Orcs angreifen werden. Ich vermute dass die sechs der Spähtrupp waren der herausfinden sollte wie weit der Drache ist." Der Kleine oder besser die Kleine schaut Elrond mit ihren großen Augen vertrauensvoll an. „Wieso wart ihr zur Stelle? Ihr habt doch noch vor ein paar Tagen mit uns vor den Toren Gondors gekämpft?" Elrond muss wissen was für eine Rolle Thranduil und seine Kinder spielen. Er ist ins Mark erschüttert dass seine Heimat so getroffen werden konnte. Der kleine Krieger holt tief Luft und fängt an zu erzählen: „Ihr kennt sicher meinen Vater. Er und Drachen ist ein heikles Thema. Meine Mutter hatte bevor sie ihn geheiratet hat zwei Ziehkinder aus der Menschenwelt gehabt. Kaja hatte die Gabe einer Seherin. Sie war zu unserer Geburt zugegen und hat gesehen dass die Bestimmung meiner Schwester und mir sein wird dass wir Drachentöter sein werden. Vater hat getobt vor Wut. Aber Kajas Bilder haben sich immer alle erfüllt. Mutter war sich sicher dass Kaja auch unser Schicksal richtig vorhergesehen hat. Vater ließ uns daher als Kämpfer ausbilden. Ihm war es wichtig dass wir als seine Söhne gelten und hat uns geholfen uns auf den Kampf mit den Drachen vorzubereiten." Elrond schaut in ein weinendes Kindergesicht.
„Unsere jüngere Schwester hat die Gabe mit Wölfen zu sprechen. Die Wölfe haben von den Wargen gehört dass der Drache geschickt wird und haben Bescheid gegeben. Da Vater uns ja frühzeitig heim geschickt hat konnte Lala uns Bescheid sagen und wir sind aufgebrochen ihn zu töten. Ja, und jetzt bin ich hier." Elrond fragt sich wie grob Thranduil zu seinen Töchtern wirklich ist. Er hat sie in der Ratsversammlung sehr anfällig behandelt. Die Kleine tut ihm aufrichtig leid. „Wusste euer Vater Bescheid dass ihr aufbrecht?" „Nein! Er war nicht da. Es ist unsere Bestimmung, da hätte er uns nicht aufhalten können, oder?" Sie schaut ihn fragend an. Sie ist in dem Glauben aufgewachsen dass sie den Drachen bezwingt und ist einfach losgezogen es zu tun. Sie hat es geschafft, aber um welchen Preis? „Warum bist du jetzt hier?" fragt er weil er es wissen muss. „Eladan hat gesagt dass ich sehr wohl kämpfen kann, auch wenn mein Vater anderer Meinung ist. Ich habe sechs Orcs getötet und es wäre unfair wenn ich mich nicht aktiv an der Verteidigung eurer Stadt beteiligen würde. Ich glaube ihr braucht jeden Mann." Elrond schaut in ein völlig aufrichtiges Gesicht. Er ist davon überzeugt dass sie die Wahrheit sagt. Was er sich allerdings kaum vorstellen kann ist dass dieser kleine Elb Orcs töten kann. „Möchtest du nicht lieber bei deiner Schwester wachen?" fragt er sanft. Zwei erstaunte Augen schauen ihn an. „Was würde das bringen?" Es entsteht eine lange Pause. Elrond hat entweder hundert oder keine Antwort für sie. Das Kind löst den Blickkontakt und schaut traurig zu Boden. „Ich weiß, ich bin selbstsüchtig. Aber ich kann es nicht ertragen meine Schwester dort liegen zu sehen. Ich kann ihr nicht helfen. Aber ich kann dafür sorgen dass die Feinde sie nicht im Schlaf erschlagen." Ihre Stimme wird wieder fester und sie reckt kämpferisch ihr Kinn.
Elrond nickt. Dann nehme ich dich mit. Innerlich seufzt er. Er wird Thranduil den Tod seiner Tochter erklären müssen. Aber direkt von beiden Mädchen da hat er keine Lust zu. Aber sie nicht mitzunehmen fände er auch grausam.
Die Pause ist vorbei und die Herren setzen bzw. stellen sich wieder um den Tisch. Elrond hat Laila mit genommen. Er setzt sie an die Runde Tafel ihm gegenüber. Dann schreitet er zu seinem Platz und eröffnet die zweite Runde. Er bespricht mit den Anwesenden den drohenden Angriff der Orcs und positioniert die Abteilungen seiner Armee. „Wer übernimmt die Abteilung die Elladan und Elrohir befehligt haben?" fragt einer der hohen Herren. „Lalia, Thranduils Sohn könnte diese Aufgabe übernehmen. Schlägt Elrond vor und sieht aus als würde er eine große Gunst und Ehre erteilen. Lalia fallen fast die Augen aus dem Kopf. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Lalia würde am liebsten vor Scham in dem Boden versinken. Wenn sie jetzt ablehnt ist die Ehre ihres Vaters beschmutzt. Wenn sie annimmt ebenso, da sie keinerlei Herrführerqualitäten oder Erfahrung besitzt. Lalia weiß nicht ein noch aus. Da sie alle anstarren räuspert sie sich und sagt fest: „Ich Danke für die Ehre und das Vertrauen das ihr mir entgegen bringt." In Gedanken fügt sie hinzu ‚auch wenn ich euch alle enttäuschen werde und meinem Haus keine Ehre bringe.' Sie lässt die Schultern hängen. Am liebsten würde sie weglaufen und sich verstecken. Da die weiter so angestarrt wird setzt sie die arrogante Maske ihres Vaters auf die sie mit ihrer Schwester so lange geübt hat. Die meisten tuscheln. Als die Versammlung beendet ist flieht Lalia aus dem Raum. Sie will nur weg. Sie weiß nicht wo hin und plötzlich fällt ihr gefallener Gefährte ein. Sie geht hinunter in die Unterstadt um den Kadaver ihres Tieres zu sehen. Er liegt immer noch dort wo sie ihn gefunden hatte. Sie setzt sich neben ihn und vergräbt ihr Gesicht in den Federn seines Rückens. Sie weint ihren Kummer ihm in den kalten toten Rücken. Sie wäre am liebsten auch kalt und tot. Dann könnte sie als Held in die Geschichtsbücher eingehen. Nun wird sie sich als schrecklichster Heerführer aller Zeiten lächerlich machen und ihrem Vater Schande bereiten. Er hat immer mit ihrem Tod gerechnet. Lalia scheint ihm den Gefallen ja auch zu tun. Laila verflucht sich dass sie dem Drachen vom Rücken gesprungen ist. Doch dann merkt sie dass dann nur Lalia anstatt ihrer nun in dieser bescheuerten Situation wäre. Lalia vergisst in ihrer Trauer die Zeit. Bestimmt ist sie zwischendurch auch eingeschlafen. Als sie aufschaut stehen die Sterne am Himmel. Die Nacht ist klar und sehr kalt. Der tote Vögel bietet wenig Schutz vor der Kälte. Dennoch vergräbt sie sich tiefer in seine Federn und legt ihren Kopf auf ihn.
So findet Elrohir sie schließlich. Er setzt sich neben sie und sagt nichts. Sein Arm legt er auf ihren Rücken. Sie erschrickt bei der Berührung und schaut auf: „Elrohir!" ruft sie erfreut aus. „Du lebst und bist wach!" sie strahlt ihm ins Gesicht. Elrohir schaut in das verweinte Gesicht. „Was bekümmert dich?" fragt er. „Der Tod meines Falken." sagt sie geknickt. Den wahren Grund dass sie Schiss hatte seine Abteilung in den Krieg  führen zu müssen braucht sie nicht zu erwähnen. Elrohir kann sicher auch alleine sein Heer befehligen.
Elrohir nickt. „Es tut mir sehr leid dass du ihn verloren hast. Laila wischt sich die Augen trocken. „Stimmt es was Vater sagt und du ein Mädchen bist?" fragt Elrohir mit belegter Stimme. Sie starrt ihn an. Ihr Gesicht zeigt keine Regung mehr. Sie überlegt ob sie ihm ebenfalls die Wahrheit sagen soll. Sie entscheidet sich dafür. „Das war eine vertrauliche Information für deinen Vater. Ich habe ihm erklärt weswegen wir als Söhne Thranduils gelten. Ich wäre dir verbunden wenn du deinen Vater bitten könntest diese Tatsache nicht weiterzuerzählen. Außerdem wäre ich dir dankbar wenn du es für dich behältst. Ich bin Laila, Thranduils Sohn." „Aber in Wirklichkeit ein Mädchen?" hakt Elrohir nach. „Bei uns Waldelben ist es üblich dass die Söhne Drachen und Orcs erschlagen. Sollte es bei euch Hochelben anders sein?" Laila hat wieder ihres Vaters Mine aufgesetzt. Elrohir zieht  seinen Arm zurück. „Vater hat mir gesagt dass ihr mein Regiment übernehmen werdet. Ich würde gerne noch einige Details mit euch besprechen. Folgt ihr mir?" Elladan fühlt sich dem Sohn Thranduils fremder denn je.
Lalia nickt und steht auf.

Elladan und Elrohir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt