Teil 8

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Elrohir ist nicht weggegangen. Er hat Laila eingesammelt und in die Häuser der Heilung gebracht. Sie war ohnmächtig ist aber aufgewacht als er vom Pferd gestiegen ist.
Elrohir hat ihr aus der Rüstung geholfen. Dann hat er ihren Arm gerichtet, geschient und verbunden. Als er ihren Bauch sieht wird ihm schlecht. Die Orcklinge hat sie aufgeschlitzt und er kann fast auf den Darm schauen. Eine dünne Haut hindert den Darm daran herauszufallen. Panisch holt Elrohir den Heiler. Der näht Lalia einfach bei vollem Bewusstsein zu. Sie beißt die Zähne. „So, fertig, du kannst gehen." sagt er als er den letzten Faden verknotet hat. Lalia steht vorsichtig auf. „Kann ich dir helfen?" fragt Elrohir Lalia schüttelt den Kopf. „Danke nein." Presst sie hervor. Elrohir greift trotzdem zu und Lalia hält sich an ihm fest. Die merkt dass ihr die Beine wegsacken. Sie rutscht Eladan aus den Armen und gleitet aufs Bett. Ihr Gesicht ist schmerzverzerrt als sie Eldan anschaut. Sie sagt nichts. Dann rappelt sie sich wieder auf. Eladan nimmt die kleine Gestalt auf den Arm. Er geht mit ihr los. Lalia sagt nichts, hält nur ihren Bauch und stöhnt leise wenn er eine Stufe nimmt. „Wo bringst du mich hin?" fragt sie unvermittelt. Eladan weiß es selber nicht. „In mein Zimmer" sagt er unsicher. Lalia antwortet nicht. In seinem Zimmer legt er sie aufs Bett. Sie hat offensichtlich große Schmerzen. Deshalb legt er ihr die Hände auf. Er konzentriert sich und nimmt ihr den größten Teil der Schmerzen. Lalia schaut ihn mit viel entspannteren Gesichtszügen an. „Danke!" sagt sie. Eladan nickt ihr zu. Das erste mal in seinem Leben weiß er nicht wie er sich verhalten soll. Er erkennt hinter der Maske das hilflose, verwundete Mädchen. In dem Moment wo Vater ihm sagte dass seine Weggefährten Weggefährtinnen waren wusste er dass der ältere Recht hat. Eladan hatte sich schon unterwegs unentwegt gefragt weswegen sein Herz dem kleinen Kerl so zugetan ist. Nun ist ihm klar dass die Tochter Thranduils ihm sehr gefällt. Sie liegt in seinem Bett und er würde sich gerne zu ihr legen um sie bei sich zu spüren. Doch sie besteht darauf weiterhin als Sohn Thranduils wahrgenommen zu werden. Sie ist mit in die Schlacht gezogen und hat mehr als heldenhaft gekämpft. Ein ganzes Bataillon hat sie vor den Schwarzorcs gerettet. Im Alleingang. Er hätte nie damit gerechnet dass er sie lebend wieder sehen würde. Ihr Ritt auf dem Fanatic wird in die Geschichte eingehen.
Elrohir ist entsetzt über das Verhalten des Königs und von Legolas. Nie hätte er seinem Freund zugetraut dass er seinen eigenen Bruder verwundet auf dem Schlachtfeld zurück lässt. Ja, er ist den Zwillingen nicht so zugetan wie dem älteren Halbbruder aber ihn so schändlich zu behandeln kann und will Elrohir einfach nicht verstehen.
Er sitzt weiter auf der Bettkante und schaut sie traurig an. „Du siehst müde aus." sagt sie leise zu ihm. Er nickt. Dann entsteht wieder eine Stille. Sie tut ihm so leid. Er selber hat sich immer gut mit seinem Vater verstanden und hat stets gewusst dass sein Vater ihn liebt. Er stellt es sich grauenvoll vor nicht vom Vater geliebt zu werden. „Soll ich dir beim Ablegen der Rüstung helfen?" fragt sie. „Ja gerne." er sieht ihr in die Augen und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Das Lächeln entlockt auch ihr ein Strahlen. Sie erhebt sich und fängt an die ganzen Haken und Schnallen zu öffnen. Fachmännisch entledigt sie ihn der Rüstung. Zwischendurch kommentiert sie die Besonderheit der Rüstung. Waldelbenrüstungen sind ein wenig anders. Elrohir merkt wie sehr sie als Mann erzogen wurde. Er fragt sich ob sie jemals ein Kleid an hatte. Er stellt sie sich im Kleid vor und lächelt in sich hinein. „An was denkst du?" fragt sie interessiert. Elrohir erschrickt. Er kann schlecht zugeben an was er gedacht hat. „Es ist nichts." sagt er schnell. Sie nickt und die vertraute Stimmung wird wieder distanziert. Sie fragt wo er seine Rüstung aufbewahrt. „In der Waffenkammer." antwortet er automatisch. Sie nimmt die Teile und verlässt fluchtartig den Raum. Elrohir schaut ihr deprimiert nach. Dann kommt er zur Besinnung. Laila ist nicht sein Knappe. Sie ist Thranduils Sohn und damit ihm ebenbürtig. Er geht rasch  hinter ihr her. Laila kennt den Weg zur Waffenkammer nicht. Sie läuft einfach irgendwelche Gänge entlang. Zwischendurch fragt sie nach dem Weg. Eigentlich möchte sie das Ziel gar nicht erreichen denn sie wüsste nicht was sie tun sollte wenn sie ihre Aufgabe erledigt hat. So sehen sie viele Elben mit Elrohirs Rüstung herumlaufen. Erst Herr Elrond stoppt sie indem er ihr den Weg zeigt. Sie bedankt sich artig. Und schaut den Herrn Elrond unsicher an. Wo finde ich Putzzeugs und wo kann ich die Rüstung hinhängen?" Herr Elrond ärgert sich über seinen unhöflichen Sohn. Der Junge ist Thranduils Sohn, er ist der Retter Bruchtals. Der Drachentöter. Außerdem ist er verletzt. Wenn irgendjemand nicht die niederen Dienste eines Knappen erledigen sollte dann er, oder sie, wie er sich in Erinnerung ruft. „Du musst das nicht tun." sagt er ihr. „Doch, bitte. Ich würde mich gerne als nützlich erweisen." sagt Laila und schaut Elrond bittend an. „Du willst dich als nützlich erweisen?" die Worte kommen ihm entsetzt aus dem Mund. Weiß die Kleine denn nicht dass sie ein Held ist? Sie senkt den Kopf und hebt die Schultern als hätte er sie geohrfeigt. Sie steht beschämt vor ihm als Elrohir in der Waffenkammer ankommt. Elrond schaut seinen Sohn streng an. Elrohir schaut die mehr als geknickt aussehende Laila an. Er geht zu ihr und legt ihr einen Arm um die Schulter um sie zu drücken. Sie schaut ihn verzweifelt an. „Darf ich dir helfen?" fragt er. Sie schaut ihn erleichtert an und nickt. Elrohir führt sie im Arm in die Rüstkammer. Er schaut seinen immer noch streng dreinschauenden Vater flehend an. Der wundert sich, sagt aber kein Wort sondern nickt seinem Sohn zu. Dann lässt er die beiden alleine.
Elrohir zeigt Laila wo das Putzzeugs ist und schrubbt mit ihr zusammen seine Rüstung. Es entsteht doch wieder eine vertrautere Stimmung. Die beiden unterhalten sich über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Rüstungen. Irgendwann traut er sich zu fragen: „Weswegen hat eigentlich mein Vater dich beschämt?"
„Er wollte nicht glauben dass ich mich nützlich machen kann. Ich schätze mal er hält nicht viel von mir?" sie schaut ihn fragend an. „Wie meinst du das?" fragt Elrohir zurück. „Wenn er mir nicht einmal zutraut eine Rüstung korrekt zu putzen und wegzuräumen muss er ja denken dass ich nicht viel kann." sagt sie schulterzuckend. „Aber das hat selbst mein Vater mir zugetraut." sagt sie um sich zu verteidigen.
Elrohir schaut sie ungläubig an. „Du weißt aber schon dass du der Held unseres Volkes bist? Du bist der Drachentöter. Ohne dich wären wir heimatlos." jetzt schaut sie ihn ungläubig an. „Verarsch mich nicht! Du hast gehört und gesehen wie viel ich wert bin." „Wie das?" meint er und schüttelt den Kopf. „In den Augen meiner Familie bin ich es nicht wert vom Schlachtfeld mitgenommen zu werden und dein Vater traut mir keine Knappentätigkeit zu. Ich bin kein Held." Elrohir schaut sie sprachlos an. „Siehst du" sagt sie und seufzt und schrubbt dann eifrig weiter. Elrohir starrt sie weiter ungläubig an. Sie schaut aber nicht auf sondern arbeitet emsig weiter. „Für mich bist du ein Held." sagt er leise. „Du hast meine Heimat beschützt. Dank dir habe ich noch ein zu Hause." Laila schaut auf. Ihre großen blauen Augen blicken ihn immer noch misstrauisch an. Dann bricht sie den Blickkontakt ab und sagt: „Ich war das doch nicht alleine." „Das schmälert deinen Anteil nicht." wieder schaut sie ihn an als würde sie ihm nicht glauben. „Wieso bist du so wenig von dir überzeugt?" fragt er. „Wie meinst du das?" fragt sie zurück. „Als wir zusammen hinter die Front geschlichen sind, hast du behauptet du könntest nicht kämpfen. Dann besiegst du sechs Orcs im Alleingang. Anschließend tötest du einen Drachen. Schlägst die Schwarzorcs, bezwingst einen Fanatic und vernichtest die Orcs reihenweise. Um dann zu denken wir würden dir nicht zutrauen unsere Rüstungen zu putzen? Bist du irre?" Laila schluckt. „Bei dir klingt das großartig. Aber in Wirklichkeit haben mir die Knie vor Angst geschlottert und ich bin einfach nicht in der Lage gewesen das umzusetzen was Vater mir versucht hat einbläuen zu lassen. Ich fühle mich halt wie ein Versager. Ich habe nicht auf die Reiter geachtet bis es zu spät war. Darum konnte mich der Orc verletzen." sie schaut unglücklich. „Wer sagt denn das?" „Frag mal meinen Vater" sagt sie bitter. „Lieber nicht. Ich glaube ich würde meine gute Erziehung vergessen und ihm eine rein hauen. Ich fand es entsetzlich dass die dich einfach wie Dreck haben liegen lassen. Du bist so viel mehr wert!" Elrohir hebt seine Hand um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu legen. Er behält seine Hand in ihrem Haar. „Bitte glaube mir." sie schaut ihn an. Er rückt näher und küsst sie sanft auf den Mund. Sie rührt sich nicht. Als er von ihr abrückt schaut sie ihn immer noch an. Ganz intensiv schaut sie ihm in die Augen. Sie kann kaum glauben was er da tut. Sie würde es gerne glauben was er ihr sagt. Sie hätte gerne wieder dass er sie küsst. Aber er tut es nicht. Er nickt ihr zu und sie räumen seine Rüstung auf den Ständer. Dann gehen sie zu den Häusern der Heilung um nach ihren Geschwistern zu schauen.

Elladan und Elrohir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt