19. Kapitel

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Nun war sie Thorges Frau. Die Frau von Jarl Stijnsson.

Naya lächelte, während sie bei Thorge saß und ihm ein Fleischstück vor den Mund hielt. Er lächelte sie an und biss davon ab.

„Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?", fragte er.

Sie nickte.

Die Zeremonie war schlicht gewesen. Tjark hatte sie zu Thorge geführt und sie waren auch von ihm vermählt worden. Ihre Kinder waren alle bei Liv und Stijn gesessen. Die Kleinen hatten alles verschlafen, doch Kjell hatte gestrahlt, als Thorge ihn und die Zwillinge zu seinen Kindern erklärt hatte und er nun den Namen Kjell Thorgesson tragen durfte. Naya glaubte nicht, dass er es wirklich verstanden hatte, denn Thorge war schon immer Kjells Vater gewesen.

Thorge hatte ihr erklärt, dass sie Kjell nie erzählen würden, wer seine richtige Mutter war und niemand würde ihm die Umstände erklären, wie er gezeugt wurde.

Ida war früher zwar ein lebenslustiges Mädchen gewesen, aber Kjell sollte nie erfahren, dass sie ihn den Göttern opfern wollte.

Im Laufe des Abends hatte Jülf sich vor seinen Jarl gestellt und ihn um die Hand von Leya gebeten. Sie hatte die Hände vor den Mund zusammengeschlagen und geweint. Natürlich hatte er sie immer als seine Schwester ausgegeben, aber dass er sie liebte, hätte sie nie erwartet.

Thorge hatte gerne die Zusage gemacht, doch Jülf hatte ihm angeboten, dass er verschwinden würde.

„Warum das, Mann?", hatte Thorge ihn gefragt.

Jülf hatte mit den Schultern gezuckt.

„Sie ist immer noch eine Sklavin!"

Thorge hatte gelacht.

„Aber doch nicht hier! Hier ist sie eine freie Frau!"

Niemand nahm es Jülf übel, dass er die dunkle Schönheit heiraten wollte. Es verwunderte eher jeden, dass er es nicht schon längst getan hatte.

Jülf übergab Leya ein seltsames Schmuckstück, das er wohl aus den südlichen Ländern mitgebracht hatte. Es war eine kurze Kette, die um keinen Hals passte. Jülf kniete sich vor Leya nieder und befestigte die Kette an ihrem Fußgelenk.

Die Frauen seufzten, während die Männer derbe Späße darüber machten, dass wohl eher Jülf so eine Kette tragen sollte.

Wie auch bei Thorvald ging es sehr lustig zu. Nach einer Weile forderte man Naya auf zu singen und zu erzählen. Thorge lehnte sich zurück und lauschte seiner Frau. Kjell kam zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß.

„Mama! Singt wieder!", wisperte er Thorge zu, um seine Mutter nicht zu stören.

Thorge nickte. Es war schon zu viel Zeit vergangen, seit Naya das letzte Mal gesungen hatte.

„Ja, mein kleiner Berserker. Deine Mama singt wieder.", seufzte er.

Er bemerkte gar nicht, dass Kjell in seinen Armen einschlief. Erst als Liv zu ihm trat und seine Schulter berührte, schreckte er auf.

„Ich nehme Kjell und die Zwillinge heute Nacht zu mir. Damit ihr Ruhe habt."

Thorge sah seine Mutter an.

„Aber, wenn sie Hunger bekommen oder aufwachen. Ich muss sie wieder zum Schlafen bringen! Das mache ich jede Nacht."

Liv lachte leise und küsste ihn auf die Wange.

„Du bist wie dein Vater. Auch er hat seine Kinder nicht gerne alleine gelassen  Keine Sorge. Wir kümmern uns um alles. Ich habe acht Kinder großgezogen. Da werde ich mit deinen Drei keine Probleme haben."

Thorges Neuanfang -Gunnarsson-Saga Teil 4-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt