7. Kapitel

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Thorge lief missmutig hinter Naya und den Sklaven hinterher.

Natürlich hätte es nicht gut ausgesehen, wenn Naya diesen Sklaven gekauft hätte, also hatte er es getan. Und seitdem war er wohl in ihrer Gunst gefallen. Zumindest ignorierte sie ihn nun völlig und das gefiel ihm nicht. Zähneknirschend hörte er den beiden zu.

„Ich verstehe es immer noch nicht. Wieso heißt du nun Loah? Und warum warst du ein Sklave? Was ist alles passiert, Kjell?"

Der Kerl konnte kaum gehen, aber er hielt sich gut aufrecht, auch wenn man uíhm ansah, dass er Schmerzen hatte. Er hatte nichts an den Füßen und man konnte die Blutspur sehen, die seine Sohlen machten.

Nun lachte er, aber es war kein fröhliches Lachen.

„Der Jarl hat mich verkauft, als sein Reichtum schwand!"

Sie hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund.

„Du warst ein freier Mann und kein Sklave. Wie konnte er dich verkaufen."

Er schüttelte traurig den Kopf.

„Ich konnte es nicht beweisen, dass ich kein Sklave bin. Beide Eltern tot und keine engen Verwandten. Kein Onkel, keine Vettern, die es bestätigen konnten. Dein Vater hatte mich auch freikaufen wollen, aber er hatte nicht genug Münzen für mich. Der Jarl sah aber, dass er durch die Kinder an Münzen kommen konnte."

Naya starrte zu Thorge.

„Ist das gerecht?"

Der schüttelte den Kopf.

„Nein! Aber wie der Kelte schon gesagt hatte, wird es schwer zu beweisen sein."

Loah schnaubte.

„Ich bin kein Kelte! Ich bin ein Nordmann und ich habe einen Namen. Ich heiße Loah."

Naya neigte sich leicht zu Loah.

„Das verstehe ich auch nicht. Warum ist dein Name nicht mehr Kjell?"

Loah zuckte mit den Schultern.

„Kjell war der Name, den mir der Jarl gegeben hat. Er behauptete, mein Vater hätte auch Kjell geheißen, aber ich hörte etwas anderes. Mein Vater war Loah Tyrsson, ein Krieger. Er starb ehrenvoll in einer Schlacht. Deswegen habe ich seinen Namen angenommen."

Ihm knickten die Beine unter weg und Thorge hielt ihn am Arm.

Einen Moment rümpfte er die Nase, denn der Kerl stank erbärmlich.

„Wir haben es gleich geschafft.", versuchte Naya ihn aufzumuntern. "Erzähle einfach weiter!"

Thorge hingegen glaubte nicht daran, dass er den Kelten im Hurenhaus unterbringen konnte.

Loah nickte und sprach weiter.

„Ich war zwölf, als der Sklavenhändler auf den Hof kam. Fünf Jungs und drei Mädchen nahm er mit. Ich weiß nicht, was mit den anderen geschehen ist, denn ich wurde als erstes verkauft. Erst an einen Bauern, der mich totprügeln wollte, weil seine Frau mich begehrte. Sie verkaufte mich an den nächstbesten Kerl, der über ihr Land ging. Er schleifte mich mit in eine Stadt. Dort musste ich Böden in einem Gasthaus schrubben und die Jauchegrube leeren. Aber ich bekam wenigstens Essen und hatte ein Dach über dem Kopf. Doch dann verlor mich der Wirt bei einem Spiel und ich war wieder ein Sklave von einem Bauern. Doch irgendwann hatte ich Glück. Ein alter Kampfgefährte meines Vaters erkannte mich und nahm mich mit. Ich habe zwei Jahre auf seinem Boot verbracht."

Thorge horchte auf.

„Du warst zwei Jahre auf See?"

Loah nickte.

Thorges Neuanfang -Gunnarsson-Saga Teil 4-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt