Thorge lag im Becken und lehnte seinen Kopf auf einem Kissen.
Die Männer hatten sich nur schnell gesäubert und waren dann wieder in die Halle gegangen, um sich die schönsten Frauen für die Nacht zu sichern. Doch er hatte kein Verlangen danach.
Der Tag war sehr erfolgreich gewesen. Sie hatten den Markt noch nicht einmal erreicht, aber er hatte schon sehr viele Felle und Pelze verkauft. Sogar die Sachen, die Yorrick angefertigt hatte, waren ihnen aus den Händen gerissen worden.
Er war sehr zufrieden. Wenn es wirklich stimmte, was Naya gesagt hatte und Thorvald nichts von dem Gewinn verlangte, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis er endlich fort konnte.
Einen Moment überkam ihm die Traurigkeit, weil ihm immer bewusster wurde, dass er seine Familie nicht mehr sehen würde. Nur Jule, Lasse und Einar.
Doch er hatte lange Gespräche mit seinem Vater geführt. Stijn war auch der Meinung, dass Thorge keinen leichten Stand haben würde, wenn Raik die Aufgaben von Tjark übernehmen würde. Thorge konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er Raik Gehorsam schuldete, obwohl er nicht viel jünger als Thorge war.
Stijn hatte aber auch bemerkt, dass Thorge zu mehr bestimmt war.
„Wenn deine Herkunft eine andere wäre, dann könntest du hier ein Jarl werden. Du hast das Zeug dazu! Leider bin ich kein Jarl! Und dein richtiger Vater...von ihm reden wir erst gar nicht."
Thorge seufzte.
Aber er stammte nun mal von dem Mann ab, den er hasste.
Sven Andersson!
Thorge konnte sich kaum mehr an ihn erinnern. Er wusste nur noch, dass Sven ihn geschlagen hatte, weil er nicht wollte, dass Stijn die Kinder annehmen wollte. Seine Mutter hatte ihm und Jule von ihm erzählt. Sie hatte vieles beschönigt, damit sie nicht allzu schlecht von Sven dachten.
Doch wenn ein Mann Frau und Kinder verließ, nur, weil er die Verantwortung nicht übernehmen wollte, war er verachtenswert. Und wenn er die Kinder entführte, nur um an Geld zu kommen, sollte man ihn töten.
Stijn war ein sehr guter Vater gewesen und Thorge war froh, dass er ihn Vater nennen durfte. Trotz seiner jungen Jahre hatte er schon in der Zukunft für sie gesorgt. Und das hatte nie aufgehört. Er hatte immer genau gewusst, wie er seine Kinder behandeln musste, hatte nie etwas verlangt, was ihnen zuwider war, aber gleichzeitig gefordert, dass sie immer das Beste gaben, in dem was sie taten. Er hoffte, dass er eines Tages auch so ein Vater werden würde.
Die Tür ging auf und Ina kam herein. Sie trug nur durchsichtige Stoffe um sich, die sie um die Schulter drapiert hatte. Ein Stoffgürtel hielt sie an der Hüfte zusammen und Thorge sah, dass sie darunter nichts mehr anhatte.
Thorge schüttelte den Kopf.
„Ich benötige deine Dienste nicht, Ina!"
Sie lächelte.
„Das tust du nie, Thorge Stijnsson. Ich bin auch nicht hier, damit du mich nehmen kannst. Ich möchte mich für die Nacht vorbereiten."
Sie setzte sich auf die andere Seite des Beckens und begann sich zu waschen.
Thorge war es etwas unangenehm. Er stand auf und stieg aus dem Becken. Dass auch er nackt war, störte ihn nicht weiter. Er schämte sich nicht wegen seines Körpers und Ina hatteihn oft genug nackt gesehen.
„Diese Frau, die du mit hierhergebracht hast, ist wirklich nett. Ich war überrascht, dass du dir eine Frau ausgesucht hast."
Thorge nahm ein Tuch und trocknete sich ab.
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Thorges Neuanfang -Gunnarsson-Saga Teil 4-
Ficción históricaThorge Stijnsson ist der geborene Anführer. Jeder Mann vertraut ihm. Dennoch weiß er, dass er nur als Krieger enden wird, wenn er bei seiner Familie bleibt. Doch er hat einen Plan. Er will in einem neuen Land einen Neuanfang wagen. Als er die Gesch...