Thorge bestand nicht auf ein Podium, auf dem er und seine Familie saßen. Er saß lieber bei den Männern. Er hatte sich auch keinen kunstvoll geschnitzten Stuhl anfertigen lassen, wie es andere in seiner Position tun würden. Er war zwar der Jarl, aber er sah sich nicht als etwas Besseres. Seine Männer und auch die Frauen hatten dasselbe wie er durchgemacht. Er trug zwar die Verantwortung für sie, doch er würde sich bestimmt nicht über sie stellen.
Als die Frauen in die Halle des Langhauses geführt wurden, wäre er am liebsten geflohen.
Die Älteste, eine alte Frau mit schlohweißem Haar warf sich vor ihm auf den Boden und wollte seine Stiefel berühren. Thorge hob sie auf und zwang sie, sich auf die Bank zu setzen. es war ihm wirklich unangenehm.
„Hör auf damit, Frau! Ich bin kein Gott. Ich bin ein normaler Mann!"
Die Frau lächelte ihn zahnlos an.
„Und trotzdem hört man nur Gutes von dem Mann!"
Naya kam auf sie zu und reichte ihr einen Becher mit Wasser.
„Es tut mir leid, dass ich dir nur Wasser anbieten kann. Wir haben keine Bienen um Met herzustellen! Aber ich könnte dir noch Wein anbieten."
Die Frau lächelte auch Naya zu und tätschelte ihr über die Wange.
„Wasser genügt mir, Mädchen."
Thorge grinste seiner Frau zu, während eine der anderen Frauen die Alte anstieß.
„Das ist die Frau des Jarl!", flüsterte sie und die Alte erbleichte.
Naya strich ihr über die Schulter.
„Ich bin dir nicht böse. Weder ich noch mein Mann bestehen auf Ehrbezeugungen. Trink erst einmal und komme zu Atem."
Auch die anderen Frauen bekamen einen Becher und sie tranken gierig. Offensichtlich waren sie schon lange unterwegs.
Die Alte leerte den Becher, dann sah sie zu Thorge auf.
„Mein Name ist Oda! Ich und die Frauen hier kommen von einem Hof, der Kjartan gehörte."
Thorge nickte. Er hatte schon von Kjartan gehört. Er war einer der Ersten gewesen, die sich im Norden angesiedelt hatten. Er war nicht reich gewesen, doch er hatte einen kleinen Hof und lebte dort mit seinen Söhnen und dessen Frauen und Kinder. Er war keinem Jarl unterstellt.
„Ich war die erste Frau von Kjartan."
Thorge hob eine Augenbraue.
„War?"
Sie nickte.
„Wir wurden überfallen. Es waren schlimme Krieger, die unseren Hof niederbrannten. Aber sie waren nicht von hier, denn ich habe sie nie zuvor gesehen. Kjartan und seine Söhne haben sie getötet und die Frauen geschändet."
Thorge richtete sich auf und schaute zu seinen Männern.
„Von wo kamen die Männer? Haben sie etwas gesagt?", fragte er leise.
Oda zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ich habe sie wirklich nie vorher gesehen. Aber sie fragten nach dir! Sie wollten wissen, wo dein Gut ist und wie sie dahin kommen."
Thorge hob die Hand, als die Männer böse zischten und fluchten.
„Ihr habt es ihnen verraten!"
Oda senkte beschämt den Kopf.
„Erst als sie all unsere Männer getötet hatten. Sie drohten die Kinder umzubringen. Mein Leben ist beinahe vergangen, aber die Kinder sollten nicht sterben."
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Thorges Neuanfang -Gunnarsson-Saga Teil 4-
Исторические романыThorge Stijnsson ist der geborene Anführer. Jeder Mann vertraut ihm. Dennoch weiß er, dass er nur als Krieger enden wird, wenn er bei seiner Familie bleibt. Doch er hat einen Plan. Er will in einem neuen Land einen Neuanfang wagen. Als er die Gesch...