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Ich schlug meine Augen auf.
Es war dunkel um mich herum und selbst nachdem sich meine Augen etwas an die Schwärze gewöhnt hatten, hatte ich keine Ahnung wo ich mich befand.
Mein Mund war trocken und meine Luftröhre tat bei jeder Bewegung meines Halses weh.
Aber ich konnte mich komischerweise an nichts erinnern.
Wo war ich?

Etwas schweres aber weiches war über mich gedeckt und mein Körper lag auch auf einer warmen, komfortablen Unterlage.
Ein Bett?
Aber wessen Bett?
Meine Hände tasteten sich langsam voran, bis sie wieder auf einen weichen Stoff trafen, der sich diesmal aber dünner anfühlte.

Ich drückte meine Finger weiter in diese Textilie, bis meine Fingerkuppen eine harte Fläche berührten, die jedoch trotzdem minimal nachgab.
Nochmal bewegte ich meine Finger gegen die Fläche.

Plötzlich ertönte ein genervtes Grunzen und meine Hand wurde aprubt weggeschlagen.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Das da neben mir war ein Mensch.
Jetzt vernahm ich auch das Geräusch der flachen Atmung.
Der Mann.

Ich erinnerte mich wieder.
Erinnerte mich an die Schnapsidee, einfach hier hinein zu stolzieren und eine auf professionelle Diebin zu machen.
Dann war er dort gewesen.
Seine Hand an meiner Kehle.
Müdigkeit.
Schwärze die mich umgab.
Und Arme dich mich auffingen.

Und mich allem Anschein in sein Bett getragen haben.
Langsan rückte ich von dem Körper neben mir ab, darauf bedacht, keine Geräusche oder Bewegungen in der Matratze zu verursachen, die ihn hätten aufwecken können.
Die Bettkante drückte sich endlich in meine Hüfte und ich richtete mich langsam in den Sitz auf.
Pause.
Kontrollieren, ob das ruhige und gleichmäßige Atmen noch vorhanden war.

Meine Hände tasteten meinen eigenen Körper ab und ich atmete erleichtert auf.
All meine Sachen, außer meine Jacke, waren noch an meinem Körper vorhanden.

Meine Erkundung mit den Händen ging nach vorne hin weiter.
Und ich stieß wieder geradewegs in eine Textilienartige Masse.
Ein Bild zog in Gedanken an mir vorbei.
Ein Schlafzimmer mit einem prunkvollen Bett. Schwarze, dicke Satin Vorhänge um das Bettgestell geschlungen.

Das ist jetzt nicht wahr.

Ein kleiner Seufzer entkam meinen Lippen.
Das einfachste wäre wohl, unten durchzukriechen.

Wie in Zeitlupe legte ich die Strecke von der Bettkante zum Boden zurück und kam ohne weitere Komplikationen unten an. Danach fing ich an, mir meinen Weg unter dem dicken Umhang zu bahnen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit befand sich mein Oberkörper endlich auf der anderen Seite.
Es musste immernoch Nacht sein, denn im Zimmer war es genauso dunkel, wie eben.

Meine Hände versuchen nun meine Beine in Freiheit zu ziehen, wobei sich mein Kopf auch weiter nach vorne lehnte.
Genau dann stieß ich mit dem Schädel gegen etwas.
Man hörte das knirschen des Gegenstandes auf dem hölzernen Boden.
Das klare Ringen um das Gleichgewicht einer Vase.
Ich hielt die Luft an.

Dann das laute Zerschellen der Vase auf dem Boden.

Ich war wie erstarrt. Es war wieder Stille eingekehrt.
Kein Geräusch von der anderen Bettseite. Keine Schritte.

Ein erleichtertes Aufatmen.

Langsam brachte ich meinen Körper wieder in Bewegung.
Ich musste hier raus.

Als ich wieder auf beiden Beinen stand, tastete ich langsam vorwärts, mit kleinen Schritten.
Holz.
Ein Türknauf.
Der Türspalt der sich langsam öffnete, der einfallende Lichtstrahl langsam breiter werdend.

Dann eine Bewegung neben mir.
Die Tür, die mit einem ohrenbetäubenden Krachen wieder ins Schloss fiel.
Mein Herz setzte aus. Das war jetzt nicht geschehen.
Warum? Warum konnte ich nicht einmal in meinem Leben Glück haben?

Ich spürte, wie mein Rücken gegen die zuvor noch offene Tür gedrückt wurde und jemand meine Handknöchel über meinem Kopf festhielt.

"Wohin des Weges?".
Eine raue, vom Schlaf geprägte Stimme.
Heißer Atem, der auf meine Wange traf.

Ich atmete tief ein und aus.
Vorsicht war geboten. Er war zwar gefährlich und ließ es mich gestern auch deutlich verstehen, aber trotzdem wollte ich nicht wie ein kleines Mäuschen wirken.

Meine Schultern strafften sich soweit sie konnten und ich fing an etwas Spannung mit meinen Handknöcheln gegen seinen festen Griff aufzubauen.

"Ich hab noch einige Sachen zu Hause zu erledigen", antwortete ich.
Was nicht gerade gelogen war.

Ein amüsiertes aber kaltes Lachen seinerseits.
Dann trat er einen Schritt näher und ich spürte, wie seine Haare meine rechte Wange kitzelten.
Seine nächsten Worte hauchte er in mein Ohr, wie unverschämte Wörter die niemand sonst hören sollte.

"Kleines. Du gehörst jetzt fürs erste mir."

Mein Mund fiel auf und meine Augen weiteten sich zu großen Ovalen.

Was hatte er da gerade gesagt?
Ich gehöre ihm?

Nun nistete sich roter Nebel in meinem Gehirn ein. Mein Mund fiel zu und meine Handknöchel stemmten sich gegen sein Arme.

Ich würde niemals jemandem gehören, wie ein Gegenstand den man sich erkaufen kann.

Der Mann gegenüber von mir nahm meine Versuche, sich zu befreien, wahr.
Wodurch wieder sein kaltes, verhöhnungsvolles Lachen durch meine Ohren hallte.
Welches meine Wut wiederrum anstachelte, der rote Nebel in meinem Kopf sich verdichtend.

"Ich gehöre nur mir selbst", zischte ich ihn an.

Ich war so unendlich wütend.
Wütend auf Ihn und sein Ego.
Wütend auf mein Pech.
Wütend auf mich.

Dann reagierte mein Körper wie von selbst. Meine Hüfte stieß kurz aber schnell gegen seine, woduch er tatsächlich ins Wanken kam. Ein überraschtes Aufatmen seinerseits.
Ich sah seine Umrisse nun deutlich, jeder seiner Hände immernoch jeweils einen Handknöchel eisern umschlingend.
Mein Kopf bewegte sich wie von selbst auf seine Stirn zu.
Das Geräusch des Zusammenstoßes von Knochen auf Knochen.
Ein schmerzerfülltes Grollen aus seiner Kehle.
Dann ein geflüstertes "jetzt reicht es aber".

Seine Hände lösten sich von meinen Handknöcheln und er wollte mich wohl gegen die Tür schubsen, doch diesmal war ich schneller.
Wie er es vorher bei mir getan hatte, umschlossen meine Hände seinen Hals.
Seine Haut war weich und warm, der Kehlkopf prominent und gegen meine Daumen drückend.

Langsam schnürte ich seine Luftwege ab, und tatsächlich rang er mehr und mehr nach Luft.
Sein Körper rutschte an mir herunter und ich hörte seine Knie auf dem Boden aufkommen.
Er fing an wirklich schwer zu atmen, seine Hände meine Beine hinunter gleitend.

Dann war da dieses Gefühl in mir.
Dieses Gefühl so viel Macht zu besitzen.
Über Ihn. Über mich. Über alles.
Das Problem war, das es mir nicht missfiel.
Und das machte mir Angst.

Querencia - Min Yoongi x Reader (Collab)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt