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Schnell hatte er ihr auf die Beine geholfen und wies ihr mit der anderen Hand an, den Raum vor ihm zu verlassen.
Dabei hatte er sogar noch den Nerv, eine Verbeugung anzudeuten und ihr keck zuzuzwinkern, während er sagte: „Nach dir Kleines."
Sie schenkte ihm einen finsteren Blick, straffte ihre Schultern und trat aus dem Raum in den hell erleuchteten Flur.
Yoongi folgte ihr mit einem selbstgefälligen Lächeln und schloss die Tür hinter sich.
Zügig setzte er sich in Bewegung und schritt zielstrebig durch die exorbitanten Gänge.
Sie folgte ihm mit großen Schritten und so auch der Mann neben ihr.
Jungkook warf ihr in fast schon regelmäßigen Abständen immer wieder prüfende Blicke zu, getraute sich aber scheinbar nicht, Yoongi zu hinterfragen.

„Ich nehme an, die Party wurde beendet", durchbrach Yoongi die Stille und obwohl seine Aussage wie eine Frage formuliert war, klang sie eher wie ein Befehl.
„Natürlich Hyung", antwortete er auch sogleich und schielte zu ihr herüber, bevor er seinen Blick wieder auf Yoongis Rücken heftete.
„Sie warten alle schon auf dich, Hyung", fügte er nach einem Moment noch hinzu.
Angesprochener erwiderte daraufhin nichts, nahm die Mitteilung aber nichtsdestotrotz zur Kenntnis.

Jungkook legte seinen Kopf leicht zur Seite und musterte sie akribisch.
Sie fühlte jeden seiner Blicke auf ihr und wurde zusehends gereizter.
Plötzlich stoppte sie und drehte sich zu ihm um.
„Hab' ich was im Gesicht oder was starrst du so blöd?!", fuhr sie ihn patzig an und verschränkte die Arme vor der Brust.
Jungkook, der nicht mit so einer Reaktion gerechnet hatte, zuckte zusammen und wandte sogleich den Blick ab.
„N-nein, natürlich nicht", stammelte er und rieb sich mit der rechten Hand nervös den Nacken.
Sie sah ihn vernichtend an.
„Dann schau' gefälligst woanders hin", murrte sie garstig und setzte sich wieder in Bewegung.

Yoongi, der sich dies über die Schulter hinweg mitangesehen hatte, konnte gerade noch so das Lachen, das drohte über seine Lippen zu kommen, unterdrücken. Das schelmische Grinsen dahingegen breitete sich auf seinem Gesicht aus, weshalb er seinen Kopf eilig wieder nach vorne drehte.
Sie war eine Bereicherung, durch und durch.
Keiner, außer ihm, hatte sich jemals getraut, so mit ihm umzugehen. Vielleicht traf ihn hierbei eine Teilschuld. Schließlich kannte er ihn seit er ein kleiner Junge war und ließ ihm deshalb einiges durchgehen und war, was ihn anging, auch etwas beschützerisch.
Trotzdem amüsierte es ihn ungemein, Jungkook, der sonst sehr reserviert und selbstgefällig war, so baff und perplex zu sehen.

„Entschuldige Noona", nuschelte Jungkook und klang zaghaft.
Yoongi schwankte.
Noona?
Nicht nur, dass er völlig eingeschüchtert klang; er verwendete auch noch die höfliche Anrede?!
Dies war sehr unüblich.
Es gab bis dato nur sechs Menschen, die Jungkook jemals mit Hyung angesprochen hatte. Einer von ihnen war er selbst und bei den anderen ließ er es oftmals außen vor. Dieser Titel war etwas, das man sich -Jungkooks Ansicht nach- verdienen musste. Von Noona mal ganz zu schweigen. Es war das erste Mal, dass er dieses Wort aus dem Mund des Jüngsten gehört hatte.
Warum er sie also nach so einem vergleichsweise kleinen Ereignis sofort Noona nannte, war ihm mehr als nur schleierhaft. Dennoch beschloss er, dies nicht einfach unachtsam zu ignorieren. Wenn selbst Jungkook so auf sie reagierte, musste sie in irgendeiner Art und Weise besonders sein.
Vielleicht sogar spezieller, als er anfangs vermutet hatte.

Während er also seinen Gedanken nachhing, kamen sie vor einer schweren, doppelten Flügeltür aus dunklem Holz an. Ohne zu klopfen, drückte er auch gleich die Klinke herunter und betrat den Raum.
Sie folgte ihm und bevor sie überhaupt Zeit hatte, sich umzusehen, blickte sie auch schon in den Lauf einer Pistole.

Querencia - Min Yoongi x Reader (Collab)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt