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Plötzlich standen meine Füße nicht mehr auf dem Boden.
Ich flog quer durch die Luft und landete mit meinem Rücken ohne Bremsung auf dem Boden.
Die Luft wurde aus meinen Lungen getrieben und die nächsten Sekunden kämpfte ich damit, wieder Atmen zu können.

Er musste meine Knöchel weggezogen haben, als ich in Gedanken war.

Sein Körper legte sich schwer auf meinen, seine Beine jeweils an meinen Seiten liegend und seine Hände meine Schultern hinunter drückend.

Für einen Moment hörte man nur das gleichzeitige Ringen nach unserem eigenen Atem.
Dann lachte er plötzlich auf. Nicht sein kaltes Lachen, sondern ein wirkliches Lachen, als ob er diese ganze Situation wertschätzen würde.

"Verdammt Kleines, du hast es wirklich faustdick hinter den Ohren! So einen Kampf habe ich lange nicht mehr erlebt."
Ich stutzte.
Wer war dieser Mensch nur? Freute er sich gerade darüber?

Sein Kopf kam mir wieder gefährlich nah, seine Haare wieder an meinen Wangen vorbei streichend.
Sein Körper sonderte Hitze ab, und erst jetzt bemerkte ich, wie körperkontaktfreudig diese ganze Situation war.
Meine Wangen brannten.

"Ich hab einen Vorschlag für dich", fing er an in mein Ohr zu raunen,"du bleibst hier und arbeitest mit mir. Dafür vergesse ich die Sache mit dem Diebstahl, verschone dein Leben und das Beste!", dabei spürte ich ihn schon selbstgefällig grinsen,"ich übernehme all die Kosten, die du für deinen Bruder zahlen musst."

Stille.

Sein Angebot klang nicht schlecht. Ein bisschen mit ihm zusammen arbeiten, was auch immer das heißen möge, dafür das mein Bruder eventuell leben könnte? Dafür, das ich leben könnte?

"Für wie lange?", fragte ich ihn langsam.

"Sechs Monate."

Sechs Monate für zwei Leben?
Klang durchaus verlockend.
Und so viel auch meine Antwort aus.

"Okay."

Meine Hand streckte sich langsam zu ihm aus.
Er konnte mich eventuell nicht vollkommen erkennen, trotzdem nahm er eine Hand von meiner Schulter und unsere Hände verbanden sich.

"Auf eine gute Zusammenarbeit.
Mein Name ist übrigens Min Yoongi."
Seine Stimme war wieder ruhig und dunkel.
Bei seinem Namen klingelte irgendwas in meinem Gedächtnis.
Mein Bruder...hatte er nicht einmal von einem Min Yoongi erzählt?

"Sehr erfreut. Mein Name ist y/n."

Plötzlich schwang die Tür auf und erfüllte den Raum mit Licht.
Das erste Mal sah ich Min Yoongi klar und deutlich.
Er schaute mich immernoch an, mit seinen dunklen Augen, hinter denen etwas lag, was man nicht aussprechen konnte.
Seine Haut war fast schon schneeweiß und seine dunklen, zerstrubelten Haare fielen strähnenweise in Gesicht, sahen im Kontrast zu seinen Augen aber einfach nur fluffig aus.

Im Angesicht dessen, das er grundlegend atemberaubend aussah und so nah an meinem Gesicht war, strömte das Blut wieder in meine Wangen.

Und wer auch immer dort gerade an der Tür stand und uns entgeistert ansah, war sich anscheinend nicht sicher, ob er anfangen sollte zu sprechen.

"Jungkook. Sprich", sagte Yoongi ruhig, mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen und den Blick nie von mir abwendend.

"Hyung", fing der Mann am Türrahmen an zu sprechen, "mit unserem Deal ist etwas schief gelaufen. Sie sind alle tot."

Das Lächeln verschwand aus Min Yoongis Augen und etwas gefährliches, wütendes blitzte stattdessen in seinen Augen auf.

Er seufzte entnervt.
"Ich muss mir die Lage mit eigenen Augen anschauen", dabei stand er langsam auf und hielt mir unheilvoll die Hand hin, " und dir, y/n, zeige ich jetzt, wo du eigentlich reingeraten bist."

~

Ich hielt ihr die Hand hin und sie schlug fest ein, fester als ich es für möglich gehalten hatte.
Aber sie hat mich in den wenigen Stunden, die wir zusammen verbracht hatten schon einige Male überrascht.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie es zusammen mit ihr enden wird. Ich bin mir sicher für mich und meine Crew wird sie eine Bereicherung sein.

Nur bin ich mir nicht sicher, was ich für sie sein werde.

Bereicherung oder Verderben?

Querencia - Min Yoongi x Reader (Collab)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt