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Weiter hinten im Saal sah ich noch drei andere Männer vor mehreren Bildschirmen stehen.
Die sanfte Stimme sagte nochmal: "Hyung. Du musst dir das anschauen."
Der Träger der Stimme war groß und schlaksig mit langen Beinen, bei der jede Frau neidisch geworden wäre. Seine Lippen waren voll und seine Augen dunkelbraun. Seine Gesichtszüge waren extraordinär, was seinem Gesicht aber perfekte Individualität gab, was ihn auch durchaus attraktiv machte.

Yoongi ging auf die Männer zu und zeigte mir mit einer Handgeste, ihm zu folgen.

Ich wusste nicht, was bei dieser Truppe abging, aber aus irgendeinem Grund waren die zwei anderen Männer genauso wunderschön, wie die anderen.

Wir waren nun vor dem Dreiergespann angekommen und bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, übernahm Yoongi das Wort.
"Y/n, das hier ist Namjoon", damit deutete er auf den Typen mit der
sanften Stimme, "Seokjin", seine Hand glitt weiter zu dem Mann neben Namjoon.
Dieser war sogar noch ein Stück größer als zuvor genannter und hatte pechschwarzes Haar. Seine Haut war glatt und geschmeidig, seine Augen tiefbraun aber auf eine Art freundlich wirkend. Seine Lippen zeigten Präsenz und ich könnte wetten, die Frauen stehen regelmäßig bei ihm Schlange.
Was der Knutschfleck an seinem Kehlkopf bestätigte.

Aus dem Augenwinkel sah ich wie Yoongi vergnügt grinste, als sein Blick über Jin schweifte.

Meine Augen huschten nun zu dem letzten Mann.
Er war etwas kleiner als die anderen beiden, etwa die Größe von Yoongi.
Seine Augen waren grün, ein dunkles, unheilvolles.
Diese standen im Kontrast zu seinem orange strahlendem Haaren, die etwas wild durcheinander hingen.
Die markanten Gesichtszüge und die runden, kusseinlandenden Lippen verliehen ihm etwas graziöses.
Ich bemerkte, wie er langsam mit seiner Hand durch sein Haar strich, was seine Stirn entblößte, und wie jede Haarsträhne danach einzeln zur Seite hinab fiel.
Dann bewegte sich die Hand auf mich zu.

"Park Jimin", sprach er zu mir, mit einer Stimme die mir fast den Geschmack von Honig auf der Zunge hinterließ.
Ich musste unwillkürlich grinsen und gab ihm dabei die Hand.
Das war also der Park Jimin von letzter Nacht.
Er muss mein breites Grinsen jedoch bemerkt haben.
"Kennen wir uns?", fragte er, seine Augenbraue erhoben und den Kopf etwas zur Seite geneigt. Er klang nicht sehr amüsiert.

"Flüchtig vielleicht", antwortete ich schnell, räusperte mich und setzte wieder meine normale Miene auf.

Ich trat einen Schritt zurück, sodass mein Platz wieder neben Yoongi war.
"Und wer ist das?", fragte der Mann mit den grauen Haaren etwas skeptisch. Ich glaube sein Name war Taehyung.
Ich sah zu Yoongi herüber, der mich mit seinem Blick dazu einlud, mich vorzustellen.

Meine Schultern strafften sich und mein Blick richtete sich auf die vielen Augenpaare vor mir.
"Mein Name ist y/n. Ich bin hier, weil...", dabei blickte ich Yoongi flüchtig hilfesuchend and. Er hatte jedoch die gleiche Miene wie zuvor aufgesetzt. "...weil ich euch für die nächsten sechs Monate unterstützten werde".

Stille. Und dann Kinnladen die eine nach dem anderen hinunter sanken.
"Noona bleibt bei uns?", fragte Jungkook ungläubig, Augen waren schockiert geweitet, aber mit einem freudigen Aufblitzen versehen.
Auch die anderen sahen zu Yoongi rüber, der mit verschränkten Armen schweigend alles verfolgt hatte.
"Weil sie eine Schuld bei mir zu begleichen hat", ließ Yoongi langsam verlauten.
Daraufhin ergriff Jimin schnippisch das Wort.
"Und was ist, wenn wir sie nicht hier haben wollen?"

Yoongis Augen verdunkelten sich unmerklich und wurden zu Schlitzen. Dann trat er langsam näher an Jimin heran, sodass sie Gesicht zu Gesicht standen.
Jimin sah Yoongi zwar etwas starr an, aber man sah wie seine Brust sich nun schneller hebte und senkte.

"Jimin. Hast du vergessen warum du hier bist? Hast du vergessen, was ich dir ganz am Anfang gesagt habe?
Willst du meine Entscheidungen in Frage stellen? Mich herausfordern?"
Seine Stimme hörte sich an wie das Zischen von Wasser auf heißem Stein, jedes Wort schwer schwebend im Raum.

Mein Blick fiel auf Jimin, der unmerklich noch weißer im Gesicht geworden war.
Er senkte den Blick auf seine Schuhe und sah nun etwas beklommen aus.

"Ich rede mit dir, Jimin."
Yoongis Stimme wurde lauter und gefährlicher.

Langsam hob Jimin wieder den Kopf und schaute Yoongi an.
Mit einer nun etwas zitternder Stimme antwortete er endlich.
"Tut mir leid, Hyung. Ich hätte mich nicht einmischen sollen."

Yoongi hielt den Blickkontakt kurz, nickte einmal und kehrte zu seinem ursprünglichen Platz, neben mir, zurück.
Die Luft um mich herum fühlte sich wie elektrisch geladen an, durch die Spannung, die nun zwischen den Mitgliedern herrschte.

"Namjoon, zeig mir den Ort", fing Yoongi dann wieder an und brach die Stille.
Namjoon nickte, drehte sich zu den Bildschirmen um, und bediente mit seinen Händen eine Art Controller.
Yoongi packte mich am Arm und schob mich vor die Bildschirme.
Ich spürte wie er dich hinter mich trat - fast schon zu dicht, wodurch ich etwas erstarrte.
Die Luft, die er ausatmete, streifte jedes Mal mein Ohr und seine Körperwärme traf auf meinen Rücken.

"Seht ihr diese Zahlen dort?", sagte Yoongi plötzlich und löste mich aus meiner Starre auf.
Mein Blick heftete sich auf den Flachbildschirm vor mir.
Jetzt verstand ich erst, warum Namjoon einen Controller in der Hand hatte.

Abgebildet war ein Drohnenbild, das über eine Straße flog.
Mitten auf dieser Straße, die anscheinend irgendwo in bergiger Landschaft lag, erkannte man zwei große Laster, die umgekippt stilllagen.
Schnee überdeckte einige Flächen des Lasters und des Bodens. Zumindest sah es so aus.
Aber in echt war es kein Schnee.

Feines, weißes Pulver war um die Laster herum verteilt.
Aber nicht nur schneeweißes Pulver.
Auch rotes. Blutrot getränktes Pulver, von den toten Körpern, unwillkürlich umherliegend.

Meine Augen weiteten sich bei dem Anblick.
Hier ist etwas Großes im Gange gewesen, und der Szene vorhin nach zu urteilen, muss dieser Valiente etwas an irgendwen ausgeplaudert haben.
Aber an wen?

"Yakuza", flüsterte Yoongi leise.
"Hmm?"
Ich war verdutzt. Er meinte doch nicht bestimmt die Yakuza?
Sein Arm bewegte sich neben meinem Kopf vorbei zum Bildschirm hin, sein ganzer Körper sich nach vorne neigend.
Ich spürte seine Brust meinen Rücken berühren.
"Yakuza", grollte Yoongi nochmals, mit seinem Finger auf den Bildschirm tippend.

Zahlen waren fett und rot auf den einen Laster geschrieben worden.
"893?", fragte ich verblüfft.
Yoongi seufzte auf und entfernte sich ein wenig.
Der Mann namens Jin trat stattdessen neben mich.
"893 sind die Zahlen der Yakuza", erklärte er etwas aufgebracht.

"Valiente hat unsere Lieferrouten verkauft", zischte Yoongi.
Ein Knall kam von meiner linken Seite und mein Kopf zuckte ruckartig in die Richtung.
Yoongis Faust hatte die Tischplatte getroffen, die Haut die am Aufprall beteiligt war schon rot werdend.
Tiefe Stille überkam den Saal wieder, das einzig hörbare die Atemzüge jedes Einzelnen.
Ich wollte etwas sagen, um die Stille zu brechen, doch traf mich Jungkooks Blick und ein Kopfschütteln seinerseits überzeugte mich davon, lieber stumm zu bleiben.

Yoongi drehte sich langsam zu den Fenstern um und ging dort seinen Gedanken nach, und alle etwas bedröppelt hinter sich stehen lassend.

Querencia - Min Yoongi x Reader (Collab)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt