Kapitel 6 - Überarbeitet

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Einen kleinen Funken folgt eine große Flamme.
-Dante Alighieri (Italienischer Dichter und Philosoph)

Im Badezimmer sehe ich in mein Spiegelbild. Sehe meine Grauen Augen, perlgrau und meine Blonden haare, die mir weit über die Schulter reichen. Ich sehe mich an und doch auch wieder nicht. Die letzten Tage haben mich geschafft, die Gefangenschaft und die Flucht. Ich habe es geschafft, ich bin Frei. Und was werde ich jetzt machen? Ich kann nicht zurück zu meinem Rudel. Sie haben mich angegriffen, mich verraten und das sogar freiwillig, da ich immer noch nicht als gefangene abgestempelt bin. Was ich auch nicht sein werde, wenn ich das Rudel über nehmen soll. Und wie soll ich jetzt über mein Rudel denken und sie von mir? Ich kann das Rudel nicht übernehmen. Vater kann auch keinen Krieg anfangen, ich bin nun einmal an Lian gebunden. Kann ich Luna vom Kriegsrudel sein? Von Lians Rudel?

Es ist schon beängstigend wie leicht man seine Familie verlieren kann. Und dabei habe ich noch gar keine schlechte Entscheidung getroffen. Ich habe alles gemacht was von einer Alphas Tochter erwartet wird. Ich habe ihnen sofort meinen Gefährten vorgestellt, ohne zu zögern. Ich habe mich immer an ihre Meinung gehalten, nach deren wünschen gelebt und doch ist es nicht gut genug gewesen.

»Charlie? Alles okay bei dir? Es ist seit einiger Zeit leise.

»Kann ich deine Zahnbürste nutzen?«, rufe ich durch die Tür zurück. »Weißt du was ich benutze sie einfach!«, beantworte ich meine eigene Frage. Er soll mich einfach kurz alleine lassen. Er soll mich einfach nur kurz meine trostlosen Gedanken nach hängen lassen. Ich habe gerade mein Leben verloren. Das Rudel war meine ganze Familie und meine einzige Familie. Und natürlich habe ich gewettet, das ich ihr Familienmitglied finde. Das war dämlich, aber in diesem Rudel gibt es bisher noch keine Pflichten für mich. Eine Luna ist eine Mutterfigur, jemand an den sich die Rudelmitglieder wenden. Ich möchte für dieses Rudel genau das sein, aber diese Krieger brauchen nicht das. Ich weiß das sie mich noch nicht akzeptiert haben und das ich mich Beweisen muss. North und Hunter sind in diesem Punkt das Hauptproblem.

Dieses Rudel besteht nur aus Elite Kriegern. North und Hunter sind nicht redeselig, so wie Lian vorhin gesagt hat. Zudem sehen beide sehr einschüchternd aus. Hunter ist der größte von ihnen, North ist zwar kleiner als Lian, aber es sind die Augen die mir Angst machen. Die von Finn sind Schilfgrün, aber die waren auch Einladend, sie hatten dieses Strahlen, wirkten lebend. Dadurch wirkte er freundlich, nicht so wie die beiden. Ich sollte sie nicht verurteilen bevor ich sie wirklich kennen gelernt habe. Immerhin werde ich mein Leben mit ihnen verbringen, sie werden irgendwann meine Familie sein oder ich hoffe es zu mindestens. Aber beide haben schon ungesagt ausgedrückt, dass sie mich erst als Luna anerkennen werden, wenn ich mich würdig bewiesen habe.

»Charlie? Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du musst dir nicht meinetwegen die Zähne putzen, ich überlebe es auch eine Nacht mit Mundgeruch und du auch.«

»Ich fange ja schon an mit Zähne putzen!«, rufe ich zurück und fange tatsächlich an mir meine Zähne zu putzen. Es muss doch einen Grund haben wieso keiner von denen eine Gefährtin hat. Hat bisher keiner seine Gefährtin gefunden oder wurde jemand zurückgewiesen? Ich kann mir vorstellen, dass nicht jede Wölfin begeistert ist einen Krieger als Gefährten zu haben. Eine Zurückweisung ist schwer zu verkraften. Das erste worum ich mich aber kümmern muss, ist diese blöde wette die ich abgeschlossen habe. Achtundzwanzig Jahre. Da habe ich mir etwas aufgeladen und ich sehe nicht ein zu verlieren. Es wird bestimmt einen Hinweis geben und wenn er noch so klein ist.

»Fertig«, lächele ich meinen Gefährten an als ich die Badezimmertür hinter mir schließe und auf das Bett zu humple. Noch ungefähr drei Tage diese schmerzen und dann bin ich sie los. Da kann ich froh sein, eine Werwölfin zu sein. Ein Vorteil ist das schnelle Heilen und das es fast keine Narbenbildung gibt. Lian sitzt auf dem Bett und sieht mich an, er starrt mich regelrecht an.

RudelhauptWo Geschichten leben. Entdecke jetzt