Epilog - Überarbeitet

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Der Wille ist der Ursprung aller Taten.
- Franz Schmidberger (deutscher Publizist)

»Wieder umsonst.«, brummt mein Gefährte als er gegen das Steuer schlägt während wir an einer roten Ampel halten. »Es ist schon ziemlich entmutigend. Ob wirklich keiner weiß, wo das Mädchen abgeblieben ist. Wer lässt schon eine Schwangere, Minderjährige Wölfin draußen im Schnee stehen.«

»Nicht jeder lebt nach den Zehn Geboten der Bibel Lian.«

»Muss man ja auch nicht, aber Nächstenliebe sollte trotzdem noch existieren.«, knurrt mein Gefährte während die Ampel auf Grün springt. »Die Berichte müssen annähert mit Ihrem Alter übereinstimmen, immerhin ist es geschätzt von den Augenzeugen. Aber ein schwangeres Mädchen mitten im Winter nicht aufzunehmen ist schon bestialisch. Ein Kind, Charlie. Sie war doch noch ein Kind und wenn sie wirklich von Zuhause weggelaufen ist, muss Sie verzweifelt gewesen sein um nach Hilfe zu fragen. Ich hoffe das das Rudel, das Sie nie unsere Hilfe brauchen werden. Die haben nicht mal nach Ihrem Namen gefragt oder ihrer Rudelzugehörigkeit.«

»Und trotzdem werdet ihr dem Rudel helfen, weil es eure Aufgabe ist und der König es dann befohlen hat.«, meine ich überzeugt. Es ist die Aufgabe des Kriegsrudel die anderen zu helfen und keiner von den Jungs könnte dann wegschauen. Nicht mal bei solchen Taten. Es sind doch nur die schuld, die sie auch abgewiesen haben. Und bei Sieben Augenzeugen sind dass nicht viele. »Wir müssen uns jetzt einfach darauf konzentrieren noch Hinweise ausfindig zu machen.«

»Du sagst das als wäre es so einfach, meine kleine Gefährtin.«, murmelt mein Gefährte und dreht gleichzeitig das Radio auf. Nirvana mit Smells Linke Teen Spirit. Ich erwidere nichts. Muss ich auch nicht, das Radio sagt schon genug aus. Lian hat recht. Es ist frustrierend und ja, das Rudel ist wahrscheinlich daran schuld, dass unser Dreizehnte Krieger verschwunden ist. Und ich kann auch verstehen, das man solche Wölfen dann mit gemischten Gefühlen hilft, aber das ist deren Aufgabe. Vielleicht hat sich bis dahin das Rudel aufgelöst oder geändert. Das Kriegsrudel muss nicht unbedingt morgen dort auftauchen und seine Hilfe anbieten. Gelangweilt schließe ich die Augen und lausche der Stimme von Kurt Cobain.


»Lian guck!«, schreie ich lachend und drehe mich um meine eigene Achse, mit ausgestreckten Armen während ich in den Himmel starre mit geschlossenen Augen. Es schneit! Ich liebe den Schnee. Bei diesen Temperaturen wird es vielleicht nicht liegen bleiben, aber das werde ich für den Moment ignorieren. Gemütlich steigt mein Gefährte aus und schließt die Autotür hinter sich.

»Ich kann den Schnee sehen, meine kleine Gefährtin.«, lacht Lian. Ich kann ihn hinter mir spüren, seine schritte geben ihn preis. Der Schnee knatscht unter seinen Sohlen. Mit einem grinsen im Gesicht höre ich auf mit drehen um meine eigene Achse und sehe ihn an.

Die haben im Anwesen bestimmt Kakao mit Marshmallows und Sahne. Das ist ein Muss wenn es schneit, der Glühwein kann mir gestohlen bleiben. Aber nicht der Kakao mit Marshmallows und Sahne. Ich frage gleich einfach Keith oder Luca, die kennen sich am besten in den Vorratsschränken aus.

»Wie alt seid Ihr?«

»Auf jeden Fall jünger als du! Lian ist der alte Sack von uns!«, erwidere ich keck auf Rowans frage. Gekonnt ignoriere ich das »Hey« von meinem Gefährten. Rowan steht in der Türöffnung, nur bekleidet mit einer Trainingshose und einem nassen Handtuch über den Schultern. »Willst du nicht raus kommen? Wir machen eine Schneeballschlacht!«

»Es liegt noch kein halber Millimeter Schnee, Charlie.«, beantwortet Luca meine Frage als er Rowan zur Seite drückt und ins freie tritt. »Wart Ihr erfolgreich?«

Ich erstarre. Natürlich will er das Wissen, genauso wie Rowan. Nur deswegen hat er die Tür geöffnet. Alle wollen es wissen. Ich kann Luca schlecht anlügen, aber mir gerade meine gute Laune damit zu verderben? Er hätte doch auch noch zehn Minuten länger warten können. Vielleicht sollte er sich mal in Geduld üben.

»Nein.«

»Das kann doch nicht wahr sein!«, nörgelt Luca, dreht sich auf den Absatz um und geht Schnurstracks wieder ins Anwesen. »Was sind das für Armleuchter?«

»Ist er immer noch sauer wegen Derek?«, erkundige ich mich bei Lian während wir beide auf das Anwesen zu gehen. Rowan hat sich schon verkrümelt und hat die Haustür für uns offen gelassen. Es sieht hier bestimmt bezaubernd aus wenn die ganze Landschaft Weiß vom Schnee ist. Unberührt und leblos.

»Luca hasst Hexen noch mehr als Vampire.«, fängt mein Gefährte an. »Ich weiß nicht wieso. Vielleicht weiß Keith es, aber Luca ist bei dem Thema immer unerträglich. Er ist nun mal ein Hitzkopf. Seine Laune wird sich verbessern sobald sie aufbrechen oder sobald sein Bruder ihn für seine Launen rügt.«

»Ich hoffe es.«, flüstere ich leise und ziehe mir die Schuhe aus, hänge meine Jacke auf und mache mich auf den Weg in die Küche. Ich kann den Kakao schon riechen.

»Der heiße Kakao, die Dame, der Herr.«, begrüßt Keith und mit zwei dampfenden Tassen in der Küche.

»Da keiner von euch vor Begeisterung an die Decke springt, gehe ich davon aus, das der Hinweis eine Finte war?«

»Richtig, danke für den Kakao.«, brummt Lian missmutig. »Wir werden ihn finden, es wird nur noch etwas dauern.«

»Dein Wort in dem Ohr der Mondgöttin.«, meint Keith als er mit einer Thermoskanne voller Kakao die Küche verlässt.

»Lass uns einfach nicht mehr darüber reden.«, murmel ich und nehme einen Schluck von meinem Kakao. Himmlisch.

»Ich liebe dich.«, flüstert Lian in mein Ohr. Ich erstarre. Er liebt mich. Er liebt mich wirklich.

»Ich dich auch, Lian.«


Eure Linkszanne

Sonntag, der 14 Februar 2021

(Freitag, der 28 Dezember 2018)

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