Rudelhaupt

Kapitel 9 - Überarbeitet

Leidenschaft ohne Disziplin ist Rohheit.
– Thomas S. Lutter (Lyriker und Musiker)

Die werden auf jeden Fall Ihre Einkaufsliste ändern müssen. Wie kann man mit nur zwei Eissorten überleben? Die müssen wirklich von einem anderen Planeten kommen. Die sind zu dreizehnt und haben nur zwei Eissorten, Schokolade und Vanille. Es gibt weder Erdbeere, Stracciatella noch Pistazien und dabei existieren doch hunderte Sorten. Und die Variation bei Eis ist doch das Beste. Jetzt rege ich mich schon auf, dass die kein richtiges Eis haben. Es ist irgendwie schon lustig. Ich rege mich über kleine unwichtige Sachen auf, die in einem Männer-Haushalt sicher unwichtig sind, aber für mich als Frau unfehlbar sind. Wie mindestens vier verschiedene Sorten Eis und haufenweise Süßigkeiten. Solange es nur Ungesund ist und es meine Laune bessert, sollte es vonnöten sein. Außerdem kann Frustessen einem gut tun, obwohl ich es nachher meistens bereue.

»Was schreibst du denn alles auf? Ihr wart doch heute schon einkaufen.«, unterbricht Casper meine Gedanken. Ich sehe ihn über meine Schulter hinweg an.

»Eine Einkaufsliste, ihr habt lange noch nicht alles im Haus.«, fange ich an. »Zum Beispiel fehlen hier die Süßigkeiten, Eis und verschiedene Sorten von Obst. Ich kann nicht nur von Äpfeln und Bananen leben. Nicht gerade abwechslungsreich. Außerdem ist ungesund auch wichtig in einer abwechslungsreichen Ernährung.«

»Vielleicht hast du recht, aber nur vielleicht. Uns reicht es meistens was wir im Haus haben. Es werden viele unterschiedlichen Küchen gekocht. Hunter geht immer Einkaufen, ihm solltest du auf jeden Fall die Liste geben und vergiss nicht, Luca und Keith machen auch immer eine Einkaufsliste.«, meint Casper. Dann sollte ich mich auf jeden Fall mit ihnen absprechen, damit wir nicht alles doppelt und dreifach kaufen lassen von Hunter. Er würde aber sicher aus sich selbst schon eine Einheitsliste daraus machen, hoffe ich.

Hunter scheint mir nicht der Typ dafür zu sein. Aber jeder muss Essen, deswegen sollte ich keine Vorurteile haben. Aber es geht einfach nicht anders. Die haben hier einfach schon eine Rollenverteilung. Die es bestimmt schon lange gibt.

»Charlie?«

»Ja Casper, was gibt es?«, frage ich den schwarzhaarigen und wende mich von meiner Liste ab. Er steht breitbeinig vor mir und sieht mir direkt in die Augen. Traut er sich endlich zu fragen? Er beobachtet mich schon etliche Minuten.

»Kannst du mir erklären, was für Pflichten du hier im Rudel hast?«, bittet Casper mich leise. Ich kann seine Unsicherheit heraus hören. Mit seiner Position als Krieger muss er doch bestimmt in etliche Rudel gewesen sein und auch so sollte, er die Pflicht einer Luna kennen. Es ist einfach Allgemeinbildung für Werwölfe.

»Meinst du in diesem Rudel oder eine Luna allgemein?«

»Beides.«

Ich schweige. Was soll ich ihm antworten? Was genau möchte er mit seiner Frage bezwecken? Vertraut er mir nicht? Habe ich mir sein Unmut zu gezogen? Stellt er sich dumm oder weiß er es wirklich nicht?

»Es ist in jedem Rudel anders und doch gleich. Die Pflichten werden anders erfüllt oder betrachtet. Das Rudel gibt instinktive vorgaben, die vom Luna erfüllt werden. Aber die können vielleicht dem des Alphas besser liegen als der Luna, also könnte es genauso umgekehrt sein. So wie ich sage, die Aufgaben passen sich am Rudel an und dem Gefährten paar an.«, beichte ich ihm und lehne mich gegen die Küchentheke. »Was glaubst du den habe ich für Pflichten euch gegenüber?«, frage ich ihn schnell, damit ich keine Falsche Antwort geben kann.

»Da habe ich keine Ahnung, deswegen frage ich dich ja, du wirst die Position beziehen, nicht wir. Wir sind sehr lange ohne dich ausgekommen und waren Ausbalanciert. Jetzt sind wir es nicht mehr. Du hast vielleicht nicht beabsichtigt, aber dennoch unserer Rudel aufgemischt. Und bisher kann keiner Außer Lian sagen, wie glücklich wir damit sind. Das bedeutet nicht, das wir dich nicht anerkennen als Luna sondern einfach noch nicht wissen, wie du zu uns passt.«