Rudelhaupt

Kapitel 11 - Überarbeitet

Denn wer die Not sieht und aufs Bitten wartet, der legt sich auch schon böslich aufs Verweigern.
-Dante Alighieri (italienischer Dichter und Philosoph)

Ich werde von meinen Gefühlen überwältigt und weiß trotzdem nicht wo wirklich, wie ich muss fühlen sollte. Ich bin aufgeregt, mache mir Sorgen und gleichzeitig verabscheue ich meine Familie. Meine Gefühle sind einfach nur ein Großes Chaos. Ich weiß, dass Lian ein paar Schrammen haben kann. Er ist mächtig und die Trainingseinheiten des Kriegsrudels sind nicht ohne. Auch weiß ich, dass er gewinnen wird. Mein Gefährte muss den Kampf einfach gewinnen, das geht nicht anders. Obwohl ich mir auch sorgen um meine Mutter und Katie machen. Bisher habe ich die beiden noch nicht kontaktiert. Ich weiß nicht, was sie Katie erzählt haben. Vielleicht sieht sie mich schon in einem Schlechten Licht und ich will meine Eltern auch nicht als Lügner darstellen. Meine kleine Schwester ist auch ihre Welt und jetzt wird sie meine Bürde tragen müssen, was ich Ihr nicht antuen möchte. Sie ist nicht einmal Alt genug dafür zu verstehen, wieso Lian und Vater kämpfen werden. Ich hoffe einfach nur, dass sie nicht die Erlaubnis hat zuzusehen.

»Charlie hör auf dir Sorgen zu machen. Es wird schon nichts passieren.«, beruhigt mein Gefährte mich, oder versucht es eher.

Ich weiß, dass er nicht umsonst der Alpha vom Kriegsrudel ist, aber kann nicht anders als mir Sorgen zu machen. Wenn ich schon an meine Kleine Schwester denke, kommen mir die Tränen. Katie wird vielleicht den Kampf auch bei wohnen und ich vermisse sie so. Sie ist nun mal meine jüngere Schwester. Ich habe mich schon immer für sie verantwortlich gefühlt und ich habe nicht einmal versucht sie zu kontaktieren als ich bei Lian war. Mein Gefährte hat es zwar nicht gesagt, aber ich bin sicher, dass er mich feige findet. Ich habe es in seinen Augen gesehen, als ich abgelehnt habe meine Schwester anzurufen. Obwohl ich mir nicht sicher bin ob er mich Feige fand oder Mitleid empfunden hat. Aber beides ist nicht gerade positiv und hilft meinen Gewissensbissen nicht gerade.

»Charlie steigst du noch aus?«, fragt Lian mich und hält meine Tür auf. Schüchtern grinse ich meinen Gefährten an und steige langsam aus. Lian schließt die Tür hinter mir. Ich hole tief Luft und versuche damit meine Nerven Unterkontrolle zu bringen. Nicht das ich das schaffe, dafür ist das hier zu wichtig. Aber von außen muss ich als ruhig und gefasst erscheinen. Es würde ein schlechtes Licht auf das Kriegsrudel werfen und ich will nicht, dass mein Vater weiß, wie sehr er mich verletzt hat. Was er für ein Chaos in mir ausgelöst hat.

»Ich kann das! Charlie, du kannst das!«, flüstre ich leise zu mir selbst und wiederhole die Worte ein paar mal. Ich kann mir besser Mut zu reden. Es ist das beste was ich machen kann und bisher hat es immer funktioniert. Ich muss nur von mir selber überzeugt sein und ich werde es schaffen, eine ruhige Fassade zu bewahren. Dann kann auch nichts schief gehen.

»Das wirst du Charlie«, murmelt Lian gegen mein Haar, küsst meine Schläfe und drückt mich an sich. »Du bist meine Kleine Gefährtin. Ich glaube an dir, vergiss das nicht.«

»Du hast mich noch nicht markiert, dein Mahl zeichnet noch nicht meinen Hals.«, necke ich meinen Gefährten bleibe aber an seine Seite kleben. Ich brauche jetzt die Funken auf meine Haut, das Kribbeln hilf mir mich abzulenken.

»Das lässt sich schnell ändern.«, knurrt Lian und drückt mich fester an sich. Er macht damit seinen Anspruch auf mich deutlich. Ich sollte mich wie eine Kuh fühlen, die gebrandmarkt wird, aber ich tue es nicht. Es gehört sich so und Lian wird auch ein Mahl an seinem Hals tragen. Und zwar meins. Nicht nur er soll das recht haben, mich seins zu nennen.

»Nicht hier Lian, das ganze Rudel sieht uns zu und damit meine ich nicht nur deins.«

Jeder starrt und an. Ich kann meine Familie noch nicht erkennen. Aber Beta Mike steht schon zwischen den Schaulustigen und dabei sind wir schon eine halbe Stunde zu früh.