•Freier Fall•

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Sophias Sicht:

Der Nachmittag des nächsten Tags ist angebrochen und man hört die U-Bahn bis hier nach oben auf's Dach. Aber um ehrlich zu sein, ich bin sogar ganz froh den Lärm zu hören den der Zug macht. Es lenkt mich von der eigentlichen Situation ab:

Bruce hat was von meinem Blut abgenommen und analysiert es gerade.
Neben der Untersuchung habe ich noch sportliche Übungen machen müssen, um zu testen, ob sich was an meinem körperlichen Zustand verändert hat. Gewichte stemmen, Ausdauerlauf und Sprint habe ich machen müssen. Das Endergebnis ist letztendlich nicht verwunderlich gewesen:

-Beim Gewichte stemmen, wir haben eine Metallstange genommen und mit Panzertape Sachen daran befestigt, musste Thor nach wenigen Sekunden das Ding von mir runter nehmen, da ich keine Luft mehr bekam.
-Beim Ausdauerlauf gegen Steve, wir liefen eine Stunde um den Block, hat er mich mehrere Male überrundet. Gefühlt im Dauersprint.
-Als letztes habe ich gegen Natasha im Sprint versagt, mit sechs Sekunden unterschied.

Das gesamte Workout hat zwar nur etwa um die 80 Minuten gedauert, doch waren diese 80 Minuten die härtesten die ich in diesem Jahr durchstehen musste.

Letztendlich gibt es dann ober doch einige offene Fragen: Was werden die Ergebnisse zeigen? Gibt es irgendwelche, vielleicht sogar permanente, Veränderungen? Bin ich- bin ich überhaupt noch ich selbst?
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Die Zeit vergeht und ich schweife noch lange in meinen Gedanken, neugierig und etwas aufgeregt, was die Zukunft noch alles mit sich bringen wird.
Als ich dann das nächste mal auf die Uhr schaue ist es circa 15 Uhr und ich sitze schon seit gefühlt einer Stunde hier oben. Nach nicht allzu langer Zeit kommen dann auch schon Tony und Bruce dazu. Gehüllt in Fließjacken begrüßen sie mich mit einem Winken. Trotz der für sie scheinbar kühlen Temperatur, kommt Tony mit guter Laune zu mir rüber und gesellt sich neben mich auf den Boden. Die angenehm kühle Luft fegt über das Dach und sorgt für eine gute Abwechslung zum eigentlich teils warmen Wetter, finde ich. Freundschaftlich legt Tony seine rechte Hand auf meine Schulter und grinst mich schief an. Kein gutes Zeichen.

"Und, wie geht es dem kleinen Monster? Schon gespannt zu erfahren ob du nun Blut aus den Hälsen anderer saugen kannst? Oder noch besser, dass du dich unsichtbar machen kannst, huh? Wie hört sich das an? Vielleicht kannst du zu einer She-Hulk mutieren-" – "Tony, lass das gefälligst! Darüber macht man keine Späße!", wirft Bruce scharf ein.

Etwas verwirrt, gar ein wenig verstört, schau ich Tony mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Ich habe echt keine Ahnung was bei diesem Mann schief ist, aber sein Humor kennt echt keine Grenzen.

"Haha sehr witzig Tony. Aber ich glaube, dass es gerade wirklich der falsche Moment dafür ist. Was wäre, wen du recht hättest? Was ist, wenn wirklich Blut fremdes durch meine Adern fließt? Bin ich dann ein- ein Monster...? Bin ich dann böse oder gefährlich oder so was? Werde ich dann anderen weh tun?"

Betrübt schau ich die sieben Stockwerke hinab auf die andere Straßenseite und dunkle Gedanken bilden sich in meinem Kopf. Nun kommt auch Bruce dazu und platziert seine Hand auf die andere noch freie Schulter, sein Blick in die Ferne gerichtet.

"Hey, du bist kein Monster. Und hör nicht auf Tony, der erzählt doch sowieso nur Unsinn. Auch wenn anderes Blut durch dich fließen sollte, du bist immer noch du und kein anderer wird was daran ändern können, außer du selbst. Zu alledem, ist das nicht großartig anders als bei mir. Der... Andere hat mich als Mensch auch nicht verändert, im Großen und Ganzen. Und ich glaube auch nicht, dass das bei dir der Fall sein wird. Oder jedenfalls, hoffen wir darauf, dass du dich nicht in eine She-Hulk verwandeln kannst." Ein aufmunterndes Lächeln huscht über sein Gesicht während seiner kleinen Rede.

"Und bitte vergiss nie, dass du letzten Endes entscheidest, was du machst und was nicht. Nicht das Etwas, was in dir drin ist. Bitte behalte das immer in Erinnerungen."

"...Danke, Bruce."

Eine angenehme Stille folgt in der wir uns alle einfach nur anschweigen und die anherrschende Ruhe. Nach einigen Minuten ist ein tiefes Durchatmen von Bruce hörbar, bevor er zu sprechen beginnt.

"...Wo wir schon mal beim Thema 'Blut' sind... Es hat sich herausgestellt, dass sich zwei weitere Substanzen in dein Blut eingeschlichen haben. Zwar in gemäßigter Menge, aber genug um einige Adern komplett zu infizieren. Was genau, können wir nicht sagen, dazu fehlt uns leider das passende Werkzeug und oder wissen.", teilt mir Bruce die erstmaligen Testergebnisse mit.

Erneut verstreichen Minuten des Schweigens in denen keiner sich großartig von Fleck rührt. Die Stille zwischen uns ist komisch angespannt. Wolken ziehen langsam am Himmel entlang. Das klare Blau, strahlend schön, leuchtet uns entgegen. Die Sonne scheint auf uns herab und spendet wärmende Sonnenstrahlen. Für einen Moment vergesse ich alle schlechten Gedanken in meinem Kopf. Einfach genießen. Einfach nur ich sein.
So kurz wie der Moment aber auch anhält, so verschwindet er auch wieder.

Plötzliche Kälte dringt durch meinen Pulli in meinen Körper. Die gerade noch wärmenden Strahlen sind für mich nicht mehr spürbar auf meiner Haut. Der gerade noch so angenehme Wind ist plötzlich wie ein Peitschenhieb ins Gesicht. Von dem plötzlichen Wandel geschockt zucke ich heftig zusammen und versteife mich. Was ist los? Als ob jemand einen Schalter in mir umgelegt hätte bin ich auf einmal nicht mehr Herr meines Körpers oder Geistes.
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Bruces Sicht:

Das plötzliche Zittern und Verkrampfen von Sophia hat sich schnell bemerkbar gemacht. Besorgt schiele ich zu ihr runter. Die noch immer blau-roten Augen verlieren an Farbe. Das Rot schwindet und verblasst in ein dunkles Braun, das tiefe Blau verwischt und leuchtet wieder weiß. Sie verwandelt sich zurück...

"Hey, Kid, alles okay? Du siehst etwas blass aus."

"Wir sollten sie runter brin-" Noch bevor wir hätten reagieren können, springt sie auf und stößt uns von sich.

"Bleibt mir vom Leib, ihr Nichtsnutze!"

Mit nur wenigen Schritten ist sie am Geländer des Daches. In einer fließenden Bewegung dreht sie sich um und schaut uns mit schmalen, blitzenden Augen an. Ein blitzten voller Abneigung und Überheblichkeit. Aus diesen Augen, die nun wieder so unnormale Farben besitzen.

"Hey, hey alles okay. Es- es ist nichts passiert, Dracula."

"Schleeechter Moment, Tony. Seeehr schlechter Moment."

"Tu' nichts Unüberlegtes, Sophia. Du wirst es ansonsten bereuen. Geh einfach ein Stück vom Geländer weg und komm zu uns." Mit ruhiger Stimme und langsamen Schritten gehe ich auf sie zu.

"Jetzt bloß keinen Fehler machen, Bruce. Es kann davon abhängen..."

Mit einem überheblichen Grinsen blickt sie uns an und verabschiedet sich mit einem kurzen "Ciao!"

Mit einem Satz springt sie über das Geländer hinüber. Entsetzt schreien wir "Sophia!" hinterher, doch ist es zu spät. Sie fällt in Bruchteilen von Sekunden die sieben Stockwerke hinunter. Nur ein leises Knacken ist bei ihrem Aufprall hier oben zu vernehmen.
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Okay, es tut mir erstens leid, dass letzte Woche leider nichts kam. Und zweitens, dass das etwas kürzere Kapitel erst jetzt, am Freitag kommt 😅. Ich versuch mich ran zu halten, aber ich habe etwas mit der Schule zu tun.

Wir sehen uns dann im nächsten Kapitel!

In another world | An Avengers storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt