Schuldgefühle

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Schuldgefühle

Louis blieben fast die Nudeln im Hals stecken. Das Mädchen, das gerade mit seinen Eltern das Restaurant betreten hatte, sah Eleanor zum Verwechseln ähnlich. Die Haare, die Gesichtszüge, ja sogar ihre Klamotten hätten von El sein können!

Louis starrte sie mit offenem Mund an. Eine halbe Ewigkeit war er so geschockt, dass er erstarrte, aber dann schrie plötzlich alles in seinem Körper: Weg!

Mit zitternden Fingern stieß er seinen Stuhl weg und stürzte zu den Toiletten. Harry war auch erst aufgesprungen, ließ sich dann aber wieder auf seinen Stuhl fallen.

„Willst du ihm nicht hinterher?", fragte Liam besorgt. Harry schüttelte den Kopf.

„Louis ... muss, glaub ich, ... allein sein", antwortete er stockend. Die anderen blickten ihn beunruhigt an.

Harry war ebenso geschockt wie Louis. Benommen hob er das Besteck seines Freundes auf und stocherte lustlos in seiner Pizza herum. Schlagartig war ihm jeglicher Appetit vergangen. Liam, Niall und Zayn warfen sich einen schnellen Blick zu und schwiegen peinlich berührt.

Inzwischen hatte Louis die Tür zur Herrentoilette aufgerissen und war wie angewurzelt stehen geblieben. Vor seinem inneren Auge erschien für einen Moment das Bild eines sechzehnjährigen, lockenköpfigen Junges, der im Spiegel seine Frisur richtete. Harry hatte Jeans, T-Shirt und Cardigan getragen und plötzlich hatten seine stechend grünen Augen Louis' gefunden und Louis hatte ihm unwillkürlich zugewunken.

Tränen schossen ihm in die Augen. Stolpernd tastete er sich zum Waschbecken, klammerte sich daran fest und schluchzte leise auf. Er hätte nicht angefangen zu weinen, wenn er nicht alleine gewesen wäre, aber die Toilette war menschenleer. Louis zitterte.

Die Erinnerungen an Eleanor kamen mit voller Wucht zurück. Wie ein Schlag in den Magen. Wie ein Messer in den Rücken. Und das tat verdammt weh. Tränen liefen Louis in Strömen über die Wangen, obwohl er versuchte, sich zu beherrschen. Er hatte die Trennung von Eleanor so lange verdrängt, sich nicht damit auseinandersetzen wollen und er war auch durch Harrys Krankheit so in Anspruch genommen worden, dass er gar keine Zeit dafür gehabt hatte. Und jetzt, wo er am wenigsten damit gerechnet hätte, musste er sich doch damit auseinandersetzen. Louis schluchzte auf.

Verdammt! Es tat wirklich weh. Es tat unglaublich weh.

Er hatte von Anfang an Schuldgefühle gehabt, weil er so sang- und klanglos mit El Schluss gemacht hatte. Per Telefon. Fast so schlimm wie per SMS. Er hätte sich wenigstens noch einmal persönlich mit ihr aussprechen sollen. Sich entschuldigen sollen. Müssen. Er hatte sich wie ein feiges Arschloch benommen. Hatte jede Konfrontation vermieden. Feige. Feigefeigefeige. Und kindisch.

Kein Wunder, dass El sich auch nie wieder gemeldet hatte. So wie er mit ihr umgesprungen war. Er hatte sie verletzt. Noch mehr, als er sich selbst verletzt hatte. Und bestimmt musste sie jeden Tag Bilder von Harry und Louis in der Zeitung sehen, wie glücklich sie miteinander waren.

Zitternd tastete Louis nach seinem Handy. El war immer noch im Kurzwahlspeicher. Unsicher starte er auf das Handydisplay und tippte behutsam auf 'anrufen'. Es tutete. Unwillkürlich fragte er sich, ob El seine Nummer wohl gelöscht hatte. Wäre vielleicht besser für sie gewesen. Einen Moment lang überlegte Louis, ob er wieder auflegen sollte, aber dann nahm El ab.

„Hallo?", meldete sie sich fragend. Tränen schwammen schon wieder in Louis' Augen. Els Stimme klang so süß und schön wie immer.

„Hey Baby", flüsterte Louis zärtlich.

„Lou?", fragte El überrascht. Louis konnte ihr nicht antworten. Er zitterte immer noch und schluchzte leise.

„Louis?", fragte El alarmiert. „Louis, was ist los?"

I'll be your Keeper for Life as your Guardian {Larry und Niam ff}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt