~Herzschlag~
Der Alptraum schien sich in mein Gedächtnis gebrannt zu haben, denn wann immer ich auch die Augen schloss tauchten Bilder von Nates vor Hass verzerrtem Gesicht auf, die mich zitternd zurückließen. Deshalb vermied ich es die Augen zu schließen, schon alleine die winzigen Sekunden des Zwinkerns schienen wie kleine Albträume.
Irgendwie hatte ich es geschafft mich in einer Decke auf meinem Bett einzurollen, doch trotzdem fühlte ich mich nicht sicher. Das Schutzschild aus Sicherheit und Wärme, das meine Decke sonst immer für mich darstellte hatte sich in Luft aufgelöst und ich fühlte mich, als würde ich ohne Schutz daliegen. Auch jede Wärme fehlte, ich fühle mich von innen heraus gefroren. Genau was er jetzt fühlen musste.
Tränen und Schluchzer schüttelten mich schrecklich, als sich draußen ein furchtbarer Sturm zusammenbraute. Ich konnte in der Ferne schon Blitze über den Himmel zucken sehen und ich wusste in weniger als einer halben Stunde würde der Regen beginnen. Das alles trug nur dazu bei, dass ich mich fühlte als befände ich mich noch in meinem ganz persönlichen Albtraum aus dem es kein Entkommen gab.
Denn dieser Albtraum nannte sich mein Leben.
Ich wagte es gar nicht zurück zu denken an die schönen Zeiten in denen alles noch gut gewesen war, ich würde nicht die Kraft haben danach noch weiter leben zu wollen. Also hielt ich meine Augen einfach so weit offen, wie ich konnte und starrte an die Decke während ich darauf wartete, dass der Himmel seine Schleusen öffnete und der Lärm des Regens die Gedanken aus meinem Kopf vertrieb.
Doch jedes Mal, wenn ein Blitz über den Himmel zuckte ließ er mich in einer anderen Ecke des Zimmers ein Gesicht sehen von dem ich einst glaubte es niemals wieder zu sehen und von dem ich nun hoffte, dass es endlich aus meinem Kopf verschwand. Die vertrauten Gesichtszüge verzogen sich in diesen aufblitzenden Bildern zu hässlichen Fratzen und entstellten das wunderschöne Gesicht von dem ich wusste, dass es jetzt unter der Erde verrottete.
Mein Körper hörte nicht auf zu zittern, meine Augen huschten ruhelos im Raum umher in der Angst etwas zu finden, das nicht da war. Und schließlich begann es zu regnen. Der Regen trommelte gegen das Dach meines Hauses, die Tropfen schienen mir schreiend klar machen zu wollen, wie sehr ich schuld war an seinem Tod. Und so rutschte ich ganz ohne es zu wollen in Erinnerungen von dunklen Tagen. Sie suchten mich heim, bis ich schließlich gefangen war.
Der Tag, an dem Nate und ich zur Schule liefen war ohne Zweifel der schrecklichste Tag meiner Kindheit. Ich erinnerte mich jedoch auch noch gut daran, dass andere Tage auch furchtbar waren. Meine Gedanken zogen mich zurück bis zu dem Moment, in dem ich Nate zum ersten Mal nach dem Vorfall wieder sehen sollte.
Mein damals noch kleines Herz schlug heftig, ich war mir sicher dass die Ärzte in der Umgebung von 10 Metern es hören konnten. Meine Hände waren fest zu Fäusten geballt, als ich meiner Mutter folgte, die ein paar Menschen zunickte. Sie arbeitete zwar nicht in diesem Krankenhaus, aber sie kannte einige Leute hier. Der Gang bis zu dem Zimmer in dem Nate nun lag kam mir nicht nur unglaublich lange, sondern auch leer vor.
Die Wände schienen zu weiß, zu hoch. Die Lichter zu hell. Ich erinnerte mich noch gut daran wie ich mir wünschte, ich hätte kein weißes Shirt getragen, ich fühlte mich zu blass. Unser Ziel kam trotzdem zu schnell näher. Ich wusste zwar nicht was mich hinter der Tür erwarten würde, aber ich wusste, dass es schlimm werden würde. Trotzdem zögerte ich nicht eine Sekunde, bevor ich die Türklinke hinunter drückte. Ich wusste, dass es mir weh zu würde ihn so zu sehen.
Und ich hatte Recht. Das erste, was ich wahrnahm als ich seinen Raum betrat war seine Mutter, die mit leichenblassem Gesicht und tiefen Ringen unter den Augen dasaß und seine Hand hielt. Tiefe Falten zogen sich über ihre Stirn und schienen sich wie Furchen über ihr ganzes Gesicht zu ziehen. Ihre Augen hatten all ihren Glanz verloren, doch auf ihren Lippen lag noch immer ein Lächeln.
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Herzschlag
Teen FictionSein Herzschlag stand still, unsere Herzen schlugen weiter. Lautlose, dröhnende Herzschläge von Herzen, die sich schuldig fühlten zu schlagen. Weil es seines nicht mehr tat. Sterben ist nicht schön. Sterben ist scheußlich. Das Leiden endet nicht m...