~Herzschlag~
Ich wusste nicht wie lange ich komplett leer in das verlassene Zimmer starrte, bevor ich mir der Präsenz einer Person hinter mir bewusst wurde. Ruckartig drehte ich mich um und blickte in ein Paar grüne Augen, das mir nur zu bekannt war. Tränen schimmerten darin und ich sah, dass sie jede Sekunde überfließen würden.
Doch bevor das geschehen konnte schlangen sich zwei Arme um meinen Hals und drückten mich ganz fest an die Brust der Person, der sie gehörten. Schluchzer zerrissen ihre Brust und ich konnte nicht anders als die Umarmung zu erwidern. Ich schloss einfach die Augen und hielt still. Irgendwann ging sie schniefend einen Schritt zurück.
Die Welt um mich herum schien stumm geworden zu sein, denn ich sah wie sich ihre Lippen bewegten, hörte jedoch nicht die Worte, die von ihren Lippen fielen. Ich wusste, sie waren traurig und sie schienen mir wie ein unendliches, depressives, monotones Tropfen. Ich verstand nicht, was sie mir sagen wollte, doch ich verstand ihren Schmerz.
Alleine ein Blick in ihre Augen reichte aus um sagen zu können, dass sie so viel stärker litt als ich. In ihren Augen war kein Funken der Hoffnung mehr zu sehen, nur Verlust. Es schimmerten die Tränen in ihnen und ich wusste, dass sie von nun an ihr Leben sein würden. Dieser Gedanke machte mich traurig. Sie liebte Nate und sie hätte alles für ihn getan, doch er ließ sie alleine, ließ uns alleine. Nate verschwand aus dieser Welt ohne ein Wort zu sagen.
Und obwohl mein Herz zu brennen schien, bei dem Gedanken an seinen Tod, wollte ich doch wissen, wie er gestorben war. Ich wollte wissen unter welchen Umständen sein Herz aufgehört hatte zu schlagen und doch konnte ich die Frage nicht über die Lippen bringen. Es mussten wohl einige Momente vergangen sein, denn als ich mich wieder konzentrierte, blickte mich seine Mutter aus traurigen Augen erwartungsvoll an. Mein Blick fiel etwas tiefer. Es war eine graue Schachtel, auf der in großen Buchstaben ein Name draufstand, mein Name.
Ein weiterer Blick nach oben zeigte mir, dass er wollte, dass ich das bekommen würde und ich streckte zitternd meine Hände nach dem Karton aus, um ihn wenige Sekunden später zitternd in meinen Händen zu fühlen. Jetzt wusste ich, warum Nates Mutter so dringend mit mir sprechen wollte. Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln und wollte einfach nur fort aus diesem leeren Haus. Nates Mutter schien auch alleine sein zu wollen, denn sie geleitete mich die Treppe hinunter. Auch sie versuchte mir angestrengt zuzulächeln, was ihr nicht gelang.
Sobald ich einen Fuß über die Türschwelle gesetzt hatte, wusste ich, dass ich dieses Haus nie wieder freiwillig betreten würde. Und nur, um es einmal erwähnt zu haben, Nates Mutter starb zwei Jahre später an einer Kondition, die auch von Ärzten als ein gebrochenes Herz beschrieben wurde.
Ich führte meinen Weg fort bis zu unserem Haus. Ich wusste, dass meine Mutter noch nicht zuhause war, deshalb machte ich mir nicht die Mühe leise zu sein. Sie dachte ohnehin ich wäre in der Schule. Die Box lag schwer in meinen Händen und sie schien während ich die Treppen nach oben ging immer schwerer zu werden. Mein Herz schlug schneller, als es eigentlich sollte und ich wusste nicht, ob ich dazu im Stande sein würde sie jetzt zu öffnen.
Nachdem ich für einige Minuten still dagesessen und auf die Box in meinem Schoß gestarrt hatte, stand ich schließlich ruckartig auf. Das Objekt platzierte ich sorgsam auf meinem Bett, dann machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer. Es war komisch, gerade war ich in Nates Haus gestürmt um nach Überresten seiner Präsenz zu suchen, nun bekam ich eine Kiste mit Sachen in die Hand gedrückt, von denen er persönlich wollte, dass ich sie erhalte.
Meine Gedanken wanderten. Ich wusste, warum ich nach ihm gesucht hatte, in sein Zimmer geplatzt war. Ich wusste den Grund für mein brennendes Verlangen etwas finden zu wollen, das von ihm übrig war. Unwissen. Ich wusste, dass Nate existiert hatte, ich wusste es einfach. Erinnerungen quollen vor meinem inneren Auge auf, sobald ich nur an seinen Namen dachte und trotzdem gab es ihn nicht mehr.
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Herzschlag
Teen FictionSein Herzschlag stand still, unsere Herzen schlugen weiter. Lautlose, dröhnende Herzschläge von Herzen, die sich schuldig fühlten zu schlagen. Weil es seines nicht mehr tat. Sterben ist nicht schön. Sterben ist scheußlich. Das Leiden endet nicht m...