Kapitel 6

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Am nächsten Morgen wachte ich mit heftigen Kopfschmerzen auf.

Der Jetlag und die Sache mit Aiden hatten mich vollkommen fertig gemacht. Schlaftrunken stieg ich aus dem Bett und stolperte gleich über meinen Koffer. Au. Mit Mühe hatte ich mich festhalten können, sodass ich nun in einem komischen Winkel im Türrahmen hing.

Während ich versuchte, mich zu befreien, ohne hinzufliegen, klopfte es an der Tür zu Dannys Gästezimmer. "Bist du wach? Wenn ja, turnst du wieder?", fragte mein lieber Bruder belustigt und erntete darauf einen vernichtenden, aber auch traurigen Blick von mir.

Ich hatte, als ich kleiner war, geturnt. Genauer gesagt, hatte ich sogar Leistungsturnen betrieben und war nicht gerade schlecht gewesen, wie die vielen Medaillen bewiesen, die in meinem Zimmer zuhause hingen. Ich hatte jedoch mit zwölf aufhören müssen, wegen meiner Knieprobleme und meinem Bänderriss.

Es hatte mich zerstört, nicht mehr turnen zu können, und ich konnte auch meinen damaligen Freunden oder meinem Trainer nicht mehr in die Augen gucken. Folge: Kontaktabbruch, kurzweilige Depression und eine ziemlich lange Selbstfindungsphase, in der ich meine Liebe für das Eislaufen wiederentdeckt hatte.

Im Eislaufen hatte ich einige Elemente, die mich and Turnen und damit meine Kindheit erinnerten, sie waren aber ein schwacher Trost.

Danny wusste, dass es mir nicht leicht gefallen war, aufzuhören, er hatte vermutlich nur einen Witz gemacht, der mich unglaublich verletzte. Was er nun auch bemerkte, wie ich an seinem Gesicht feststellen konnte.

"Oh nein, Milia, das wollte ich nicht... Das tut mir leid, ich bin so ein Arsch, ich hätte wissen müssen, dass es dich verletzt".

"Ist schon gut, Danny. Ich muss darüber hinwegkommen, es ist schon ziemlich lange her und ich habe das Eislaufen, also bin ich glücklich", antwortete ich, und stellte fest, dass ich das wirklich war.

Naja, abgesehen von der Sache mit meinem Ex Freund und meiner Ex besten Freundin. Und der Sache mit Aiden.

Aiden

Ich musste lächeln bei dem Gedanken an ihn, ich hatte das Gefühl, als kannte ich ihn schon ewig, viel länger als zwei Tage.

Aber jetzt musste ich auf andere Gedanken kommen. "Danny, ich habe Lust auf Pizza, können wir einkaufen gehen?"

„Ja klar, Em", antwortete er, erleichtert, dass ich das Thema gewechselt hatte.

Wenige Minuten später standen wir im nächsten Supermarkt. Danny arbeitete seine Einkaufsliste ab, während ich gedankenverloren den Einkaufswagen schob.

Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie Danny in eine andere Zeile verschwand. Stattdessen schob ich meinen Wagen weiter, bis ich auf einmal abrupt stoppte.

„Woah woah! Sag mal, kannst du nicht aufpassen?!", rief eine bekannte Stimme und ich riss überrascht den Kopf rum.

Vor lauter Überraschung stolperte ich über das linke Rad des Einkaufswagens und verlor den Boden unter meinen Füßen.

Schrill aufschreiend näherte ich mich dem Boden und versuchte schnell meine Arme auszustrecken, um den Aufprall zu mindern, als ich erstaunlich sanft aufkam.

Als ich meine Augen öffnete, die ich vor Schreck zusammengekniffen hatte, blickte ich in dieselben wunderschönen Augen, die ich gestern gesehen und in denen ich mich verloren hatte.

„Hola amiga, du musst mir ja nicht gleich in die Arme springen, weißt du", sagte Aiden mit seiner sexy, rauen Stimme, die mir eine Gänsehaut bescherte.

Seine grünen Augen blitzten und es bildeten sich süße Grübchen in seinen Wangen, als er mich verschmitzt anlächelte. Wahrscheinlich hatte er meine Reaktion auf ihn mitbekommen.

Benommen löste ich mich von ihm, trat ihm dabei ein paar mal auf die Füße und stand dann unsicher und mit rotem Kopf auf meinen eigenen Füßen.

Ich traute mich nicht mehr, ihn anzusehen, sondern starrte auf meine Füße.

„Danke... fürs Helfen, ähh tschüss", sagte ich schnell, hob meine Hand und rannte praktisch zu dem Einkaufswagen, richtete ihn auf und fand Danny in der nächsten Zeile. Schnell holte ich zu ihm auf, sagte aber nichts.

„Wo warst du, Emilia? Ich habe dich gesucht", fragte Danny vorwurfsvoll.

„Ich habe mich verlaufen, tut mir leid Danny", sagte ich entschuldigend.

„Macht doch nichts, Em. Jetzt bist du ja hier. Dass du mir nicht wegläufst...", sagte er leise, aber man konnte den Vorwurf in seiner Stimme hören.

Schuldbewusst zog ich den Kopf ein und nickte. Dann folgte ich ihm durch den Supermarkt, bis nach Hause.

Frost and IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt