Kapitel 8

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Emelia P.o.V:

Gelangweilt saß ich auf der Tribüne und sah der Zamboni-Maschine dabei zu, wie sie das Eis neu machte.

Dabei sah ich mich in der Eishalle um; sie war sehr groß, größer als jede, in der ich in Deutschland geskatet hatte.

An der Decke hingen Banner mit Bildern und Nummern von besonderen, meist ehemaligen Spielern des Vereins. Dannys neuer Verein war einer der ganz großen. Sie waren Mitgründer der NHL und auch einer der ältesten Vereine Kanadas.

Und unser Danny, aus einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg hat es geschafft. Mein großer Bruder hat seinen Traum erfüllt und spielt jetzt professionell Eishockey für einen der größten Vereine weltweit.

Ich konnte nicht umhin, stolz auf ihn zu sein. Stolz darauf, dass er sein Ziel im Auge behalten hatte und schließlich seinen Traum erfüllt hatte. Stolz darauf, dass er als einziger deutscher Eishockeyspieler direkt von der Amateurliga in die NHL gedrafted wurde. Dass er mit seinem neuen Team gut klarkam.

Und da kamen sie auch schon. Zwanzig Eishockeyspieler in vollständiger Ausrüstung und der Coach kamen aus den Kabinen aufs Eis.

Zuerst sah ich Danny nicht und musste nach der Nummer 16 Ausschau halten. Ich entdeckte ihn auf der anderen Seite der Eisfläche, wie er den Puck auf seinem Stock balancierte und damit jonglierte, wie im Fußball. Ich musste lächeln. Eishockey war einfach sein Sport.

Er schien mich bemerkt zu haben, denn nachdem sein Coach Aufgaben verteilt hatte, kamen beide vom Eis und liefen in meine Richtung.

„Darf ich vorstellen, Coach, meine Schwester Emilia. Emilia, Coach Johnson", stellte er uns vor und wir schüttelten die Händen.

Coach Johnson war ein Mitt-Vierziger mit grauen Haaren, einem verkniffenen Mund, aber lächelnden Augen, einer schiefen Nase, der man ansehen konnte, dass sie mehrere Male gebrochen war, und einer großen Narbe über der rechten Augenbraue, die vermutlich ebenfalls vom Eishockeyspielen stammte. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit gelber Krawatte, die einem gerade so entgegen sprang.

Wie ein Paradiesvogel.

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Coach Johnson", sagte ich höflich, worauf er sogleich ein Gesicht machte, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.

„Bitte, bitte nicht so formell, Kind. Da fühle ich mich soo alt! Du kannst mich Coach oder auch John nennen, aber bitte nicht Coach Johnson", erwiderte er.

John Johnson, hihi. Da hatten sich seine Eltern aber echt was ausgedacht.

Ich konnte mir mein Kichern nicht verkneifen, was mir einen mahnenden Blick von Danny einbrachte.

Ich verdrehte die Augen, als er nicht hinsah. Manchmal regte er mich echt auf.

„Naja, Kind, es war schön, dich kennenzulernen. Alle reden schon über dich, fragen sich, wer denn die schöne Fremde ist, die da sitzt. Viele werden erleichtert sein, dass du nur Dannys Schwester bist", damit zwinkerte er mir zu und verließ die Tribüne.

Ich musste lachen. „Ist das wahr?", fragte ich, an Danny gewandt. „Redet ihr über mich?"

Danny sah mich kurz an, dann huschte ein Schatten über sein Gesicht. „Ja, die Jungs reden über deinen „Knackarsch" und deine „kleinen Titten", soweit ich weiß", antwortete er resigniert.

Autsch.

„Na super", stöhnte ich auf. „Schlimmer kann es jetzt nicht mehr werden"

„Warts ab", sagte er nur und verließ mich, um am Training teilzunehmen.

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In der Trinkpause kam eine Gruppe von Spielern auf mich zu, einen von ihnen erkannte ich als Nick, den Rest kannte ich nicht.

„Hi, Emilia, wie gehts", begrüßte mich Nick. „Hey, Nick, ganz gut, und dir?", antwortete ich. Verstohlen musterte ich ihn, er hatte seinen Helm ausgezogen und fuhr sich nun durch die verschwitzten Haare. Er war echt nicht von schlechten Eltern, das musste man ihm lassen.

„Ganz gut, jetzt wo ich dich sehe", antwortete er und zwinkerte mir zu, was mich zum Lachen brachte. Der Rest der Gruppe lachte ebenfalls.

„Du hast meinen Anmachspruch geklaut!", rief ein dunkelhäutiger, ebenfalls ziemlich gut aussehender Spieler neben ihm.

„Ist deine Antwort auf diese Frage die gleiche, wie die Antwort, wenn ich dich nach einem Date fragen würde?", fragte er.

„Ja", antwortete ich „Warte, nein... ja. Oooh!"

Ich musste lachen. „Der war gut, den habe ich davor noch nie gehört", gab ich zu.

„Ich bin Brian", stellte sich der dunkelhäutige vor. „Emilia", antwortete ich. „Ich weiß", sagte er nur und grinste.

„Tat es weh?", fing der nächste, ein braunhaariger mit grünen Augen an.

Da ich wusste, worauf er hinaus wollte, sagte ich: „Nein, es tat nicht weh, als ich vom Himmel gefallen bin, danke der Nachfrage".

Daraufhin brachen alle in Gelächter aus, was mich ebenfalls zum Lachen brachte.

„Ok, ok, ich gebe zu, der war schlecht", grinste er. „Ich bin Harry, schön dich kennenzulernen", daraufhin griff er nach meiner Hand und drückte einen Kuss auf sie.

„oooooh", machten alle anderen Jungs, woraufhin ich kichern musste.

„Jungs, Trinkpause vorbei!", rief der Coach und die Jungs setzten ihre Helme wieder auf, zogen ihre Handschuhe an uns skateten auf das Eis.

„War schön, euch kennenzulernen!", rief ich ihnen zu. Einige Jungs auf dem Eis, die ich noch nicht kennengelernt hatte, sahen neugierig zu mir rauf.

Auch ein Spieler, der mit dem Rücken zu mir gestanden hatte, drehte sich beim Klang meiner Stimme um, und sah mich an.

Unsere Blicke trafen sich und verhakten sich innerhalb von Millisekunden. Diese Augen, die kannte ich doch...

In seinen Augen lag Überraschung und ... etwas, was mir den Atem raubte. Sein Blick fuhr meinen Körper auf und ab und plötzlich fühlte ich mich sehr unattraktiv in Dannys übergroßem Strickpulli und den dunkelblauen Jeans.

Sein Blick blieb wieder bei meinen Augen hängen und ich musste mich daran erinnern, zu atmen, sonst wäre ich sicherlich umgekippt. Sein Blick war so... intensiv.

Aiden", murmelte ich leise.

Er schien erkannt zu haben, dass ich seinen Namen genannt hatte, denn er grinste mich schief an, oh mein Gott, ich schmelze, und folgte dann seinen Teamkollegen zu der Spielerbank.

Das warme Gefühl in mir verschwand und ich fühlte mich seltsam leer, als ich Dannys Blick auf mir spürte, der dann zwischen Aiden und mir hin und her wechselte, woraufhin Danny dann wütend seine Wasserflasche zurück in den Halter schmiss.

Frost and IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt