Hallöchen meine Lieben!
Nachdem Wattpad letzte Woche so nett gestreikt hat, hoffe ich jetzt einfach mal, dass es diese Woche klappt mit dem Veröffentlichen....
Naja, wie dem auch sei, hoffe ich auf jeden Fall, dass Euch das Kapitel gefällt!
Fühlt Euch gedrückt!
Eure
theuniverseinus
___________________H E N R Y
Vorgestern ist Vinnie das letzte Mal hier gewesen und seitdem warte ich eigentlich nur noch darauf, dass er wieder kommt und mit mir spricht. Gestern Nachmittag hat Trevor nämlich die Nachricht erhalten, dass sich Vinnie wohl mit Brad angelegt haben soll. Allerdings hat es sich für mich so angehört, als hätte er es tatsächlich geschafft Brad nieder zu strecken. Einfach so, ohne irgendwelche Hilfe.
Ich glaube, man kann sich vorstellen, wie stolz ich auf meinen kleinen Engel bin. Mir wäre es zwar lieber, wenn er sich nicht ausgerechnet mit demjenigen anlegt, wegen dem ich hier liege, aber ich bin einfach so unglaublich stolz, dass er sich endlich nicht alles gefallen lässt. Scheinbar bringt meine Situation auch etwas positives mit sich: Vinnie lernt endlich sich zu verteidigen.
Was mir allerdings Bauchschmerzen bereitet ist, dass Brad skrupellos ist. Er geht über Leichen, um sein Ziel zu erreichen.
Scheiße, das hat sich auch noch gereimt... .
Wie dem auch sei, mache ich mir nun Sorgen um das Wohlergehen von Vincent. Ich meine, wenn er mir schon gleich mehrere Kugeln in den Körper jagen lässt, was macht er dann womöglich mit Vinnie?
Das will ich mir gar nicht erst vorstellen. Es wäre mein schlimmster Albtraum, da bin ich mir mehr als sicher. Ich habe es ja schon kaum ausgehalten, als Vinnie in Ohnmacht gefallen ist, wie wäre es dann an seinem Krankenbett zu sitzen?
Allein schon die Vorstellung lässt ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend entstehen.
»Wollte Vincent nicht schon längst hier sein?«, höre ich Christa fragen.
»Ja, eigentlich schon«, antwortet Trevor nachdenklich. »Vielleicht muss er aber auch seinen Grandpa mal wieder auf den Boden der Tatsachen bringen.«
»Stimmt, da hab' ich gar nicht mehr dran gedacht.«
Hoffentlich übertreibt es Ulysses nicht wieder. Manchmal ist es eben doch ein Fluch, dass er sich in seinem fortgeschrittenen Alter noch so fit fühlt und meint, dass er alles noch genauso gut hinbekommt wie als wäre er kaum älter als dreißig. Da kommt halt doch noch einmal der Dickkopf durch würde ich sagen.
»Hey, ihr beiden!«, ertönt Vinnies Stimme plötzlich. Ich habe tatsächlich gar nicht mitbekommen, wie sich die Tür geöffnet hat. »Ich musste Billy noch schnell als ›Babysitter‹ für Grabdpa abstellen. Er will es einfach nicht kapieren, dass er sich auch einmal Ruhe gönnen muss.«
»Was hab' ich gesagt?«, fragt Trevor lachend, was auch Christa ein Lachen entlockt.
»Wie geht's dir und dem kleinen Eindringling?«, fragt Vinnie, als ich spüre, wie er nach meiner Hand greift und sie kurz drückt.
»Ach, ganz gut«, antwortet ihm Christa. »Man kann übrigens bereits von Eindringlingen sprechen.«
»Was ehrlich, das ist ja voll cool! Zwillinge oder sogar Drillinge?«
»Glücklicherweise nur Zwillinge. Mein Gott, wenn ich daran denke wie mich Oscar damals schon beansprucht hat, will ich gar nicht wissen, wie es mit Drillingen sein könnte. Es wird wahrscheinlich schon anstrengend genug sich um zwei kleine Schreihälser zu kümmern.«
Ja, da hat sie leider Recht. Unser kleiner Bruder war schon immer sehr auf seine Mutter fixiert und hat sie nur sehr ungern weiter als drei Meter von sich entfernt gehabt. Der kleine war ein richtiger Schreihals. Manchmal habe ich mich gefragt, wie eine so kräftige Stimme in einen so kleinen Körper passt. Heute zeigen sich diese Eigenschaften allerdings immer noch - zwar nicht mehr ganz so schlimm aber dennoch nicht zu verachten.
Vor allem aber war Trevor zu der Zeit mehr als grantig, weil er einen sehr leichten Schlaf hat und immer wieder von Oscars Klagelauten aufgewacht ist. Na das kann ja dann noch wieder heiter bei uns werden... .
»Ja, ich weiß, was du meinst«, lacht Vinnie leise, während er sich auf die Bettkante setzt. »Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie Oscar darauf reagiert hat, wenn du dich mehr als ein paar Meter von ihm entfernt hast.«
»Und ich erst«, brummt Trevor leise, was Vinnie mit einem weiteren Lachen belohnt.
Es ist schön zu hören, dass er immer noch lachen kann, trotz meiner Situation. In den ersten Tagen, nachdem er erfahren hat, dass ich im Koma liege, hatte ich wirklich Sorgen um ihn. Er hat quasi nur an meinem Bett gesessen und geweint - sonst nichts. Und das hat mir auch sehr zu schaffen gemacht. Nie in meinem Leben habe ich gewollt, dass er wegen mir weint. Ich kann es einfach nicht ertragen zu wissen, dass er wegen mir traurig ist. Es bereitet mir ein unangenehmes Gefühl, welches sich in meiner Herz- und Magengegend ausbreitet. Fast wie ein Schleichendes Gift, was dich umbringen will.
»Wo sind eigentlich eure drei Anhängsel?«, fragt Vinnie in die Runde und streicht mir durch meine Haare. Meinetwegen könnte er das die ganze Zeit machen.
»George ist bei der Polizei wegen irgendeinem neuen Anhaltspunkt in Sachen Bandenboss und Linda passt auf Oscar auf. Er hat es mal wieder geschafft irgendeine Grippe aus der Schule mit zu bringen«, antwortet Christa.
Sie hört sich irgendwie erschöpft an. Ob es nun aber an ihrer Schwangerschaft liegt oder an dem ganzen anderen Stress kann ich beim besten Willen nicht sagen.
»Wann hat er das Mal nicht geschafft?«, fragt Trevor unsere Stiefmom, die daraufhin leise in sich hinein lacht.
»Das ist die richtige Frage.«
»Der Kleine hat einfach auch nur Pech in solchen Sachen«, lacht Vincent leise, während er mir immer wieder durchs Haar fährt. Wäre ich eine Katze, dann könnte ich schwören, dass ich nun schnurren würde.
Es ist irgendwie ein angenehmes Gefühl. Ich weiß auch nicht, aber es beruhigt mich auf eine verrückte Art und Weise wie seine Finger immer wieder über meine Kopfhaut und durch meine Haare fahren.
»Und was ist das eigentlich für ein neuer Anhaltspunkt, den die Polizei hat?«, fragt Vinnie und klingt dabei mehr als interessiert.
»Das wissen wir noch nicht, aber Das wollte gleich nach der Besprechung zu uns stoßen und es uns mitteilen«, antwortet Trevor. »Ich bin allerdings erstaunt, dass sich tatsächlich noch Anhaltspunkte auffinden lassen.«
»Vielleicht ist das ja aber ein gutes Zeichen«, versucht Vinnie meinem Bruder optimistisch zu stimmen, was mich mehr als irritiert. Ich meine Vinnie ist schon immer ein Pessimist aller oberster Güte gewesen. Seit wann versucht er optimistisch zu sein?
»Vielleicht ist es aber auch ein schlechtes Omen«, erinnert Christa Vinnie.
Ich höre ein leises Seufzen, als Vinnie sich von der Bettkante erhebt und sich auf den Stuhl setzt, der am Kopfende des Bettes steht. Sein Griff um meine Hand löst sich kein einziges Mal.
»Oh Henry«, flüstert er leise und hört sich dabei irgendwie erschöpft und verzweifelt an.
In diesem Moment würde ich gerne seine Emotionen sehen, um zu wissen, was ihn bewegt. Ich habe es schon immer verwundert festgestellt, dass ich Vinnies Sorgen richtig zuordnen kann. Es ist mir ein Rätsel, weshalb er für mich solch ein offenes Buch darstellt, aber wirklich bedauern tue ich es auch nicht. Immerhin sehe ich sofort, wenn ihn etwas bedrückt und kann versuchen ihn zu helfen.
Doch in meiner temporären Lage kann ich ihm leider überhaupt nicht helfen und das macht mich noch wahnsinniger.
Verdammt nochmal! Ich will endlich wieder aus dem Koma erwachen!
Es herrscht einige Zeit Stille, in der anscheinend sowohl Vinnie als auch meine Stiefmom und Trevor ihren Gedanken nachgehen, erst als die Tür geöffnet wird, scheinen sie alle wieder aus ihrer Trance zu erwachen.
»Und was gibt's neues, Dad?«, fragt Trevor wie aus der Pistole geschossen.
Das tiefe Seufzen meines Vaters hallt durch den Raum, ehe man Stoff rascheln hört.
»Ein anonymer Anrufer hat bei der Polizei angerufen und alle möglichen wirren Vermutungen aufgestellt«, antwortet Dad und scheint sich auf einem Stuhl am Tisch mir gegenüber nieder zu lassen. Zumindest hört man sein erschöpftes Ächzen. »Die Officer wollten bloß, dass ich mir die Vermutungen anhöre und meine Meinung dazu äußere.«
»Aber was für Vermutungen sind es denn?«, fragt Vinnie, während sich der Griff um meine Hand verstärkt.
»Alles nur Hirngespinste, nichts was man groß Beachtung beimessen sollte. Ihr müsst euch also nicht eure Köpfe darüber zerbrechen.«
»Heißt das, dass wir immer noch bei Null stehen?«, fragt Vinnie leise nach.
»Leider ja«, seufzt Dad erneut. »Bis auf diese Sache mit den grünen Augen haben wir keine genauen Informationen, du uns weiterhelfen können. Uns bleiben die Hände gebunden.«
Dann ist es wieder still.
Wie ich diese Stille doch hasse. Ich habe es noch nie gemocht, wenn man sich anschweigt und das wird auch wahrscheinlich immer so bleiben. Diese Stille erinnert mich einfach zu sehr an Mutter, die sich nie großartig für uns interessiert hat. Ihr geht es einfach im ihrem Ruf und ihre Karriere. Deshalb hat sie uns auch damals verlassen, damit sie besser Karriere machen kann. Dad hat uns immer erzählt, dass sie als er sie kennengelernt hat noch nicht so war. Sie war sogar eine Recht fröhliche Natur, aber der Erfolg ist ihr wohl zu Kopf gestiegen. Mir soll es Recht sein, ich habe noch nie ein besonders inniges Verhältnis zu dieser Frau gehabt und bin jeden Tag froh darüber, dass wir Christa haben - dass Dad Christa hat.
Ihn hat es damals am härtesten getroffen, immerhin hat er unsere Mutter sehr geliebt, sonst hätte er sie auch nie geheiratet. Er ist in ein tiefes Loch gefallen nachdem Mutter sich von ihm scheiden lassen hat. Christa hat ihm durch die schwere Zeit geholfen und sein Herz für sich gewonnen. Sie ist ein wahrer Engel und wir alle lieben sie wirklich sehr. Ich meine, sie ist uns mehr Mutter gewesen als unsere biologische und das ist ich gut so. Immerhin haben wir die wichtigsten Werte von ihr vermittelt bekommen und gelernt was es heißt geliebt zu werden und zu lieben.
Die Stille wird durch das Öffnen der Tür wieder einmal unterbrochen diesmal tritt mein behandelnder Arzt, Dr Fitzgerald, ins Zimmer.
»Guten Tag, Mr. und Mrs. Jones, Trevor und Vincent«, begrüßt er meine liebsten. »Ich müsste Sie bitten den Raum kurz zu verlassen, damit ich Henry untersuchen kann.«
Nein! Vinnie ist doch gerade erst gekommen, nachdem er zwei Tage nicht hier war. Das will ich nicht, ich will ihm hier bei mir behalten! Ich weiß, dass ich mich wie ein verzogenes Gör anhöre, aber ich fühle mich in Vinnies Anwesenheit besser. Es mag vielleicht nur Einbildung sein, aber ich möchte nicht, dass derjenige, den ich aufrichtig liebe einfach so aus dem Zimmer geschickt wird. Je länger ich im Koma liege, desto größer wird mein Verlangen danach, ihm endlich meine Gefühle zu gestehen. Ich möchte ihn endlich wieder im Arm halten und sein Gesicht mit Küssen bedecken, ihm einfach bei mir wissen.
»Natürlich«, stimmen Christa und Dad dem Doc zu.
Als Vinnie allerdings aufsteht und meine Hand loslässt, versuche ich ein weiteres Mal sie zu umgreifen. Und diesmal scheint es tatsächlich zu funktionieren, denn ich merke, wie er stoppt und irritiert inne hält.
»Henry?«, höre ich ihn leise hauchen, als er vorsichtig versucht seine Hand von meiner zu lösen.
»Was ist los, Vincent?«, fragt Christa irritiert nach.
»Er hält meine Hand fest«, antwortet Vinnie ihr, ehe ich ein freudiges Lachen höre. »Wr halt meine Hand fest!«
Natürlich herrscht sofort Trubel im Zimmer und alle möglichen Ausrufe der Freude verlassen meine Familie, während Vinnie einfach woeterhin bei mir stehen bleibt und durch meine Haare fährt.
Ich kann es nicht glauben, aber ich habe es tatsächlich geschafft meine Hand mir gefügig zu machen. Also kann ich es mit Anstrengung, doch schaffen. Das heißt, ich muss mich einfach nur noch mehr anstrengen und dann schaffe ich es irgendwann aufzuwachen.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Es muss einfach klappen!
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Während ich schlief
Teen FictionAls Vincents Eltern bei einem Unfall verunglücken und er gezwungenermaßen zu seinem Großvater nach Toronto auf dessen Farm ziehen muss, scheint für ihn alles hoffnungs- und trostlos. Er fühlt sich alleine gelassen und verloren auf der großen weiten...